Wie wird der delikate Duft einer Blüte eingefangen, sodass er später dem Parfumeur im Labor für seine Kreationen zur Verfügung steht?
Nicht immer ist in Blüten, Wurzeln, Blättern, Rinde genügend ätherisches Öl enthalten, dass eine Destillation möglich ist.
Ich zeige anhand der zierlichen Prachtnelke wie man vorgeht, um die flüchtigen Moleküle in der Umgebungsluft einer Blüte einzufangen, ohne sie dabei zu pflücken, resp. zu zerstören.
Die Methode heisst
Headspace Analyse
An einem warmen Julitag fuhren wir zu den blühenden Prachtnelken ins Engadin. Eine Glasglocke wird über die Blütenköpfe gestülpt und so die mit Nelkenduft angereicherte Luft unter der Glocke mit einer Pumpe ca. 3 Stunden lang durch ein Röhrchen gesaugt. Das Röhrchen ist gefüllt mit einem weissen Pulver, das als Absorbtionsmittel dient und die Duftmoleküle der durchströmenden Luft festhält. Das Röhrchen wird danach im Labor mit Lösungsmittel ausgewaschen und die Lösung in einen Gaschromatographen mit Massenspektrometer eingespritzt. Dieses Analysegerät identifiziert jede Duftkomponente des Nelkenduftes und zeichnet diese als Chromatogramm auf. Der Riechstoffexperte kann jedem einzelnen Peak des Chromatogramms eine Substanz zuordnen und die Menge bestimmen. Aufgrund dieser Analyse kann also der Parfumeur den Nelkenduft rekonstruieren und mit Hilfe seiner Nase und dem Geruchsgedächnis ziemlich naturgetreu nachbauen.
Gesagt, getan, und aus der Headspace Analyse einer Engadiner Prachtnelke kreierte ich, mit viel Herzblut und Dufterinnerungen an die Bergwiesen der Alp Sarsura, ein sinnlich feminines Parfum namens SPLENDUR.
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