Die Zeit rennt. Und die Zeit ist verrückt. Kaum ist der herrliche Sommer und Herbst vorbei, schon klopft Weihnachten und Neujahr an die Türe!
Adventszeit. Zeit des Wartens. Alle sagen es sei doch eine stille Zeit. Es gibt sogar ein schönes Adventslied "O du stille Zeit!". Aber heute ist es die hektischste Zeit des Jahres! Warum ist das so?
Ich glaube ein Grund dafür ist, dass wir einerseits spüren, dass es in dieser speziellen Zeit um "Liebe" geht, einfach so. Und dann kommen die meisten Menschen schon mal in Wallung und hypern rum. Ist doch so oder?
Können wir noch umgehen mit Liebe? Was machen wir, wenn uns Liebe entgegengebracht wird? Davonrennen und schweigen? Rumschreien und hyperventilieren? Oder ratlos dastehen wie der Esel am Berg und nicht mehr wissen was tun?
Dabei sehnen sich alle Menschen zutiefst nach Liebe, nach tiefer Herzensliebe. Aber in unserem Zeitalter der totalen Vernetzung mit Allem und Jedem meint man, wir seien uns näher als in allen Jahrtausenden vorher. Aber das scheint nur äusserlich auf der Ebene der modernen Kommunikationskanäle zu stimmen. Innerlich scheint es mir manchmal fast in die entgegengesetzte Richtung zu laufen und die einfache Liebe zwischen den Menschen unter die Räder gekommen zu sein. Viele sind schlicht überfordert, menschlich damit umzugehen. Sie können nicht JA dazu sagen. Das ist unendlich schade.
Einerseits glauben viele Menschen gar nicht mehr daran, dass es das wirklich gibt und dass diese Liebe auch sie erreichen könnte, dass sie gemeint sind. Und anderseits nehmen wir in unserer Kultur mit der Muttermilch das Paradigma in uns auf: Gratis gibt's nix! Also muss man sich anstrengen, um etwas zu bekommen... auch in der Liebe.
Ich glaube das ist ein Grund, weshalb wir so geschäftig sind in der Adventszeit, tief in uns glauben wir, wir müssten etwas tun, um diese bedingungslose Weihnachtsliebe zu bekommen. Das drückt sich darin aus, dass sich viele von uns abmühen, irgendwelche Geschenke zu kaufen, die nicht wirklich von Herzen kommen, nur damit wir nicht dumm dastehen wenn wir selber etwas vom Andern bekommen. Und da sind wir beim nächsten Punkt; Liebe bekommen als Geschenk, ohne dass man das Gefühl hat gleich etwas zurüchschenken zu müssen! Wie vielen fällt das unheimlich schwer! Einfach etwas geschenkt zu bekommen und danke zu sagen! Fertig!
Kennen Sie das Gefühl, Sie müssten etwas mitbringen, wenn Sie zu einem Nachtessen eingeladen sind? Dann sind auch Sie in dieser Falle gefangen.
Eine Einladung ist ein Geschenk, warum sollten wir es nicht einfach dankbar annehmen ohne gleich zu meinen, man müsste etwas mitbringen. Für Viele ist es ein Zeichen der Schwäche, etwas geschenkt zu bekommen, schliesslich ist man doch kein Bedürftiger und kein Almosen-Nehmer! Ich bin doch wer, oder?! Wenn ich etwas schenke, dann bin ich der Starke, denn nur der Starke kann etwas geben.
Dabei ist es auf einer inneren Ebene gerade umgekehrt. Der wahrhaft Starke muss nicht ständig etwas geben oder beweisen dass er der Starke ist und geben kann. Und derjenige, der selbstbewusst seinen Wert kennt und sich selber als Geschenk wahrnimmt, der muss nicht nach aussen beweisen, dass er es nicht nötig hat, ein Geschenk anzunehmen. Er sieht sich selber als Geschenk und so geht er frei und glücklich an die Einladung zum Nachtessen. Dankbar für das bevorstehende gute Essen und die wunderbare Gesellschaft an diesem Abend.
Vielen geht das zu nahe und sie können das nicht zulassen. Viele wollen sich auf diese tiefere Ebene ihres Seins nicht einlassen. Das muss man akzeptieren.
Denn die Liebe, sei es die Weihnachts-Liebe oder die Oster-Liebe oder die Frühlings-Liebe oder die Herbst-Liebe oder die Weiss-Gott-Was-Für-Liebe, die kann von irgendwoher kommen. Und oft kommt sie nicht von dort wo wir sie erhoffen, dafür von dort wo wir sie nie erwartet hätten.
Schlussendlich ist ALLES ein Ausdruck von Liebe, selbst die schwierigste Lektion im Leben, selbst in den schwierigsten Gefühlen und Prüfungen des Lebens steckt Liebe, meistens mehr als wir denken. Denn diese Schicksalsschläge oder Herausforderungen sind die Axtschläge ins Fleisch unserer Panzerungen, unserer tausend Schutzschichten, die unser äusseres Bewusstsein von der Sonne der Liebe in unseren Herzen trennt. Es sind diese Axtschläge, durch deren geschlagene Ritzen und Spalten Licht von innen nach aussen dringen und unser äusseres Bewusstsein durchleuchten kann. So gesehen sind die schwierigsten und mühsamsten Erfahrungen des Lebens, seien sie kurzer oder längerer Natur, die wertvollsten Akte der Liebe des Lebens, die uns längerfristig glücklicher werden lassen.
ÜBERALL ist Liebe in Hülle und Fülle. Fragt sich nur ob wir sie wahrnehmen. Sie steckt überall, sogar in uns selber, wer hätte das gedacht? Und es winken da nicht nur eine oder zwei Mandarinen, sondern ein Königreich des Friedens und der Liebe ohne Ende, da bin ich mir 100% sicher. Für jeden einzelnen von uns, für JEDEN von uns.
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