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Liebe Vereinsmitglieder, Freundinnen und Freunde des Schweizerischen Sozialarchivs
 
Das Jahr 2016 ist zwar noch jung, dennoch bleiben wir nicht untätig und informieren Sie auch in Zukunft regelmässig über bekannte und unbekannte, neue und alte Schätze aus unseren Beständen.

Vor 75 Jahren streikte die Belegschaft der Werkzeugmaschinenfabrik Bührle & Co. in Zürich-Oerlikon. Auslöser dieses Arbeiterstreiks war ein explosionsbedingter Unfall mit 11 zum Teil schwer verletzten Angestellten. Zentrale Forderungen der Streikenden waren in der Folge beispielsweise die proportionale Lohnerhöhung, sowie der Ausgleich der während des Zweiten Weltkrieges erlittenen Reallohnverluste. Gefordert wurde aber auch der Abschluss eines Gesamtarbeitsvertrages. Als einer der grossen Arbeiterstreiks der Kriegsjahre ist der Bührle-Streik gut im Schweizerischen Sozialarchiv dokumentiert.

Komplett digitalisiert und online zugänglich ist neu das Lebenswerk des Zürcher Fotografen Hermann Freytag (1908-1972), der sich einen Namen als Auftragsfotograf verschiedener Organisationen der Arbeiterbewegung oder auch der Sozialdemokratischen Partei machte. Zwar fotografierte Freytag hauptsächlich Arbeiterorganisationen und Jugendbewegungen bei Alltagsphänomenen, da er jedoch seinen Fotoapparat auch privat stets dabei hatte, finden sich in seinem Werk auch Aufnahmen von Wanderungen und Reisen, die fast beiläufig den Wandel der Schweiz in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentieren. 

Neben weiteren Veranstaltungshinweisen, Buchempfehlungen und den Zuwachslisten der Monate November und Dezember 2015 gibt es also auch dieses Mal wieder viel Spannendes zu entdecken.
 
Wir freuen uns über Ihr Feedback und wünschen viel Spass beim Erkunden des Newsletters.

Frohes neues Jahr 2016!
 
Vassil Vassilev, Leiter Benutzung
 

Vor 75 Jahren: Ein wilder Streik bei Bührle


Nach der Kapitulation Frankreichs im Frühjahr 1940 war die Schweiz vollständig von den Achsenmächten und ihren Verbündeten umgeben. War schon in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre im Zeichen von Landi-Geist, Krisen- und Arbeitsfriedensrhetorik der nationale Schulterschluss zelebriert worden, so waren nun erst recht Ruhe und Disziplin gefragt. Gleichwohl kam es im Oktober 1940 in Zürich zu einem Arbeitskampf. Er spielte sich just in einer Branche ab, die in den Kriegszeiten Hochkonjunktur hatte und die überdies unter das Friedensabkommen fiel, welches 1937 von Arbeitgebern und Gewerkschaften der Maschinen- und Metallindustrie abgeschlossen worden war.

Die Werkzeugmaschinenfabrik Bührle & Co. in Zürich-Oerlikon steigerte nach Kriegsausbruch innert Jahresfrist ihren Gesamtumsatz mit Kriegsmaterial von 93 Millionen (1939/40) auf 177 Millionen Franken (1940/41). Zwei Drittel dieser Exporte gingen nach Deutschland. Der Personalbestand unterlag während den Kriegsjahren starken Schwankungen, wobei insbesondere die Frauen, deren Anteil an der Belegschaft bis im Sommer 1940 von 18% auf 28% angestiegen war, als Konjunkturpuffer dienten.

Auslöser des Arbeitskampfes war ein Unfall. Nachdem schon am 27. und 30. September 1940 Explosionen in der Munitionsfabrikation stattgefunden hatten, ereignete sich in der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober eine starke Explosion, die elf Arbeiter zum Teil schwer verletzte. Am 2. Oktober marschierten Teile der Belegschaft in einem geordneten Demonstrationszug von Oerlikon zum Zürcher Volkshaus und hielten dort eine Versammlung ab. Diese beschloss mit ungefähr 700 gegen 20 Stimmen die Arbeitsniederlegung. Ein Grossteil der Streikenden war nicht gewerkschaftlich organisiert.

Am 3. Oktober fanden erste Verhandlungen mit der Direktion statt, die ohne Ergebnis endeten. Tags darauf trat im Casino Unterstrass eine neuerliche Belegschaftsversammlung zusammen, welche einen Streik beschloss und eine elfköpfige Verhandlungskommission unter dem Vorsitz des Kommunisten Josef Bühler wählte. Forderungen waren die Verbesserung der Sicherheitsmassnahmen und eine Lohnerhöhung. Am gleichen Tag nahmen die Streikenden Kontakt mit der Zürcher Stadtregierung auf und baten diese um Vermittlung. Tatsächlich schaltete sich der Stadtrat in der Folge in die Verhandlungen ein, wenn auch zunächst ohne Erfolg. Am 8. Oktober reduzierte eine weitere Belegschaftsversammlung die Lohnforderungen; zwei Tage später fanden erneut ergebnislose Verhandlungen statt.

An diesen Versammlungen ergriffen jeweils auch Frauen das Wort. Ihre Stellung in der Streikorganisation und in den Streikforderungen war indessen spiegelbildlich zu ihrer Position im Betrieb. Die Verhandlungskommission war rein männlich und die Lohnforderungen zielten auf eine proportionale Erhöhung und damit auf eine Beibehaltung der Diskrepanz zwischen Männer- und Frauenlöhnen ab. Die streikenden Frauen waren zudem oftmals besonders von Massregelungen gefährdet, da manche mit ebenfalls in der Maschinenfabrik arbeitenden Männern verheiratet waren. So zog eine Arbeiterin ihre Lohnklage beim Anwalt der Belegschaft mit der folgenden Begründung zurück: „Da mein Mann auch in der Werkzeugmaschinenfabrik arbeitet, habe ich mehr davon wenn er die Arbeit behalten kann und ich auf einen grösseren Betrag verzichte.“

Die Streikenden bemühten sich, die Öffentlichkeit auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Am 12. Oktober erschien im Volksrecht die Einsendung eines Arbeiters, der sich über die Vermögensverhältnisse von Direktor Bührle ausliess; illustriert war dieser Artikel mit einem Faksimile von Bührles Steuerausweis. Ungefähr gleichzeitig brachte die Verhandlungskommission auch ein Flugblatt mit Bührles Steuerausweis in Umlauf, in dem zu lesen war: „Jeder bedenke, dass der Lohn bei uns klein ist. Bei der Verhandlung hat Direktor Bührle salbungsvoll erklärt, dass alle Opfer bringen sollen. Direktor Bührle schränkt sich auch ein! Und wie: Er versteuert laut Angabe des Steueramtes der Stadt Zürich: Einkommen Fr. 14,743,300.-- […] Vermögen Fr. 20,683,500.-- […] Bei 14 Millionen Franken Einkommen nur 20 Mill. Fr. Vermögen???? Jeder denke, was er will.“ Am 15. Oktober druckte der Tages-Anzeiger unter dem Titel „Die Meinung eines Arbeiters“ einen Leserbrief, in welchem ebenfalls aus Bührles Steuerausweis zitiert wurde. Diese Veröffentlichungen lösten eine nicht geringe Resonanz aus.


Emil Bührles Steuerausweis, abgedruckt im Volksrecht (SozArch Ar 201.44)

Die Direktion der Maschinenfabrik versuchte zunächst, den Streik möglichst unsichtbar zu machen. Da nach den Explosionen infolge der Zerstörungen und der Untersuchungen über die Ursachen des Unglücks ohnehin nicht voll gearbeitet werden konnte, wurden die Arbeiterinnen und Arbeiter der vom Streik am stärksten betroffenen Abteilungen kurzerhand beurlaubt, wobei sie nur einen Bruchteil des normalen Lohnes erhielten. Diese Strategie hatte insofern Erfolg, als die Presse mit wenigen Ausnahmen nicht von „Streik“, sondern lediglich von einem „Arbeitskonflikt“ sprach. Die Hauptsorge der Direktion war zunächst aber nicht der Streik, sondern der durch die drei kurz nacheinander erfolgten Explosionsunfälle möglicherweise entstandene Imageschaden. Um diesem entgegenzuwirken, wurden wenige Tage nach dem Unglück Pressevertreter zu einer Besichtigung des Fabrikareals eingeladen.

Erst die Publikation von Bührles Steuerausweis und die damit verknüpften Vorwürfe der Abzockerei zulasten der Löhne und selbst des Lebens der Arbeiterinnen und Arbeiter veranlassten die Direktion, öffentlich zum Arbeitskonflikt Stellung zu nehmen. Am 23./24. Oktober schaltete sie in mehreren Tageszeitungen ein ganzseitiges Inserat mit dem Titel „Grosszügige Arbeitsbeschaffung durch einen Unternehmer“, das die volkswirtschaftliche Bedeutung der Maschinenfabrik betonte. Insbesondere brüstete sie sich mit ihren Aufträgen aus dem Ausland: „Der Gewinn der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon wurde fast vollumfänglich im Auslande erzielt, wo die Firma ihren Hauptabsatz hat an Waffen, Munition und Werkzeugmaschinen. […] Dank seiner unermüdlichen, grossen Anstrengungen auf konstruktivem, fabrikatorischem und kommerziellem Gebiet hat das Unternehmen schliesslich im Ausland ganz bedeutende Erfolge errungen, und zwar ohne staatliche Hilfe und ohne Unterstützung durch schweizerische Heeresaufträge.“

Um die Legitimität des Streiks in Frage zu stellen, liess man auch gezielt Stimmen aus der Arbeiterschaft zu Wort kommen, die nicht mit den Streikenden einig gingen. Die Werkzeitung der schweizerischen Industrie druckte im November 1940 unter dem Titel „Eine Arbeiterfrau schreibt dem Direktor“ den Brief einer „Frau Lina“ an Frau und Herrn Bührle ab, welche darum bat, „dass Sie ja nicht glauben sollen, dass alle Leute so wüst von Ihnen reden, und dass es auch solche giebt, die auf Ihrer Seite stehen. […] Ich möchte Ihnen überhaupt danken für die Arbeit, die Sie unseren Männern gegeben haben, hat es nicht sonst noch genug Arbeitslosenelend.“


Inserat Bührles zum Arbeitskonflikt (Tagblatt der Stadt Zürich, 23.10.1940)

Die für die Streikenden zuständigen Arbeitnehmerorganisationen standen dem Arbeitskampf ablehnend gegenüber. Eine Delegiertenversammlung der Gewerkschaft SMUV beschloss, den Streik nicht zu unterstützen, aber auch nichts dagegen zu unternehmen. Gleichwohl liess die SMUV-Führung am 7. Oktober im Volksrecht und fünf Tage später im eigenen Verbandsorgan einen Artikel gegen den Streik erscheinen. Verbandspräsident Konrad Ilg meinte an der Zentralvorstandssitzung vom 4. Oktober über von ihm besuchte Versammlungen in Oerlikon und Zürich, sie bestätigten „immer wieder die Konfusion, die in einem grossen Teil der Köpfe herrscht. Man wird eine Klärung nur erreichen, wenn man einen Kreis guter Vertrauensleute aussucht und mit diesen systematisch arbeitet. Einzelne ‚Stürmi‘ und systematische Querulanten, bei denen offensichtlich kommunistische Einflüsse mitspielen, müssen aus dem Verband entfernt und von der Mitgliederliste gestrichen werden.“ Die Gegner des Friedensabkommens bestünden allgemein aus „Unorganisierten, aus Kommunisten und anderen Wirrköpfen“. „Meistens treten sie getarnt auf und wissen ihre wahren Absichten in verwirrende Floskeln zu kleiden. […] Wir gedenken jedoch nicht, dem Treiben tatenlos zuzusehen. Eine Säuberung muss baldigst erfolgen.“ Auch die Gruppe Metallarbeiter des Schweizerischen Verbandes evangelischer Arbeiter und Angestellten (SVEA) kritisierte den Streik.

Hingegen spendete die VPOD-Sektion der städtischen Angestellten 500 Franken für die Streikenden. Weitere Unterstützung kam von der Sozialdemokratischen Partei-Opposition (SPO), in der sich seit August 1940 die Gegner der Burgfriedenspolitik sammelten, von der Sozialistischen Jugend, von der kommunistisch dominierten „Metallarbeiter-Opposition“ sowie, wenn auch nur verbal, vom Landesring der Unabhängigen, der im Streik eine Gelegenheit sah, sich als wahrer Vertreter der Arbeiterinteressen in Szene zu setzen.

Die mit dem Streik sympathisierenden linksoppositionellen Kräfte schlugen klassenkämpferische Töne an und zogen auch Verbindungslinien zwischen der kapitalistischen Produktionsweise und dem Krieg. Die SPO meinte im November 1940, das Explosionsunglück in der Maschinenfabrik Oerlikon sei in der Bevölkerung allgemein als „Blutopfer“ des Krieges empfunden worden. Die „Herren von der Profitmacherzunft“ hätten dabei die „widerliche Fratze des Grosskapitals“ offen zur Schau gestellt, indem sie sich dank der Aufträge aus dem Ausland als Arbeitsbeschaffer darstellten, die es den Arbeitern erlaubten, „im Interesse einer Handvoll Millionenschinder Werkzeuge für ihre eigene Hinrichtung und die ihrer unschuldigen Mitmenschen zu fabrizieren!“ Die Grosskapitalisten seien dabei nicht nur Profiteure des Krieges, sie hätten sich sogar „angestrengt, das allgemeine Morden heraufzubeschwören […]. Diese Riesengewinnler müssen zur Rechenschaft gezogen werden, in allen Ländern, nicht nur weil sie uns ausbeuten, als wären wir eine Sklavenherde – auch weil es anders nie gelingen wird, das Verbrechen des Krieges aus der Welt zu verbannen!“

Der Oerlikoner Streik wurde auch als Bankrotterklärung des Friedensabkommens und als schwere Niederlage für die SMUV-Spitze betrachtet: „Der Lockgesang von der Verständigung zwischen Arbeit und Kapital, von der vaterländischen Pflicht zur Beendigung des Klassenkampfes gegen die grossen Ausbeuter wird diese Kluggewordenen nicht mehr betrügen können!“ Daraus gelte es die folgende Lehre zu ziehen: „Die Methode des Kampfes hat triumphiert über die Methode des Arbeitsfriedens. Durch den Kampf wurde das Grosskapital zum Nachgeben gezwungen. Schweizerische Arbeiter sind, unbekümmert um die Meinung der verbonzten Sekretäre, zum Angriff gegen den furchtbarsten Gegner übergegangen und haben einen ersten Schützengraben – nicht mehr, aber auch nicht weniger – gestürmt. Damit aber haben sie der gesamten schweizerischen Arbeiterschaft ein aufrüttelndes Beispiel gegeben, dass zur Nachahmung verpflichtet. Wenn wir alle dieser Verpflichtung nachzukommen streben, dann wird der Oerlikoner-Konflikt als ein Wendepunkt eingehen in die Geschichte der schweizerischen Arbeiterbewegung, als der bescheidene Anfang eines Wiederaufstiegs, der zu grossen und dauerhaften Siegen führen muss.“


Massregelung eines Streikführers (SozArch Ar 201.44)

Das Volksrecht als wichtigstes sozialdemokratisches Organ Zürichs lavierte während des Arbeitskampfes. Wurde das dritte Explosionsunglück noch unter dem martialischen Titel „Nächtliches Schlachtfeld der Arbeit“ angezeigt, so blieb im Folgenden die Berichterstattung über die Vorgänge in Oerlikon im Vergleich mit unabhängigen Tageszeitungen eher spärlich. Sowohl Artikel des SMUV als auch des Streikkomitees wurden kommentarlos abgedruckt. Erst am 23. Dezember nahm ein Volksrecht-Artikel über die Verletzten des Explosionsunglücks eindeutig Stellung zugunsten der Streikenden und ihrer bislang nicht wieder eingestellten Anführer, die sich genauso wie die Aktivdienstsoldaten an der Grenze „für ihr gutes Schweizerrecht“ gewehrt hätten.

Dem zwei Wochen dauernden Streik schlossen sich etwa 1'700 der 3'000 Beschäftigten an. Allen Streikenden wurde am 15. Oktober gekündigt. Kurz darauf trat die Firma aber auf die reduzierten Lohnforderungen der Streikenden ein und stellte stufenweise die meisten Ausgesperrten wieder ein. Am 17./18. Oktober 1940 verkündete die Verhandlungskommission in mehreren Tageszeitungen das Ende des „Arbeitskonfliktes“. Die Abmachung, dass keine Massregelungen erfolgen sollten, wurde aber insofern unterlaufen, als die Streikführer von Bührle nicht mehr eingestellt wurden.

Der Streik bei Bührle war nicht der einzige Arbeitskampf während der Kriegsjahre. Zwar sackte die helvetische Streikrate von 1937 (37 Fälle) bis 1940 (6) ab. In den folgenden Kriegsjahren gab es aber jährlich zwischen 15 und 20 Arbeitskämpfe. In der unmittelbaren Nachkriegszeit kam es dann zu einer Streikwelle, die 1946 (55 Streiks mit über 15‘000 Beteiligten) ihren Höhepunkt erreichte. Streikforderungen waren in der Regel der Ausgleich der während des Zweiten Weltkrieges erlittenen Reallohnverluste sowie der Abschluss eines Gesamtarbeitsvertrages. Von den Streiks in der zweiten Hälfte der 40er Jahren waren 52% vollständig und 44% teilweise erfolgreich und die Zahl der Gesamtarbeitsverträge nahm massiv zu. Dies war eine wesentliche Voraussetzung für die Ära des weitgehenden Arbeitsfriedens, der ab 1950 die helvetischen Arbeitsbeziehungen kennzeichnete.

Christian Koller

Bestände zur Thematik im Sozialarchiv:

Archiv:
Ar SMUV 01B-0001: Erweiterter Zentralvorstand 1938-1941
Ar SMUV 01C-0001: Zentralvorstand: Protokolle
Ar SMUV 07A-0076: Sektion Zürich: Kommunistische Metallarbeiterorganisation, 1921-1941
Ar 198.8.1: Nachlass Hans Bruggmann: Biographisches                                            
Ar 201.44: Oerlikoner Streik 1940

Dokumentation:
ZA 77.5 C: Arbeitskonflikte & Streiks in der Schweiz

Bibliothek:
Casutt-Schneeberger, Julia: Business cycles and strike activity: Labour conflicts across different economic regimes, 1945–2004. Marburg 2011. (Signatur 126641)                                                                 
Heller, Daniel: Zwischen Unternehmertum, Politik und Überleben: Emil G. Bührle und die Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon, Bührle & Co. 1924 bis 1945. Frauenfeld 2002. (Signatur 109944)
Hug, Peter: Schweizer Rüstungsindustrie und Kriegsmaterialhandel zur Zeit des Nationalsozialismus: Unternehmensstrategien – Marktentwicklung – politische Überwachung. Zürich 2002. (Signatur 109483)
Koller, Christian: Ladehemmungen – Streiks in der schweizerischen Rüstungsindustrie in den beiden Weltkriegen, in: Groebner, Valentin, Sébastien Guex und Jakob Tanner (Hg.): Kriegswirtschaft und Wirtschaftskriege – économie de guerre et guerres économiques. Zürich 2008. S. 213-229. (Signatur 119247)
Koller, Christian: Streikkultur: Performanzen und Diskurse des Arbeitskampfes im schweizerisch-österreichischen Vergleich (1860–1950). Wien 2009. (Signatur 121626)
Schiavi, Rita und Ruedi Brassel: Kämpfend in den Arbeitsfrieden: Zur Streikwelle der unmittelbaren Nachkriegszeit, in: Degen, Bernard et al. (Hg.): Arbeitsfrieden – Realität eines Mythos: Gewerkschaftspolitik und Kampf um Arbeit - Geschichte, Krise, Perspektiven. Zürich 1987. S. 57-69. (Signatur D 5170)

 
 

Veranstaltungen und Kooperationen des Schweizerischen Sozialarchivs

 

Buchvernissage:



"Zwischen Apologie und Ablehnung: Schweizer Spanien-Wahrnehmung vom späten Franco-Regime bis zur Demokratisierung (1969-1982)"


Mit Moisés Prieto Lopez (Autor) und Christian Koller :

Montag, 1. Februar 2016, 19.00 Uhr:

Schweizerisches Sozialarchiv, Medienraum
 
Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei, eine Reservation ist nicht nötig.
 

Buchempfehlungen der Bibliothek:

Thomas Fenner: Flaggschiff Nescafé – Nestlés Aufstieg zum grössten Lebensmittelkonzern der Welt. Baden, 2015
(Signatur: 132455; 425 S.)

Nescafé, Nestea, Nesquik: Rund um den Globus trinken Menschen in zunehmendem Masse dieselben Markenprodukte. Manche sprechen in diesem Zusammenhang von einer weltweiten Vereinheitlichung der Alltagskultur, die von Weltmarken und multinationalen Konzernen gesteuert wird.

Der aus Burgdorf stammende Historiker Thomas Fenner geht in seiner Dissertation diesen globalen Transformationsprozessen exemplarisch am Beispiel von Nestlé und Nescafé nach. Er dokumentiert erstmals die Geschichte des Nescafés als wertvollste Marke der Schweiz und bedeutendste Kaffeemarke weltweit. Über Markenprodukte wie Nescafé, Nestea und Nesquik verbindet er Nestlés Aufstieg zum grössten Lebensmittelkonzern der Welt mit dem Wandel unserer Konsumgewohnheiten und schildert das Zusammenspiel zwischen globalen Markenprodukten und lokalem Konsumverhalten.

Elisabeth Bronfen, Daniel Kampa (Hrsg.): Eine Amerikanerin in Hitlers Badewanne. Drei Frauen berichten über den Krieg: Marta Gellhorn, Lee Miller, Margaret Bourke-White. Hamburg, 2015
(Signatur: 132489; 359 S.)

Kanonenhagel über Moskau, Bomberangriffe gegen Rommels Einheiten in Tunesien, der Vormarsch der Alliierten in Italien, der D-Day und die Befreiung des KZ Buchenwald: Im Zweiten Weltkrieg akkreditierten die amerikanischen Streitkräfte die ersten Frauen als Reporterinnen, welche nun an vorderster Front über das Kriegsgeschehen berichteten. Denn auch an der Heimatfront sollten Frauen für die Kriegsanstrengungen gewonnen werden. So kam es, dass in Hochglanz- und Frauenmagazinen wie Vogue neben Modestrecken illustrierte Reportagen über die Ereignisse des Krieges abgedruckt wurden.

Zu den bekanntesten Journalistinnen zählten die drei Amerikanerinnen Lee Miller, Martha Gellhorn und Margaret Bourke-White, deren wichtigste Texte und Fotos – viele davon in Deutschland unbekannt – Elisabeth Bronfen zusammengestellt hat.


Lee Miller in Uniform, London 1944

Susanna Grogg: Heimatlos in der Heimat – Magdalena Hirschi, geborene Rolli, 1784-1846. Eine Lebens- und Dorfgeschichte. Bern, 2015
(Signatur: 132486; 192 S.)

Magdalena Hirschi sehnt sich nach Geborgenheit und Wärme. Sie möchte gerne eine Familie gründen. Doch Anfang des 19. Jahrhunderts stellen sich jungen Leuten aus einfachen Verhältnissen viele Hürden in den Weg. Obwohl dank Napoleon frischer Wind sogar bis nach Bern weht, liegt die Freiheit doch nur in der Luft und wird nicht Wirklichkeit. Das Ancien Regime regiert uneingeschränkt weiter. Kirche und Staat halten die Menschen im Griff, entscheiden und verfügen über sie. Das trifft auch die Dienstmagd Magdalena hart, denn ihr Mann, der sich in Frankreich Napoleons Truppen angeschlossen hat, kehrt nie wieder zurück.

Susanne Grogg hat den Lebenslauf von Magdalena Hirschi anhand von Dokumenten im Kirchen- und Pfarrarchiv Albligen rekonstruiert. Die Geschichte zeigt das Schicksal einer alleinerziehenden Mutter im 19. Jahrhundert, deren Wunsch nach Bildung und sozialem Aufstieg unerfüllt bleibt.

Alle Bücher sind über den NEBIS-Katalog (www.recherche-portal.ch) bestellbar.
 
Susanne Brügger

 


Neuanschaffungen

Auch im Juli und August 2015 haben wir unseren Bestand weiter ausbauen können. Zu den Neuerwerbungen zählen in diesen Monaten Bücher, Zeitschriften u.a. Hier finden Sie eine komplette Auflistung aller aktuellen Neuerwerbungen - November / Dezember 2015.

Möchten Sie sich selbst einen Überblick über unsere stetig wachsende Sammlung verschaffen, so können Sie auf unserer Homepage die Suche Ihren genauen Bedürfnissen anpassen.

Gibt es etwas, was wir noch nicht haben? Kennen Sie einen Geheimtipp, den wir unbedingt in unser Angebot aufnehmen sollten? Wir freuen uns über Ihren Anschaffungsvorschlag.
 


Neue Bestände in der Datenbank Bild + Ton:
 
Vier Jahrzehnte Schweizer Alltag im Bild: Die Fotos von Hermann Freytag

Seit Jahrzehnten schlummerte ein ungehobener Schatz im Magazin des Sozialarchivs: das Lebenswerk des Zürcher Fotografen Hermann Freytag (1908-1972), in Holzkisten und Kartonschachteln verpackt. Nun ist der Hauptteil digitalisiert und online zugänglich – ein Panoptikum von fast 40 Jahren Schweizer Alltag.

Hermann Freytag trat nach einer Gärtnerlehre und der Rekrutenschule der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) bei, der er während Jahrzehnten, zuerst als einfaches Mitglied, später als Leiter, treu blieb. In den späten 1930er Jahren orientierte er sich beruflich neu: Er machte sein Hobby, das Fotografieren, zu seinem Haupterwerb, dem er bis zu seinem überraschenden Tod 1972 nachging. Freytag arbeitete als Auftragsfotograf für viele Organisationen der Arbeiterbewegung, für das Schweizerische Arbeiterhilfswerk (heute: SolidarSuisse), für verschiedenen Gewerkschaften, für die Roten Falken und für die Sozialdemokratische Partei. Seine Fotos erschienen regelmässig in der Gewerkschafts- und Parteipresse, aber auch in Meyers Modeblatt, für das er lange Jahre Fotoreporter war.

Nach Freytags Tod gelangten grosse Teile seines Werkarchivs ins Sozialarchiv, insbesondere sein umfangreiches Negativarchiv und die Kontaktkopien. Letztere sind nun digitalisiert und erschlossen. Freytag hat sein Werk auf über 2‘000 Kontaktbögen thematisch geordnet; jeder dieser Bögen enthält bis zu 16 kleinformatige Schwarz-Weiss-Aufnahmen, eine Art "Best-of" nach den Kriterien des Fotografen. Thematisch liegen seine Schwerpunkte bei der Dokumentierung der Tätigkeiten von Arbeiterorganisationen und Jugendverbänden sowie bei allgegenwärtigen Alltagsphänomenen (Verkehr, Bauten, Infrastruktur, Menschen bei der Arbeit etc.). Freytag hatte seine Kamera aber offenbar auch in seiner Freizeit oft mit dabei und fotografierte beim Wandern und beim Reisen beiläufig, wie sich die Schweiz in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte.


Zahnarztbesuch während der sogenannten Wienerkinder-Aktion 1946 (F_5500-AK01-029)

Zimmer in der Jugendherberge Crocifisso in Lugano, um 1960 (F_5500-AK08-117)

Einige hundert Papierabzüge, die Freytag für seine Auftraggeber angefertigt hat, sind im Lauf der Zeit im Rahmen diverser Archivablieferungen im Sozialarchiv gelandet. Weitere Abzüge sind zudem beim Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft (ISEK) zu finden, wo sie vom ehemaligen Zürcher Volkskundeprofessor Paul Hugger zusammengetragen wurden.

Die Kontaktkopien konnten dank Freytags exakter Arbeitsweise und den Verweisen auf die Negative ziemlich genau datiert werden. Die Scans eignen sich, um eine Vorauswahl zu treffen. Bei Bedarf kann in fast jedem Fall auf ein qualitativ hochwertiges Mittelformat-Negativ zurückgegriffen werden. Die Benutzung ist online möglich via Datenbank Bild + Ton: www.bild-video-ton.ch/bestand/signatur/F_5500. (Da die Ansicht der Kontaktbögen mit den aktuellen Darstellungsmöglichkeiten der Datenbank eingeschränkt ist, kann bei Bedarf auch auf die Originalscans zurückgegriffen werden, die am Bildschirm eine bequeme Recherche ermöglichen.)

Stefan Länzlinger
 



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