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Guidos Wochenpost
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Warum Bänker, Makler, Autohändler aussterben.

Bänker zu sein macht heute keinen Spaß mehr. Wegen der anhaltend niedrigen Zinsen wird es schwerer, Geld zu verdienen, Fintechs knabbern das Geschäftsmodell ab, das Image ist dank Peanuts und Rettungsaktionen ruiniert. Der Beruf des Bänkers, wie wir ihn kennen, stirbt aus. Damit steht er in einer langen Tradition - und weitere werden folgen.

Nehmen wir den Nachtwächter. Als im Mittelalter die Städte größer wurden, wuchs der Bedarf an Sicherheit. Polizei gab es nicht und erst im 17. Jahrhundert kam - zunächst in Paris - Straßenbeleuchtung in Mode. Es brauchte also tapfere Recken, die mit Laterne und Hellebarde durch die Gassen zogen und Sicherheit suggerierten. Gibt es so nicht mehr.

Oder Hufschmied. So lange wir mit Pferdekutschen verreisten und transportierten ein florierender Berufsstand für viele. Mit Aufkommen der mit Verbrennungsmotoren getriebenen Fahrzeuge bekam dieser Berufsstand ein Problem und heute gibt es nicht mehr viele von ihnen. Dass die Guten darunter sich am Luxusobjekt Pferd eine goldene Nase verdienen, ist ein anderes Thema.

In den 90ern hielt ich auf dem Rückweg von Italien bei Como an einer Tankstelle. Ein junger Tankwart kam mit mir ins Gespräch. Er wolle so gerne nach Deutschland, seine Augen glänzten bei der Vorstellung. Gute Idee, sagte ich, was er denn könne, was er beruflich machen wolle: Na Tankwart!, rief er mir entgegen und ich wurde ganz traurig. Außer den 1-Euro-Jobbern bei Shell ein toter Berufsstand. Wer weiß, was aus ihm geworden ist.

Wie lange also wird es noch freundliche Bankfachwirte am Schalter geben, wie wir sie kennen? Ich würde mal sagen zwei Jahre. Und sonst so? Ein weiterer Berufsstand vor dem Aussterben sind Immobilienmakler. Nicht erst seit der Einführung des Bestellerprinzips bei Vermiet-Immobilien verändert sich der Markt rapide. Denn immer mehr ihrer Funktionen werden von den großen Portalen, allen voran Immobilienscout24, übernommen. Die Verkäufer kommen so in direkten Kontakt mit den Käufern. Der Funktionsumfang des Maklers wird immer schmaler, tatsächlich dreht sich der Markt. Wurde die beste Home Stagerin von allen anfänglich vor allem von Maklern mitgenommen zu Verkäufern, bekommt sie mittlerweile überwiegend Direktaufträge von den Verkäufern und empfiehlt dann Makler ihres Vertrauens. Ohne Home Staging geht es nicht (wenn der Verkauf erfolgreich sein soll). Aber was passiert wohl, wenn sich als Add-on bei Immo-Portalen Dienstleister, Agenturen oder Apps etablieren, die lediglich die Besichtigungen abwickeln und den Notarprozess anstoßen - für deutlich weniger als fünf Prozent des Verkaufspreises?

Das Berufesterben unserer Tage hat viel mit Digitalisierung zu tun. Autohändler sind für mich auch heiße Kandidaten. Wer bitte - von persönlichen Sympathiekundgebungen abgesehen - braucht heute noch ein Autohaus? Eine Werkstatt zur Wartung und Reparatur, ok. Aber diese riesigen, Energie und Mitarbeiter fressenden Monster-Häuser mit Millionen totem Kapital im Showroom und auf dem Hof? Sorry, liebe Autohändler, die Uhr tickt.

Manch Zeitgenosse würde diese Argumentation in gerader Linie auf das bedingungslose Grundeinkommen zulaufen lassen. Ich halte das bedingungslose Grundeinkommen für eine großartige Idee, die echten zivilisatorischen Fortschritt bedeuten würde, den wir gerade in unserer Zeit dringend brauchen - aber nicht, weil Berufe aussterben. Denn dieser Schwund muss nicht zu Massenarbeitslosigkeit führen.

In den USA, habe ich einmal gelesen (und die Quelle nicht wieder gefunden), steckten 1810 über 70 Prozent aller Arbeitsplätze in der Landwirtschaft. Die gibt es heute (fast) alle nicht mehr, weil hochtechnisierte Großbauern mit ihrer Smartwatch Millionen von Hektar vollautomatisch bewirtschaften - zumindest beinahe. Doch die amerikanische Gesellschaft ist deswegen nicht mit einer Arbeitslosigkeit von 50+ Prozent in soziale Unruhen gerutscht - stattdessen sind jede Menge Bullshit-Jobs entstanden, die Menschen und ihre Familien offenbar ganz gut ernähren.

Also, liebe Bänker, Makler, Autohändler, seid nicht traurig, ihr müsst euch nur verändern. Eigentlich alles wie immer
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