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Digitale Mai-Notizen!
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Digitale Notizen 05/15

Die Sache mit dem Netz

Liebe Leserinnen und Leser,

vielen Dank für das zahlreiche und freundliche Feedback auf die April-Notizen. Habe mich sehr über Ihre Antworten gefreut - ein schöner Beweis für das Netzwerk, das sich um diesen Newsletter in den vergangenen Monaten gebildet hat.

Um Netzwerke geht es auch in dieser Folge - denn mit diesem Link können Sie eine Freundin oder einen Bekannten zum Digitale Notizen-Newsletter einladen. Bis zum 15. Juni auch völlig ohne Einladungscode!
Eine Einladung zum "Digitale Notizen"-Newsletter verschicken!
Aber es geht nicht nur darum, dass Sie selber netzwerken - sondern vor allem um das Netzwerk, das die Digitalisierung um die Welt gespannt hat. So selbstverständlich wir über "Internet" reden, so wenig scheint uns klar, dass wir über ein Netzwerk und nicht über ein klassisches Medium sprechen.

In seinem Beitrag zur Edge-Frage des Jahres 2010 ("Wie hat das Internet Ihr Denken verändert?") erzählt der SZ-Kollege Andrian Kreye von einem Besuch am MIT im Jahr 1989. Damals zeigte Marvin Minsky dem heutigen Feuilleton-Chef der Süddeutschen Zeitung das Medienlabor des MIT und erklärte, „dass die wichtigste Eigenschaft eines Computers nicht seine Leistung sei, sondern womit er sich vernetzen könne." Es geht also nicht um das Gerät, das man kauft, sondern um die Verbindung, die man damit eingehen kann. Eine Erkenntnis, die womöglich nicht nur für den Computer gilt, sondern auch für die Inhalte, die man darauf erstellen kann. Und vor allem eine Erkenntnis, die dazu führen sollte, dass wir etwas mehr Wert darauf legen, zu verstehen, wie man Verbindungen eingeht.

Dazu könnte zählen, dass man mehr über Zusammenarbeit als über Konkurrenz redet. Im Job-Netzwerk LinkedIn kann man zum Beispiel nicht bewerten, welche Fähigkeiten man selber hat, man kann sie lediglich für andere angeben. Ein schönes Beispiel für das Prinzip "Netzwerk", um das es in dieser Folge geht.

Deshalb habe ich weiter unten den SZ-Kollegen Johannes Kuhn zum Social-Media-Thema des Monats befragt und will Sie zudem dringend auf seinen Best Coast-Newsletter hinweisen. Hier weitere Netzwerk-Hinweise:

Podcast: Buzzfeeds Internet Explorer
Buch: Willkommen im Meer
Fernsehen: 15 Minutes of Fame im ZDF
Newsletter: Nextdraft
Hashtag: #langstrecke

Viel Freude bei der Lektüre

Dirk von Gehlen
P.S.: Das Netz-Foto wurde von Steve Richey fotografiert - ich habe es bei unsplash gefunden.

Instant Articles - eine Einschätzung aus San Francisco

 

Digitale Mai-Notizen als Interview

Johannes Kuhn über seinen Besuch bei Facebook

Seit vergangenem Jahr ist der SZ-Kollege und Schalke-Fan Johannes Kuhn als Korrespondent in San Francisco. Er schreibt für die Süddeutsche Zeitung über das Silicon Valley - und seit kurzem verschickt er einen sehr lesenswerten Newsletter (den ich dringend  empfehlen möchte!), der "Best Coast" heißt und in seiner jüngsten Folge vom Konzept "Instant Articles" bei Facebook handelt. Ich habe ihn dazu befragt:

An dem Tag als Facebook das Konzept "Instant Articles" vorgestellt hat, warst du in der Facebook-Zentrale. Ging es auch um "Instant Articles"?

Ich war mit einer Gruppe Journalisten zufällig dort, der Termin mit dem Team von Instant Articles wurde kurzfristig eingeschoben. Unter anderem waren Justin Osofsky dabei, der die Plattform-Partnerschaften verantwortet, und Mike Matas, der Design-Lead, vielleicht einer der besten in Mobile. Das ist kein Kaffeekränzchen mit netten Anekdoten, sondern Du sitzt in einem Meeting-Raum mit mattem Oberlicht in dieser gigantischen neuen Zentrale, die eine Art Fabrikhalle für Computer-Arbeiter mit Park und Bäumen auf dem Dach ist. Ein bisschen Produkt-Vorführung, ein bisschen Cheerleading, ein paar Fragen. Interessant fand ich, dass die Entwicklung schon seit neun Monaten lief und Zuckerberg die Designs bis aufs Kleinste aktiv bestimmt hat, solche Sachen wie Bild- und Werbeelement-Größen. Fast schon unfreiwillig komisch war, als Mike Matas ganz angetan meinte „Wir haben User-Tests gemacht und die Menschen wissen gar nicht, dass sie noch auf Facebook sind.“ Das ist natürlich der Zweck der Übung, aber auch leicht gruselig.
 
In Deinem Newsletter schreibst Du, dass es einigen Leuten bei FB vielleicht wirklich um Journalismus geht. Wie kommst Du darauf?
Natürlich machen sich die Tech-Arbeiter - gerade die mit etwas Lebenserfahrung - Gedanken darüber, wie eine Gesellschaft informierte Entscheidungen treffen kann. Die politische Spaltung, die in den USA zu zwei separaten Realitäten geführt hat, kannst Du auch in Kalifornien nicht ausblenden. Zugleich zerschmilzt der Journalismus gerade in diesem Konzept von "Content“, das am Ende für alles steht, mit dem sich Menschen digital beschäftigen können. Auf der South-by-Southwest wurden sogar Roboter als "neue Content-Plattformen“ bezeichnet - der Inhalt ist die Interaktion mit dem Nutzer.

Auf einer organisatorischen Ebene geht es aber nur um den klassischen Content und darum, dass das Netzwerk ihn vermarkten will, oder?
So ist es, das ist nun einmal, was Facebook macht. Die Dimension dahinter ist keine moralische, auch wenn die deutsche Debatte manchmal in die Richtung geht, sondern die des künftigen Ökosystems für mobile Werbung. 

Was hältst Du selber von der Idee "Instant Articles“?
In gewisser Weise erinnert es mich an AOL, aber handwerklich macht Facebook das gut. Was mich nervt ist diese konstruierte Prämisse, dass Webseiten mit mehr als fünf Sekunden Ladezeit inakzeptabel sind. Das ist lächerlich.Ich weiß aber gar nicht, ob wir in einem Jahr noch von Instant Articles reden werden - Facebook funktioniert über Trial & Error und fährt damit gerade ganz gut.
 
Ist es eigentlich ein blinder Fleck meiner eigenen Timeline oder geht es Dir das auch so, dass in FB nur äußerst selten relevante Gedanken entwickelt werden? Niemand, dem ich folge, entwickelt in FB auf die Art und Weise Ideen, wie ich das in Tumblr oder vor allem in Medium sehe. Könnte sich das durch Instant Articles ändern?
Ich kann mir eine Öffnung von Instant Articles für Autoren, Blogger oder Nutzer vorstellen, allerdings ist das für Facebook derzeit wahrscheinlich uninteressant. Im Moment ist es eher so, dass Medium diese Status-Updates mit zwei, drei Absätzen gerne bei sich sehen würde. Gute Gedanken entstehen meist in Diskussionen, aber auf Facebook hat sich eher eine Plauder-Kultur herausgebildet. Und warum auch nicht, der Reiz für die meisten Menschen liegt weiterhin in der Nähe zu den Freunden und Bekannten, mit denen sie dort interagieren.

Und wie geht es weiter mit dem FC Schalke?
Über zwei Dinge lassen sich keine seriösen Prognosen abgeben: Das Internet in fünf Jahren und Schalke in fünf Monaten. Aus recht unterschiedlichen Gründen sind beide unberechenbar…

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DER MAI (Standards)
Was wir (noch) nicht wissen:
... wann Stefan Raab aufgehört hat, sich als jung und lustig wahrzunehmen.

Was wir (nach diesem Newsletter) wissen:
... dass das Zauberhafte am Internet die Verbindung zwischen Menschen ist - auch #einbuchfuerkai beweist es.
... dass Sie bis 15. Juni Einladungen für diesen Newsletter verschicken können
 
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