Auch 2015 hält der Zustrom von Menschen aus dem Ausland, die aufgrund von Krieg und Vertreibung in Berlin Zuflucht suchen, an. Aktuell hat das Land Berlin knapp 15.100 Flüchtlinge aufgenommen und sie in insgesamt 63 Unterkünften untergebracht (Stand: 16.06.2015). Ihre Zahl hat sich in den vergangenen zwei Jahren mehr als vervierfacht und damit zeigt sich, dass die zahlreichen weltweiten Krisenherde uns alle betreffen. Im zweiten Halbjahr des letzten Jahres hat Berlin 13 neue Unterbringungsmöglichkeiten mit 3.000 Plätzen geschaffen, acht Einrichtungen wurden um insgesamt 755 Plätze erweitert und 3.755 Plätze konnten in Bestandsgebäuden bereitgestellt werden. Doch es zeigt sich auch, dass die Ankunft von Flüchtlingen ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat und das Engagement in Bezug auf weitere Unterbringungsmöglichkeiten weitergehen muss.
In den letzten Monaten wurde deutlich, dass die Bürgerinnen und Bürger im Bezirk, die Initiativen und Vereine sowie die Politik gut zusammenarbeiten – besonders dann, wenn alle vorliegenden Informationen bekanntgemacht und kommuniziert werden.
Zwischen Januar und September 2014 waren bundesweit Syrien sowie die Staaten auf dem westlichen Balkan (Serbien, Mazedonien sowie Bosnien und Herzegowina) die beiden zuzugsstärksten Herkunftsregionen, doch es ist mit weiteren Zugängen – insbesondere aus den aktuellen Kriegs- und Krisenregionen – zu rechnen.
Für die Flüchtlingsunterkunft in Allende II wurde ein „Runder Tisch“ geschaffen. Dort konnten sich Bürgerinnen und Bürger in der Vergangenheit immer wieder mit ihren Fragen zu Wort melden, welche allesamt direkt oder im Nachgang beantwortet wurden. Dies und das enorme bürgerschaftliche Engagement vor Ort haben dazu geführt, dass die Gegnerschaft (auch aus dem rechten Spektrum) recht bald dahinschmolz und die Unterkünfte heute von Proteste nahezu verschont bleiben. All jenen, die sich für die Unterkünfte in Allende I und II und ihre Bewohner engagiert haben, gilt mein herzlicher Dank. Eine solche Willkommenskultur und Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger sind zwei besonders schöne Gründe, die mich stolz auf Köpenick machen.
Darüber hinaus gilt es nun die längerfristigen, perspektivischen Fragen (wie z.B. in Bezug auf die Gesundheitsversorgung, BVG-Taktzeiten oder die Willkommensklassen an Schulen) anzugehen. Hierzu wurden in den letzten Wochen zahlreiche sogenannte Schriftliche Anfragen an den Senat gestellt. Auch müssen der Dialog und das aktive Engagement vor Ort weitergehen. Und es freut, dass man genau dies in Köpenick sieht: Menschen, die vermitteln, unterstützen sowie gemeinsam Ideen und letztendlich eine Willkommenskultur im Bezirk verwirklichen.
Hierbei ist besonders die Initiative „Allende2hilft“ zu nennen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat Flüchtlinge willkommen zu heißen und zu unterstützen. Die Standortentscheidung des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), welche für alle viel zu kurzfristig fiel, bot einen Nährboden für zahlreiche Proteste. Diese reichten – und diese Unterscheidung ist wichtig – von der Skepsis einiger Anwohnerinnen und Anwohner bis hin zu von der NPD organisierten Demonstrationen und damit deutlich hinein ins rechte Spektrum – das ergab eine entsprechende Anfrage mir (Drs. 17/15191). Gerade hier hat sich die Initiative „Allende2hilft“ als wichtiges Gegengewicht und Informationsstelle etabliert. Die öffentlichen Gesprächsrunden mit den Betreibern der Unterkünfte und auch mit den zuständigen Behörden als Ergänzung zu den Runden Tischen zeigen nun ihre positive Wirkung: Die Zahl der Demonstrationen ist deutlich zurückgegangen und die Lage vor Ort wesentlich entspannter. Zum Beispiel war das 1. Allende-Fest am 4. Juli, von der Initiative organisiert, ein voller Erfolg und hat diese Entwicklung noch verstärkt.
Für den fortwährenden Austausch stehen Ihnen die Betreiber der Unterkünfte, die Vertreter der Bürgerinitiativen und selbstverständlich auch ich jederzeit gern zur Verfügung.