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Hat kein Problem mit Quersubventionieren: Iouri Podladtchikov.
BDC

IOURI PODLADTCHIKOV

Alles aus Liebe


Iouri Podladtchikov hat ein Buch veröffentlicht, und keiner hat darüber geschrieben. Vielleicht finden es die Leute irrelevant, vielleicht haben sie Besseres zu tun. Gut möglich auch, dass sie einfach die Nase voll haben von ihm. Wir kennen kaum einen, an dem sich die Geister in dieser Stadt so scheiden wie an ihm.

Die einen nennen ihn unverfroren und unangepasst, die anderen unverschämt und unterhaltsam. Eine Meinung zum Snowboard Olympia-Sieger hat jeder, der ihn gestreift hat. Und gestreift hat Iouri Podladtchikov schon fast jeden: Beim Rosétrinken auf dem Sechseläutenplatz, beim Skaten in der Brunau, am Tresen der Bar 3000, beim Knutschen vor dem Gonzo. Meistens hat er eine Kamera dabei.

Denn es gibt nur etwas, was Podladtchikov so diszipliniert verfolgt wie den Sport: Die Fotografie. Auf Instagram hält er fest, was ihn neben dem Schnee sonst noch interessiert: Reisen, Skateboards, Frauen in Strumpfhosen, die Turnübungen machen. Dass niemand seine Bilder so ernst nimmt, wie er selbst, ist ihm egal. Podladtchikov ergreift jede Chance, die er kriegt: Frauen, die sich für ihn ausziehen, eine Fotomesse, die ihn als Kurator anfragt, ein Verleger, der aus seinem Bildarchiv ein Buch machen will.

Der Bildband heisst «True Love is Hard to Find». Es ist eine Auswahl aus Iouris Polaroid-Sammlung aus den vergangenen zehn Jahren. Verlegt hat es Dino Simonett, der auch schon Bücher von Alexis Saile und Lukas Wassmann herausgab. Mit dem Projekt witterten wohl beide Parteien eine Chance: Der eine kann vom Glamour eines erfolgreichen Sportlers profitieren, der andere sich einen weiteren Traum erfüllen.
 
Wir haben ein Exemplar durchgeblättert und waren erstaunt. Das Buch ist kein Kunstdebüt und keine Trophäensammlung, sondern eine innige Ode an den Alltag. Die Qualität der Bilder variiert, alle sind sorgfältig kuratiert und liebevoll präsentiert. Sie zeigen glückstrunkene Silvesterküsse, gerettete Katzen, Frauen zwischen den Laken oder unter der Dusche. Auf uns wirkte es wie das Tagebuch eines romantischen Hedonisten, der tagsüber keine Erfahrung auslässt und nachts von der grossen Liebe träumt.
 Wie das aufgeht, würden wir auch gerne wissen.

Am Donnerstag präsentiert Podladtchikov sein Buch im Landesmuseum, dann kannst du ihn selber fragen. Vom Titel solltest du dich nicht täuschen lassen. «True Love is Hard to Find» dokumentiert nicht die Suche nach der wahren Liebe. Es ist eine Liebeserklärung an die Suche danach. Das erstaunt dich hoffentlich nicht. Der Typ hat seinen berühmtesten Sprung YOLO Flip genannt.

Iouri Podladtchikov: True Love is Hard to Find, Landesmuseum
21. September, 18-21 Uhr
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