SCHNEEWITTCHEN IN DER STIERKAMPFARENA
(und andere Geschichten, die Sie so nicht gehört haben)

Das Aufeinandertreffen von Licht und Schatten bereitet die Bühne für die bevorstehenden Film- und Filmmusikkonzerte. Ein Aufeinandertreffen, das in musikalischer Hinsicht vom Flamenco bis zu groß besetzten symphonischen Werken reicht. Faust und Mephisto, Schneewittchen und seine Stiefmutter, Clarice Starling und Hannibal Lecter, James Bond und Auric Goldfinger: Diese ungewöhnlichen und gerade deswegen in Erinnerungen bleibenden Paarungen haben ganze Symphonien von Yin und Yang, von Anziehung und Abstoßung hervorgebracht.

Der ewige Kampf von Gut und Böse findet einen dramatischen Höhepunkt in BLANCANIEVES (2012). Höchst einfallsreich erzählt und mit einer feinen Prise schwarzen Humors gewürzt, verlegt BLANCANIEVES das bekannte Schneewittchen-Märchen ins Andalusien der 1920er-Jahre, wobei Alfonso de Vilallongas mitreißende Komposition den mehrfach ausgezeichneten Film von Pablo Berger aufs Vortrefflichste unterstützt. Die Geschichte mag zwar in Schwarzweiß inszeniert sein, doch die Musik bringt alle Farben zur Geltung: Akkordeon, Singende Säge, Ukelele, Gitarre, Klatschen und Gesang erweitern den Klang des Orchesters zu einer farbenfroh schillernden Begleitung. Genauso abwechslungsreich sind die Quellen für Bergers traumähnliche Vorstellung von einem Spanien der vergangenen Jahre. Wenn sein Schneewittchen schließlich zu einer Stierkämpferin wird, erinnern die Bilder an Luis Buñuels and Erich von Stroheims Darstellungen von Grausamkeit sowie an Friedrich Wilhelm Murnaus Geschick für visuelle Poesie.

Geht BLANCANIEVES auf ein durch die Brüder Grimm überliefertes Volksmärchen zurück, bildet eine Tragödie aus der Feder von Johann Wolfgang von Goethe die Vorlage für Friedrich Wilhelm Murnaus Meisterwerk FAUST (1926), welches wir in Dortmund mit der Neukomposition von Bernd Schultheis zur Aufführung bringen werden. Emil Jannings böse Verkörperung des Mephisto schlägt eine Brücke zu dem mephistophelischen Agentes des Torero in BLANCANIEVES … doch die Verwandlungen gehen weiter! In RAPSODIA SATANICA (1917), Anfang April in Münster zu sehen, verführt Mephisto die italienische Diva Lyda Borelli zu einer albtraumhaften Suche nach ewiger Jugend und Schönheit. Unter der Regie von Nino Oxilia entstand mit RAPSODIA SATANICA eine reine filmische Freude im Stile des art nouveau, gekrönt mit einer herausragenden originalen Komposition von Pietro Mascagni – im übrigen die einzige Filmmusik des Komponisten der Opern CAVALLERIA RUSTICANA (1890) und L’AMICO FRITZ (1891).

Andere Töne schlägt die Konzerttournee mit unserem Programm JAGD AUF 007 – EINE NACHT MIT JAMES BOND an, die am vergangenen Wochenende in München begann und in den kommenden Wochen Zuhörer in Frankfurt am Main, Nürnberg und Stuttgart in ihren Bann ziehen wird. Dirigent Christian Schumann hat von uns die Lizenz zum Tönen erhalten; zusammen mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg, der Sängerin Tertia Botha und dem Sänger Dennis LeGree wird er die unvergesslichen Melodien von John Barry, David Arnold, Adele Adkins und vielen anderen zum Klingen bringen.

Schließlich präsentieren die Brandenburger Symphoniker am 15. April unser neues Programm HELDEN UND SCHURKEN DER LEINWAND. Die musikalische Reise durch sechzig Jahre musikalischer und filmischer Legendenbildung beginnt mit Elmer Bernsteins DIE GLORREICHEN SIEBEN (1960) und endet mit Ennio Morricones vollblütiger Musik für THE HATEFUL 8 (2015). Werke von Bernard Herrmann, Gabriel Yared, Jerry Goldsmith, Howard Shore, Yann Tiersen und John Williams werden das Publikum in die Versuchung führen, sich zwischen Licht und Dunkelheit entscheiden zu müssen.