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Was kann ein Buchladen, was Pixel nicht können?
BDC

NEVER STOP READING / MATERIAL

Zwei Läden, ein Fehler

 

Wer im 21. Jahrhundert eine Buchhandlung eröffnet, ist entweder ein Idealist, ein Träumer – oder Jeff Bezos. Der Gründer von Amazon hat vor zwei Jahren seinen ersten Bookstore eröffnet. Was kann ein Laden, was Bildschirmpixel nicht können?

Die Japaner wissen es. Im Tsutaya in Tokyo kannst du bis nach Mitternacht durch die Seiten blättern und Kaffee dazu trinken. Bequeme Sessel locken, klassische Musik spielt, und die Auslage ist so riesig, dass du dich stundenlang darin verlierst. Du willst einfach mal schauen. Und dann entdeckst du zwei Bücher, drei Postkarten und einen fancy Farbstift mit Glitzerpunkten. Niemand zwingt dich, irgendwas zu kaufen. Trotzdem tust du es.

In Zürich gibt es gleich zwei neue Buchläden: Never Stop Reading im Niederdorf und Material hinter dem Hauptbahnhof. Im Never Stop Reading fällt das Auge auf verzierte Bodenplatten und farbige Tische mit Bildbänden von Hockney, Fischli/Weiss und Beni Bischof. Die Kunden sind weisshaarige Edelgenossenschafter in schwarzen Mänteln. Sie kommen, sie schauen, sie gehen. Lange bleibt keiner. Im Material verkauft ein zehnköpfiges Kollektiv Literatur- und Fotobücher. Die Autoren sind unbekannt, die Auflagen winzig, die Publikationen heissen «FuckZine», «You only Yolo once» oder «Das Scheitern der Schmetterlinge». Sofas? Fehlanzeige. Nur ein abgewetzter Sessel erinnert daran, dass wir nicht in einer Galerie stehen.

Das sind gleich zwei verpasste Chancen. In einem Buchladen wollen wir nicht rumstehen. Wir wollen uns drei Stunden hinsetzen können, einen Kaffee angeboten bekommen und ohne schlechtes Gewissen fünf Bücher durchblättern. Gebt uns Stühle, gebt uns Tische, gebt uns Öffnungszeiten bis spät in die Nacht. Dann kommen wir wieder. 

NEVER STOP READING, Spiegelgasse 18, 8001 Zürich
Mo bis Fr 10 – 20, Sa 10 – 17
MATERIAL, Klingenstrasse 23, 8005 Zürich
Mi, Fr, Sa 13 – 19, Do 13 – 21
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