Ich bin ganz begeistert, denn es ist ja hinlänglich bekannt, wie wichtig es ist, den Jungs von Anbeginn ihres Seins an zu zeigen, dass auch Knaben und Männer eine sensible Seite haben und diese leben dürfen. Und den Mädchen zu vermitteln, dass sie starke Heldinnen sein können. Und selbstverständlich gilt alles vice versa.
Mir scheint, dass sich bezüglich starker Frauenfiguren nicht nur in Sachen Kinder- und Jugendlektüre ein Wandel vollzieht, sondern auch in der Literatur für ein breiteres Publikum – resp. in der verfilmten Literatur für die heutige Gesellschaft, die lieber schaut als liest. Man denke zum Beispiel an die starke, trotzige Katniss Everdeen der «Tribute von Panem», an Tris Prior in «Divergent», die sich den Furchtlosen und Kämpfenden anschliesst, oder an Beatrix Kiddo in «Kill Bill». Und dann ist ja neulich «Wonder Woman» in unseren Kinos angelaufen – und die Kritiken überschlagen sich vor Lob, dass nach all den männlichen Überhelden wie Superman, Batman, Spiderman, Ironman, Wolverine und dergleichen mehr nun endlich eine Frau zeigen darf, wo’s lang geht (denn Spiderwoman und Catwoman zählen ja nicht dazu, sie bleiben im Schatten ihrer überlegenen männlichen Kollegen). Zudem: Nicht nur vor der Kamera gibt eine Frau die Marschrichtung durch, sondern auch dahinter: Regie führt nämlich eine Frau, Patty Jenkins.
Das ist schön.
Was mich aber noch viel mehr freut, ist die Tatsache, dass es nicht nur erfundene Superfrauen gibt, sondern auch wahrhaftige. Eine solche Wonder Woman ist Serena Williams. Mehrfach war sie auf Rang 1 der Tennisweltrangliste der Frauen. Und aktuell ist sie auf dem Cover von «Vanity Fair»: wie die Natur sie erschaffen hat – und mit Babybauch. Was für eine Wucht!
Liebe Leserin, lieber Leser, bei diesem Anblick konnte ich nicht widerstehen – ich musste rasch photoshöppeln und die beiden Wonder Women mit wehenden Mähnen (als hätten sie sich abgesprochen) auf einem Bild vereinen.
Da kann der übellaunige Ex-Tennisstar John McEnroe noch lange frotzeln, Serena Williams wäre gemessen an der Männer-Weltrangliste bestenfalls auf Rang 700 platziert. Ob Sigmund Freud, berühmt für seine Theorie des Penisneid, für das Machogehabe des ehemaligen Bad Boy auf dem Tenniscourt eine Erklärung hätte liefern können? –
Nun, ich kann‘s: Babybauch-Neid!
Herzlich Ihre
Lakritza
Judith Niederberger
PS: Geringfügig variiert habe ich diesen Text erstmals im Schlusswort des Juli-femdat-Newsletters publiziert. Das Frauenkarriereportal femdat.ch bietet ambitionierten Frauen und Akademikerinnen das umfassendste Stellennetz. Zudem begleitet femdat.ch Unternehmen und Frauen bei Ein-, Auf- und Umstieg mit Expertise, Netzwerk und Beratung.
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