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Bericht aus Brüssel

von Constanze Krehl, MdEP | Ausgabe 07/2018

Constanze Krehl im Europäischen Parlament

Liebe Genossinnen und Genossen,

liebe Freundinnen und Freunde,


die letzte Plenarwoche vor der parlamentarischen Sommerpause des EU Parlaments hat mit einem großen Erfolg für uns als Europa-SPD geendet: eine knappe Mehrheit der Europaparlamentarier hat am Donnerstag die umstrittene Urheberrechtsreform zunächst gestoppt. Die Trilog-Verhandlungen über die neuen Vereinbarungen werden vorerst nicht starten. Kontrovers waren insbesondere die neuen Bestimmungen zu sogenannten Uploadfiltern. Diese Uploadfilter gefährden die Meinungsfreiheit. Algorithmen sind nicht in der Lage, eine Urheberrechtsverletzung von einer legalen Verwendung von geschützten Werken zu unterscheiden. Satire, Parodie oder vom Zitatrecht gedeckte Verwendungen sind in Gefahr. Plattformbetreiber erhalten die Verpflichtung und damit auch die Macht und Verantwortung darüber zu entscheiden, was hochgeladen wird und was nicht. Diese automatisierte Zensur ist unverhältnismäßig. Wir haben nun die Chance, eine verhältnismäßige Lösung zu finden, die Rechteinhaberinnen und Rechteinhaber schützt, ohne gleichzeitig unverhältnismäßig in die Meinungsfreiheit einzugreifen. Schließlich geht es auch den Urheberinnen und Urhebern nicht darum, dass ihre Inhalte gelöscht, sondern dass sie vergütet werden. Das Europäische Parlament wird nun die Beratungen über die Richtlinie im September fortsetzen.

In Sachsen haben in dieser Woche die Sommerferien begonnen - pünktlich zum Start der Urlaubssaison ist am 1. Juli auch eine EU-Vorschrift zum besseren Schutz für Pauschalreisende in Kraft getreten.
Die bisherigen EU-Vorschriften für Pauschalreisen galten seit 1990. Dabei haben seit dieser Zeit Billigflieger und Internet-Reiseangebote die Buchungsgewohnheiten drastisch verändert. Die Neufassung erweitert die Definition des Begriffes "Pauschalreise", so dass nun auch die meisten online gebuchten Reisebestandteile wie Flüge, Hotelangebote oder Mietwagen eingeschlossen sind, um den Urlauber im Problemfall besser zu schützen. Die neuen Regeln beinhalten zudem einen weitreichenden Schutz der Reisenden vor der Insolvenz der Reiseanbieter, verbraucherfreundlichere Informationspflichten vor Vertragsabschluss sowie eine verbesserte Haftung für sämtliche im Pauschalpaket enthaltenen Leistungen.
Außerdem können Schadensersatzforderungen aufgrund von Reisemängeln von jetzt ab innerhalb von zwei Jahren geltend gemacht werden, anstelle der bisherigen Ausschlussfrist von einem Monat. In diesem Sinne wünsche ich einen schönen und sorgenfreien Sommerurlaub!

Herzliche Grüße
Eure Constanze Krehl

Unvereinbare Konzepte in der Flüchtlingspolitik

 
7838931a-2448-4f97-a197-e876edb1d39b.pngDie letzten Wochen waren in deutschen Medien geprägt vom Streit zwischen CDU und CSU. In dieser Auseinandersetzung ist im Kern nicht wichtig, wer sich durchsetzt, sondern ob es auch in Zukunft eine Europäische Union ohne Grenzkontrollen gibt und wie wir mit Menschen, die vor Krieg und Not nach Europa fliehen, umgehen. Was Seehofer vorhat, würde eine Kettenreaktion auslösen. Nicht nur Deutschland, sondern auch die umliegenden Staaten müssten demnach wieder dauerhaft Grenzkontrollen einführen, was das defacto Ende des Schengenraumes wäre, also dem europäischen Raum ohne Grenzkontrollen. Die Mitgliedstaaten im Mittelmeerraum wären mehr denn je auf sich allein gestellt.
Wenn die CSU nicht zurückrudert, wird die Regierung an diesem Unionsstreit zerbrechen - denn es geht um zwei unvereinbare Konzepte: nationaler Alleingang oder europäische Lösung.

Ich begrüße, dass beim Migrationsgipfel in der letzten Woche eine europäische Einigungen trotz nationalistischer und populistischer Blockadeversuche zustande kommen konnte. Richtig ist zum Beispiel die stärkere Bekämpfung von Fluchtursachen.
Allerdings sind die Beschlüsse lückenhaft, einige gar kontraproduktiv. Der Gipfel hat etwa zum wichtigsten flüchtlingspolitischen Thema leider wieder keine Vereinbarung gebracht. Die europäischen Staats- und Regierungschefs müssen sich auf eine Reform der gemeinsamen Asyl- und Migrationspolitik einigen, wie sie die wichtigsten Fraktionen im Europäischen Parlament bereits erarbeitet haben - allen voran ein Update der mangelhaften Dublin-Regeln. Die Europäische Union braucht ein funktionierendes und humanes Migrationssystem anstelle der nationalen verantwortungslosen Alleingänge, wie Rechte wie Viktor Orbán, Sebastian Kurz, Markus Söder oder Matteo Salvini sie predigen. Die Schaffung neuer Aufnahmezentren in EU-Ländern mag auf den ersten Blick sinnvoll wirken. Doch wenn die Zentren tatsächlich geschaffen werden, braucht es auch klare Zusagen, Schutzbedürftige auf Basis einer fairen Verteilung in ganz Europa aufzunehmen.

Die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Europäischen Parlament haben schon 2015 ihre Strategie für die Herausforderungen der weltweiten Fluchtbewegungen festgelegt. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass ein europäischer und solidarischer Weg der einzige ist, der aus humanitärer und politischer Sicht zielführend ist.

Als erstes müssen schutzsuchende Menschen solidarisch auf alle europäischen Mitgliedstaaten verteilt werden. Damit würden Länder wie Italien nicht länger allein gelassen, würde Geflüchteten eine menschenwürdige Unterbringung gewährt und eine zu große Belastung einzelner Mitgliedstaaten vermieden. Außerdem müssen legale Wege in die Europäische Union geschaffen werden, um Schleppern das Gewerbe zu entziehen, Menschen zu schützen und Migrationsbewegungen besser steuern zu können. Beschleunigte Asylverfahren können dann dazu beitragen, die Situation in Erstaufnahmeeinrichtungen zu verbessern und ihre Aufenthaltsdauer dort zu verringern.
Auch die Integration schutzbedürftiger Personen muss verbessert werden, um für sie möglichst schnell ein selbstständiges Leben in der Europäischen Union zu ermöglichen.
Nicht zuletzt müssen wir auch die Bekämpfung von Fluchtursachen zu einem Schwerpunkt unserer Arbeit machen. Damit sich Menschen nicht gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen, müssen Außen-, Handels- und Entwicklungspolitik ineinandergreifen und finanziell angemessen ausgestattet werden. Die Lebensbedingungen der Menschen müssen direkt vor Ort verbessert werden, um Fluchtursachen zu beseitigen.

Die aktuellen Herausforderungen erfordern europäische Solidarität und Zusammenarbeit.
Die Mitgliedstaaten tragen eine gemeinsame Verantwortung und müssen geschlossen handeln.
 

Berichte aus dem Parlament

 

6aa765ee-8761-47eb-b3c8-d0757ae629f5.jpgEuropäisches Parlament macht Weg frei für Reform der Bürgerinitiative


Das Europäische Parlament hat am Donnerstag, 5. Juli 2018, den Beginn der Verhandlungen über eine Reform der Europäischen Bürgerinitiative beschlossen.
Dass sich in den fünf Jahren mehr als acht Millionen Menschen an einer Europäischen Bürgerinitiative beteiligt haben zeigt, wie stark der Bedarf nach direkter und grenzüberschreitender Demokratie in Europa ist. Leider konnten aber nur 4 von 48 eingereichten Bürgerinitiativen die notwendige Zahl an Unterschriften sammeln. In der Praxis hat sich gezeigt, dass Veränderungen am Gesetz nötig sind, um die Wirksamkeit der Bürgerinitiative zu erhöhen. Der Gesetzgebungsvorschlag der EU-Kommission liegt seit September 2017 auf dem Tisch. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, denn die Europäische Bürgerinitiative muss endlich jünger, nutzerfreundlicher und weniger bürokratisch werden

Die sozialdemokratischen Europaabgeordneten haben sich jetzt außerdem dazu verpflichtet, die Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments zeitnah zu ändern. Bei einer öffentlichen Anhörung einer erfolgreichen Bürgerinitiative im Europäischen Parlament sollen die Organisatoren die Möglichkeit bekommen, ihre Initiative vorzustellen. Im Anschluss soll das Europäische Parlament über die Anliegen der Bürgerinitiative debattieren und gegebenenfalls eine Resolution zum Thema beschließen.

 

Europawahlrecht wird reformiert


In dieser Plenarwoche gelang zum ersten Mal seit der Einführung der Direktwahlen zum Europäischen Parlament im Jahre 1979 eine Reform des europäischen Wahlsystems. Die Änderung wird für mehr Transparenz und mehr Demokratie bei der Vorbereitung und Durchführung der Europawahlen sorgen. 
Das Europäische Parlament hat diesbezüglich dem einstimmigen Beschluss des Rates über die Reform mit der absoluten Mehrheit seiner Mitglieder zugestimmt.
Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt, dass Millionen von EU-Bürgerinnen und Bürgern durch die Einführung der Briefwahl sowie das Recht, auch in Drittstaaten außerhalb der EU an den Wahlen teilzunehmen, eine verbesserte Chance zur Teilnahme an der Europawahl erhalten werden. Außerdem müssen die Listen der Kandidaten für die Europawahl in Zukunft früher als bisher fertiggestellt sein und auch die mehrfache Stimmabgabe ist zukünftig nicht mehr möglich. Die Zugehörigkeit der nationalen Parteien und Kandidaten zu einer europäischen Parteienfamilie soll auf dem Stimmzettel für die Wählerinnen und Wähler in Zukunft erkennbar sein und die geplante Zwei-Prozent-Hürde für alle Mitgliedstaaten soll eine zu große Zersplitterung der Parteien verhindern. 

Diese Änderungen sollen die Europawahlen attraktiver und transparenter machen und die europäische Dimension der Wahlen stärken. Ein weiterer wichtiger Schritt ist aus Sicht der SPD-Europa das Bindeglied durch die Einführung europäischer Wahllisten.


 

EU-Förderpolitik wird radikal vereinfacht


Am Donnerstag wurde im Europäischen Parlament in Straßburg die Haushaltsordnung abgestimmt. Ein Teil davon betrifft die Regionalpolitik - diesen habe ich als Berichterstatterin für das Europäische Parlament verhandelt. Eine Einigung mit Rat und Kommission über diesen Teil konnten wir schon im Dezember letzten Jahres treffen, nun ist die gesamte Haushaltsordnung vom Plenum beschlossen worden und sie kann rückwirkend zum 1. Januar 2018 in Kraft treten. 
Für die Regionalpolitik haben wir die größten Erfolge im Bereich Vereinfachung seit 25 Jahren erzielt. Geltende Regeln werden vereinfacht und neue Möglichkeiten wurden geschaffen, um zum Beispiel auf die Flüchtlingssituation zu reagieren. Auch können Verwaltungskosten nun pauschal abgerechnet werden und Projekte mit einem Volumen unter 400.000 Euro sollen nur einmal kontrolliert werden. Da dies fast 90 Prozent der Projekte betrifft, stellt das einen enormen Bürokratieabbau dar. 

Die Reform soll den Regionen außerdem erlauben, flexibler auf die Flüchtlingssituation zu reagieren. Bereits jetzt können die Regionen Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) flexibel nutzen, um etwa den Bau von Flüchtlingsunterkünften zu fördern. Die neuen Regelungen schaffen nun auch die notwendige Rechtssicherheit dafür. Auch für die Sichtbarkeit der Regionalpolitik wurden Erfolge erzielt, denn Bürgerinnen und Bürger müssen besser nachvollziehen können, wohin EU-Mittel fließen. Nur mit mehr Sichtbarkeit können wir die Menschen vor Ort für Europa gewinnen



 
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