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Welches Bild vom Internet haben Sie?
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Digitale Notizen 08/2018

Reden wir über das Internet


Es war aus Versehen, liebe Leserinnen und Leser,

aber die Oma hat das Internet kaputt gemacht. "Klick klick" und plötzlich ging nichts mehr. Davon handelt das Buch "Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat" von Marc-Uwe Kling, das ich Ihnen in der Hörbuchfassung empfehlen möchte.

Denn das Buch passt perfekt zum Thema dieser Ausgabe der Digitalen Notizen. Es geht um das Internet und um das Bild, das wir vom Internet haben. Damit verbunden ist eine Aktion, die am 4. September auf dem Instagram-Account des Piper-Verlags startet: Unter dem Hashtag #meinbildvominternet bitten wir darum, das Internet zu fotografieren.

Es würde mich sehr freuen, wenn Sie daran teilnehmen. Details gibt es ab dem 4.9. auf dem Instagram-Account vom Piper-Verlag. Und hier im Blog

Mit wertschätzenden Grüßen für das Internet

Dirk von Gehlen

PS: Das Foto weiter unten ist ein Screenshot der Stockphoto-Suche zum Thema "Internet". Jenes neben dem Shruggie stammt von Unsplash


¯\_(ツ)_/¯
Der Shruggie des Monats August ist die Hoffnung auf ein besseres Morgen
mit mehr Zeit zum Lesen 
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AUGUST 2018: DIE STANDARDS
Was wir wissen:
... der meistgeklickte Link der Juli-Ausgabe war
(nach dem Link auf den Newsletter-Text im Blog): der Hinweis auf den Newsletter von Jocelyn K. Glei

... der Spiegel hat eine neue Chefredaktion - verkündet über einen vorzeitigen Tweet des Investigativ-Reporters

... dass gerade zwei sehr tolle Kinderbücher von SZ-Kollegen erschienen sind.

... dass die New York Times einen ganz tollen Running-Newsletter verschickt.

... dass am 15.9. in München die "Nacht der Autoren" stattfindet. Ich nehme am Heimat-Panel teil (Literaturhaus, 18.30 Uhr) und spreche über die Idee, einen Heimatverein zu gründen für Menschen, die im Internet Zuhause sind.


Was wir nicht wissen:
... was aus Seehofers Twitter-Plänen wird. Sicher ist: er sollte sich andere Berater holen als jene, die für #soedermachts verantwortlich sind.

... was es bedeutet, wenn alles im Fluss ist. Wir können es aber lernen.

... ob AirBnB nun gut oder schlecht ist. Nachdenken drüber lohnt sich.

... wer den Buchblog-Award 2018 gewinnt. Ich nehme an der Jury teil.

... ob der Accounts Bands FC der Kollegen von 11 Freunde zu seiner Fußball-Musik-Mashup-Ausstellung einlädt. Ich finde es wäre nur gerecht.
Podcast-Tipp: Demokratie heißt andere Meinungen auszuhalten. Deshalb mag ich den Podcast Arthur Brooks Show, in dem es eine Anleitung zum Uneinssein gibt (btw. die aktuelle Folge heißt wie eine Newsletter-Folge: Denke kleiner!)
Zur Einordnung der zentralen Technologie unserer Zeit

Was ist dein Bild vom Internet?


Seit diesem Monat wird die deutsche Bundesregierung digital beraten. Der so genannte Digitalrat versammelt Menschen mit Internet-Kenntnis, die der Bundesregierung "unbequeme Fragen" zum Thema Digitalisierung stellen sollen. So steht es auf der Website der Bundesregierung - und das wurde in den vergangenen Tagen ausgiebig diskutiert kritisiert: Neben der berechtigten Anmerkung, dass in diesem Gremium die Zivilgesellschaft fehlt, zeigte mir manche Stichelei (Äh, Flash auf der Seite, hihi), dass wir mal übers Internet reden müssen - und über das Bild, das wir vom Internet haben.

Es ist an der Zeit, die "schau mal, die checkens nicht"-Haltung zu überwinden, die ich mancherorts im Netz noch wahrnehmen, wenn die Politik versucht, sich dem Thema Digitalisierung zu nähern. Dass es den Digitalrat gibt, ist richtig und in Wahrheit überfällig. Und dass die Leute, die sich dort ehrenamtlich engagieren, ihre Sachkenntnis nachgewiesen haben, ist auch erkennbar. Es scheint mir deshalb geboten, diesen Kanal zu nutzen, um relevante digitale Fragen endlich auf diesem Weg auf die Agenda zu bringen - ich hab mal eine Twitter-Liste gemacht.

Unser Bild vom Internet ist viel zu häufig noch geprägt von den Debatten der vergangenen Jahre: von der Frage nach dem digitalen Graben und der Auseinandersetzung darüber, ob es nun gut oder gefährlich ist, dass wir das Internet haben. Dabei haben wir übersehen, dass es keine Selbstveständlichkeit ist, dass wir das Internet überhaupt haben. "Hinter den Debatten um all die schlimmen Seiten des Internet verbirgt sich nämlich eine der großartigsten Erfindungen unserer Zeit, die Menschen klüger und fröhlicher machen kann; wenn man sie richtig einsetzt - und sich daran beteiligt." So habe ich es auf die erste Seite des großspurigsten Buches geschrieben, an dem ich je gearbeitet habe.

Es heißt "Gebrauchsanweisung für das Internet" und erscheint am 4.9. in der gleichnamigen Serie im Piper-Verlag. Natürlich maße ich mir nicht an, Regeln für das Internet (das ganze Internet!) aufzustellen oder gar im Sinne eines Beipackzettels richtiges Verhalten zu beschreiben. Das ist auch nicht der Sinn der Serie, in der auch schon Gebrauchsanweisungen für die Welt, das Leben und das Jenseits erschienen sind. Es geht eher im Sinne des ersten Autors der Gebrauchsanweisungen darum, einen Kontinent zu bereisen. Vor vierzig Jahren schrieb Paul Watzlawik eine Gebrauchsanweisung für Amerika - und in dem Internet-Buch versuche ich, den ortlosen Ort Internet als Reise-Destination zu beschreiben.

Vor allem aber möchte ich mein Bild vom Internet beschreiben - als Ort, der durch sein bloße Existenz beweist, wie toll Diversität und Multi-Kulti ist. Dieses dezentrale Netzwerk ist eine menschheitshistorische Erfindung von so großem Wert, dass es uns häufig gar nicht mehr auffällt. Dabei ist es der europäischen Idee nicht ganz unähnlich - und beides gilt es meiner Meinung nach zu verteidigen. Vielleicht kann man mit etwas Pathos sogar sagen, dass dies die zentrale Aufgabe unserer Generation ist: Die großartigen Errungenschaften Internet und Europa gegen die unterschiedlichen Angriffe zu verteidigen.

Doch Vorsicht: Dabei geht es natürlich nicht ums Konservieren oder um rückwärtsgewandte Vergangenheitsverklärung. Das Internet als lebendiges Netzwerk soll nicht kulturpessimistisch glorifziert, es soll auf Basis des Ideen von Pluralität und Demokratie belebt werden. Damit beziehe ich mich einerseits auf Ansätze, die bedeutsame Ideen wie RSS wiederbeleben wollen, es geht mir bei diesem Bild vom Internet aber um Grundlegendes - wie ich es an anderer Stelle schon erwähnt habe: "Dass völlig unterschiedliche Systeme, auf sehr alten und brandneuen Computern in diesem durch und durch heterogenen Netzwerk der Netze miteinander kommunizieren können (ermöglicht durch das zugrundliegende Internetprotokoll TCP/IP), ist eine bedeutsame, wenn man so will, multikulturelle Erfindung. (...) Denn dass es das Internet überhaupt gibt, zeigt, dass Diversität und Unreinheit funktionieren. Es zeigt, dass die Idee von Völkerverständigung, Offenheit und Pluralismus keine Spinnerei ist, sondern greifbare Wirklichkeit. Es lohnt sich, dieser Idee zu folgen, gerade auch, um gestaltend auf die dunklen Seiten zu reagieren, die durch das Netz zuweilen befördert werden."

Es ist kein Zufall, dass ich diesen Text an dem Wochenende veröffentliche, an dem unter dem Hashtag #SaveYourInternet in Europa demonstriert wird. Es zeigt, dass auf europäischer Ebene für den Wert des Internet gestritten wird. Das finde ich gut und wichtig. Es macht uns deutlich: Das Internet ist nicht einfach immer so da. Damit es ein demokratischer Raum bleibt, muss man sich engagieren. Das kann auf unterschiedlichen Ebene geschehen. Ein wichtiger Schritt wäre, sich über das eigene Bild vom Internet bewusst zu werden - und darüber zu reden. Auch und gerade mit denen, die sich im Internet vielleicht noch nicht so Zuhause fühlen.

Für alle anderen soll es übrigens demnächst einen Heimatverein Internet geben. Gerade arbeite ich mit ein paar Mitstreiter*innen an einer ersten Umsetzung der Idee. Wer darüber informiert werden will, kann sich hier eintragen.
Den Newsletter-Text hier im Blog lesen



Mein Lesetipp für September:
Die Gebrauchsanweisung fürs Internet im Piper-Verlag.
Ab 4.9. im Handel.
Hier vorbestellen.
Copyright © 2018 Dirk von Gehlen, All rights reserved.


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