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Die Entscheidung ist gefallen

 

Das sind die Gewinner*innen der 12. Ausgabe des Kurzfilmfestival Köln


Fünf intensive Tage Kurzfilmfestival Köln gehen zu Ende. Doch dieses Ende ist zugleich Höhepunkt - zumindest für die Gewinner*innen der Preise. Am Sonntag Abend wurden im Rahmen der Preisverleihung im Filmforum NRW acht davon vergeben: Drei Jury-Preise und ein Publikumspreis im Deutschen Wettbewerb, zwei Publikumspreise im Kölner Fenster, ein WDR-Preis und einer für die beste Arbeit in der Sektion Virtual Reality.
Jury-Preise im Deutschen Wettbewerb 
Der erste Preis des KFFK N°12 geht an: Die wahre Nacktheit von Alexander Pascal Forré.

Er erhält den Preis der Kölner Filmproduzenten, dotiert mit 1.800 Euro. Er wird gestiftet von btf - Bild- und Tonfabrik, Zeitsprung Pictures und augenschein Filmproduktion.

Die Jury des Deutschen Wettbewerbs um Jennet Thomas, Lucas Barwenczik und Mehmet Akif Büyükatalay begründete ihre Entscheidung mit diesen Worten:

Mit Penissen und lauten Auffälligkeiten Aufmerksamkeit zu erhaschen, ist gängige Praxis junger Männer, doch wirklich anstößig oder provokativ ist es nicht mehr. Es führt höchstens zu Lachern oder Abwehrreaktionen, auch die alten Videoaufnahmen zeugen davon. Zwischen dem Grölen seiner Kollegen und den nüchternen Beurteilungen der Lehrkräfte und Psychologen versucht Alexander durch den poetischen Ausdruck und Selbstreflexion eine eigenwillige Rückeroberung seiner Bilder. Die ursprünglich zur Belustigung dokumentierten Videoaufnahmen werden in einem künstlerischen Prozess umgedeutet und neu interpretiert.

In einer Zeit hochauflösender und gefilterter Selbstdarstellung schafft es dieser uneitle Film, eine in ihrer Menschlichkeit politische Ebene zu erreichen. Wie die Figur Alexander lockt sie zuerst durch Fremdscham und Belustigung, um am Ende eine schmerzhafte Traurigkeit zu hinterlassen. Der eingangs be- und verurteilende Blick wird in Frage gestellt, Kategorien verschwimmen - die Selbstdarstellung als eine Form der Selbstausbeutung. Die wahre Nacktheit ist keine bloße körperliche, sondern eine Entblößung der Innenwelt. Somit ist dieser Film wirklich anstößig.

Mit dem zweiten Preis wurde der Dokumentarfilm "The Bitter with the Sweet" von Sophie Lindström ausgezeichnet.

Der 2. Jurypreis ist dotiert mit 1000 Euro, gestiftet von der SK Stiftung Kultur. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit diesen Worten:

Ein Paar in den Zärtlichkeiten der Gewöhnung, immer zwischen Umarmung und Würgegriff. Unterdrückte Konflikte treten unweigerlich hervor, brechen sich Bahnen als Gewalt und Demütigung. Aus der persönlichen Ohnmacht scheinen sie keinen Ausweg zu finden. Im Partner erkennen sie das eigene Scheitern, welches sie längst lieben lernen mussten. Zwei ewige Infantile flüchten sich in Metaphern, spielen Cowboy und Indianer, ohne darin Trost zu finden. Eine Trennung gelingt noch weniger als die Beziehung. Ein eindeutiges Urteil über das Paar in der Endlosschleife ist nicht möglich. Ist es doch noch ein Happy End oder nicht? 

So zeigt The Bitter and the Sweet in seinen schmerzhaft nahen Momenten ein reines Bild einer Paarbeziehung. Der Dokumentarfilm wird Teil eines Zusammenseins, zu Zeuge, Beichtvater und Vermittler in Einem. Es gelingt ein wahrhaftiger Film über die Komplexität von Abhängigkeits- und Liebesbeziehungen, ehrlicher als das Kino es sonst erlaubt.

Der dritte Preis ging an den Film "Imperial Valley" von Lukas Marxt.

Der 3. Jurypreis wird gestiftet von WeFadeToGray und beinhaltet ein Colorgrading an einem Studiotag.

Einem Raumschiff gleich schwebt der Film über endlose Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung. Kameradrohne und Mensch beschleunigen, bis die Welt eine Sammlung von Texturen wird, zuerst ein fremder Planet, dann ein Abstraktum. Dazu eine Musik, die an dystopische SciFi-Filme vergangener Zeiten erinnert.  Im Anthropozän ist die Industrie zu Landschaft geworden. Aus Chaos wurde geometrische Ordnung, die bittere Schönheit des Verwalteten, der man sich kaum entziehen kann. 

Ein politisches Statement, dass sich auch in seiner Klarheit und Dringlichkeit nie auf einen Slogan reduzieren lässt.

Der WDR-Preis
Aus den Filmen des Deutschen Wettbewerb und dem Kölner Fenster hat der WDR sich für "Schildkröten Panzer" von Tuna Kaptan entschieden.

Der Preis umfasst den Ankauf des Films durch den WDR. In der Jury waren Andrea Hanke und Jessica Eisermann vertreten.

Den WDR-Preis beim Kurzfilmfestival Köln (kffk) 2018 erhält Tuna Kaptan für seinen Dokumentarfilm „Schildkröten Panzer“. Ausgehend von einem ungewöhnlichen Ort, der Auffangstation für Reptilien in München, werden die Geschichten der beiden Protagonisten Kinda und Ben über Flucht, Migration und Krieg in tiefer Weise verständlich gemacht. Die Syrerin Kinda besucht in der Reptilienstation ihre Schildkröte Aise, auf deren Panzer Kinda die Fahne der syrischen Rebellen gemalt hat. Der deutsche Soldat Ben soll vor seinem UN-Einsatz in Mali in der Reptilienauffangstation den Umgang mit Schlangen lernen. Die Schildkröte hat Kinda auf ihrer gesamten Flucht über die Türkei und den Balkan bei sich gehabt, bis die deutschen Behörden sie ihr abgenommen haben. Da sind alle vor den deutschen Behörden gleich, erklärt ihr der Leiter der Reptitilienstation. Selbst dem Papst oder Assad hätte man die Schildkröte weggenommen. - Besonders gefallen hat der Jury die feine Lakonie der Erzählhaltung und die Ästhetik der Umsetzung: Der Ort der Reptilienstation wird von Tuna Kaptan zurückhaltend, aber präzise, in Szene gesetzt. Aufnahmen von der Tierfütterung in Zeitlupe und gesetzte Zäsuren werden mit dem Schicksal der Protagonisten verwoben und lassen ein komplexes Bild von Flucht und Krieg entstehen.
Der Publikumspreis im Deutschen Wettbewerb
Der Publikumspreis im Deutschen Wettbewerb geht an den The Bitter with the Sweet von Ann Sophie Lindström.

Der Preis wird gestiftet von choices und ist dotiert mit 500 Euro.
Die Publikumspreise im Kölner Fenster
"Promise" von Bünyamin Musullu hat den Zuschauern im Kölner Fenster am Besten gefallen.

Als Preis stiftet Finder TV eine Technikbeistellung im Wert von TV 1.500 Euro.
Der zweite Publikumspreis geht an den Film "Tigersprung" von Boaz Kaizman.

Der Preis umfasst einen Tag Colorgrading und wurde gestiftet von Farbkult.
Virtual Reality Wettbewerb

In der Sektion Virtual Reality entschied sich die Jury um für den Film "Eyes in the Red Wind" von Sngmoo Lee.

Als Preis erhalten sie 500 Euro, gestiftet von btf - Bild- und Tonfabrik. Ausgewählt wurde der Film von den Jurymitgliedern Dmitry Zakharov und Sven von Reeden.

„Eyes in the Red Wind“ findet für die noch ungewohnte Präsenz des Zuschauers im 360-Grad-Film eine schlüssige Rolle: die eines Geists. Körperlos schwebt man als Geist eines Ertränkten über einem Schiff und beobachtet die eigene Totenfeier. Niemand kann ihn sehen, doch zur Passivität ist dieser Geist eines Ermordeten nicht verdammt: Ein Schamane agiert auf dem Schiff seinen letzten Willen aus – mit blutigen Folgen. Sngmoo Lees Film war für uns aus der Auswahl der VR-Filme des Festivals der Beitrag, der mit der überzeugendsten Grundidee und souveräner Erzählökonomie die spezifischen Vorteile des noch jungen Mediums nutzt.

Die Liste der Preisträger und alle Jurybegründungen finden Sie auch unter: http://www.kffk.de/2018-preistraeger/
Wir gratulieren den Gewinner*innen und bedanken uns ganz herzlich bei allen Filmemacher*innen und Besucher*innen für das große Interesse, die spannenden Diskussionen und inspirierenden Begegnungen. Es war uns ein Fest und wir freuen uns bereits jetzt auf das nächste Jahr. Bis dahin erwartet Sie eine Reihe an Veranstaltungen, über die wir Sie über diesen Newsletter benachrichtigen werden.

Herzliche Grüße,

Johannes Duncker, Festivalleiter
& das Festivalteam
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