Was der Jahresrückblick
mit Indiana Jones zu tun hat
Im Rückblick, liebe Leserinnen und Leser, erscheint Vieles logisch und eindeutig!
Von dieser Annahme handelt diese vorletzte Newsletter-Ausgabe des Jahres. Deshalb möchte ich Sie auch zu einem Rückblick einladen. Ich bitte Sie, mit mir und den anderen Leser*innen des Newsletters zu teilen, was Sie 2018 gelernt haben.
Schreiben Sie es in diese Liste - und in der nächsten Ausgabe fasse ich es für die anderen Leser*innen dieses Newsletters als Ausblick auf 2019 zusammen.
Was all das mit dem Advent sowie mit Tom Selleck und Harrison Ford zu tun hat, lesen Sie weiter unten. Dort finden Sie auch den Hinweis auf das Projekt internet-strasse.de, das ich im Oktober hier vorgestellt habe. Dazu kann ich schon so viel verraten: Es mag zwar albern wirken, bewegt sich aber.
Wenn Sie also Stadträte oder Gemeinderätinnen kennen, dann schlagen Sie denen doch vor, in ihrer Stadt und Gemeinde eine Straße oder einen Platz dem Internet zu widmen. Eine Argumentationshilfe gibt es hier
Der Shruggie des Monats November ist der Advent. Denn: "Religion im Allgemeinen und die feierlich beleuchtete Vorweihnachtszeit im Besonderen sind Symbol einer Uneindeutigkeit, die man aushalten ja sogar lernen muss."
¯\_(ツ)_/¯
NOVEMBER 2018: DIE STANDARDS
Was wir wissen:
... der meistgeklickte Link der Oktober-Ausgabe war der Hinweis auf das Projekt Internet-Strasse.
... auf Twitter war dieser Wunsch nach einer Rückkehr von Dr. Udo Brömme besonders populär.
... so viel wie im November habe ich schon lange nicht mehr gebloggt. Denn bei mir ist das so: Wenn ich einmal anfange, fallen mir ständig neue Dinge auf, über die ich bloggen will: lobende Worte auf das digitale Denken von Angela Merkel und für das Großraumbüro zum Beispiel.
... ist überhaupt ein ganz guter Vorsatz: mehr bloggen!
... wie es mit der FDP weitergeht. Dieser Blogpost ist dieser Tage ein Jahr alt geworden
... ob Sie wissen wollen, was die anderen Leser*innen dieses Newsletters 2018 bewegt hat. Wenn ja, können Sie hier am Rückblick teilnehmen und dann in der nächsten Folge die Ergebnisse lesen - bis dahin wünsche ich eine schöne Adventszeit
Muss das so sein?
Das Ford-Selleck-Theorem
Das Jahresende ist nicht nur die Zeit der adventlichen Ambiguität. Es eignet sich auch für sinnstiftende Sprüche wie jenen von Sören Kierkegaard, der mal anmerkte, dass man das Leben nur rückwärts verstehen kann, aber vorwärts leben muss. Das ist schön und wenn in den nächsten Tagen die vergangenen Monate im Jahresrückblick-Schnelldurchlauf abgespielt werden (und Sie vielleicht hier bei der Newsletter-Rückblick-Umfrage mitmachen), passt das irgendwie auch ganz gut - aber irgendwie auch nur halb. (Foto: Unsplash)
Und das liegt am Känguru.
Kennen Sie das Känguru?
Es lebt mit Marc-Uwe Kling zusammen und ist für ihn so etwas wie der Shruggie für mich. Jedenfalls sagt das Känguru ziemlich oft ziemlich interessante Dinge - und Kling schreibt das auf. Im konkreten Fall kann man das in einer alten Radio-Fritz-Folge unter dem Titel "Ford-Selleck-Theorie" nachhören - und im ganz aktuell veröffentlichten jüngsten Band der Känguru-Folgen nachlesen.
Vereinfacht zusammengefasst geht es dabei um die Besetzung des Dr. Henry Walton Jones Jr. in der Filmreihe Indiana Jones. Das Känguru erzählt, dass ursprünglich Tom Selleck als Besetzung geplant gewesen sei und nicht Harisson Ford, den im Rückblick nach vier Filmen alle für den legitimen Indiana Jones halten. Und genau um diesen Rückblick geht es in der Theorie des Kängurus:
Wenn Tom Selleck Indiana Jones gespielt hätte und jemand würde erzählen, dass eigentlich Harisson Ford die Rolle hätte übernehmen sollen, dann würden sich alle über ihre Schnauzbärte streichen und sagen: Waaas!? Harisson Ford? Das passt ja überhaupt nicht.
Denn der Rückblick erweckt den falschen Eindruck eines kausalen Zusammenhangs. Im Blick auf das, was hinter uns liegt, fügen wir Dinge, die vielleicht nur aus Zufall entstanden zu einer logischen Geschichte zusammen und erheben diese zum Maßstab. Besonders gut kann man das bei Biografien beobachten. Plötzlich ist da ein Sinn und ein Plan, vor vorher nur ein Suchen war. Das an sich wäre noch kein Problem. Erst wenn dieser vermeintliche Plan sich zum dominanten Muster erhebt, wird es problematisch. Tim Harford spricht dann vom Gott-Komplex, von der Falle also, den eigenen Weg für den einzig richtigen zu halten und diesen auch anderen vorzuschreiben. Aber nicht nur andere schränken wir mit diesem Rückwärts-Plan-Denken ein, vor allem uns selber: Wir reden uns nämlich im Rückblick ein, dass Dinge eben so kommen mussten. Oder um es mit dem Känguru zu sagen:
Nahezu alles, was geworden ist, erscheint uns als zwangsläufig, alternativlos, geradezu nicht anders denkbar. Das Ford-Selleck-Theorem allerdings macht klar: dass nichts je zwangsläufig, alternativlos oder gar nicht anders denkbar war, ist oder sein wird.
Das Känguru erinnert uns damit an ein Prinzip, das sich gerne dem kreativen Denken in den Weg stellt. Man spricht von der funktionalen Fixierung und meint damit den gedanklichen Kurzschluss Gegenstände nur in einer funktionalen Verwendung zu betrachten. Wer allerdings auf neue Ideen kommen will, muss diese Fixierung durchbrechen können. Muss - mit dem Shruggie - denken: Was wäre, wenn es anders wäre: Wenn dieser Stuhl ein Flugzeug wäre? Oder dieser Zug ein Konferenzraum? Womit wir wieder bei Kierkegaard sind: Wenn wir nach vorne leben wollen, dann müssen wir uns vom Rückblick emanzipieren - und das neue Jahr als Raum denken, in dem es auch anders sein könnte. ¯\_(ツ)_/¯
Hörtipp für den Dezember Burkini Beach haben gerade den schönsten Weihnachtssong des Jahres veröffentlicht. Er heißt "Hashtag xmas2017" geschrieben: #xmas2017 (hier anhören, hier das Foto mit Hashtag liken!)
Erinnerung für den Dezember:
Es lohnt sich, Hoffnung auf die kommende Generation zu setzen - womöglich ist sie viel stärker und schlauer als wir denken: Wenn wir sie dazu ermutigen