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Behavioral Economics News
#Experimentability

November 2018

Guten Tag


Das Management vieler Unternehmen kann sich derzeit kaum der gut gemeinten Ratschläge erwehren, wie sie die Chancen und Risiken des digitalen Wandels erfolgreich nutzen können. Das Problem: Je mehr davon, desto unklarer das Bild, das sich ergibt.

Was ist denn nun die Formel für erfolgreiche digitale Transformation? Sind es flache Hierarchien? Ist es Agilität, einer der heissen Anwärter zum Unwort der vergangenen Jahre? Sind es neue holokratische Organisationsformen? Oder ist es gar Software, die den Wandel ermöglicht? Auch «New Work», die analoge Suche nach neuen Arbeits- und Zusammenarbeitsformen im Büro klingt sehr vielversprechend.

Wer allerdings die verhaltensökonomische Forschung der letzen Jahre zu Rate zieht, lernt vor allem, dass keiner dieser Trends ein Unternehmen nachhaltig für die digitale Zukunft fit macht. Gleichzeitig zeigen viele experimentelle Studien, was in Zeiten des Wandels erfolgreiche Unternehmen von weniger erfolgreichen systematisch unterscheidet.

Es sind vor allem drei Elemente:
  1. Erfolgreiche Unternehmen bezahlen meist höhere und faire Gehälter.
  2. Das Recruiting- und das Talentmanagement ist deutlich selektiver, aber auch identitätsstiftender.
  3. Die Unternehmenskultur ist von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung geprägt.
So weit, so einleuchtend. Der Weg dorthin ist leider oft schmerzhaft komplex. Vor allem das Design eines ausgewogenen Verhältnisses aller drei Faktoren ist in der Praxis schwierig. Im traditionellen Management bestehen oft wenig Erfahrung und ein geringes Verständnis dafür, eine nachhaltige Vertrauenskultur zu gestalten. Warum? Möglicherweise, weil dies im Lehrplan moderner Managementausbildungen noch zu wenig Platz einnimmt.

Das Design und das Management von Vertrauenskulturen ist eine der Beratungskompetenzen von FehrAdvice. Die Basis für unsere Arbeit sind die Forschungsergebnisse von Prof. Ernst Fehr im Bereich Kooperation, Vertrauen und High-Performance Unternehmen. Ernst hat nun seine Ergebnisse unter dem Titel „Behavioral Foundation of Corporate Culture“ für die Praxis zusammengefasst – hier kann man es downloaden.

Der Nachholbedarf vieler Unternehmen in Sachen Kultur war auch einer der Gründe, warum das UBS Center for Economics in Society im Zürcher Kaufleuten weltweit führende Vertreter der Wissenschaft eingeladen hat, um über eine der wichtigsten Frage der heutigen Zeit zu diskutieren: «Is culture key?». Ihre Antworten – so vielfältig sie auch waren – konnte man allesamt auch als Plädoyer für ein besseres Verständnis der Bedeutung von Kultur für die Entwicklung von Unternehmen, Gesellschaften und der Politik deuten. Drei Insights aus der Veranstaltungen habe ich in diesem Newsletter für Sie zusammen gestellt.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche
Gerhard Fehr
CEO & Executive Behavioral Designer 
FehrAdvice & Partners AG, Zürich

P.S.: Am 28. November hält Ernst Fehr im Rahmen des «Global Drucker Forum» in Wien die Keynote beim Executive Round Table zum Thema «Culture eats Strategy for Breakfast – the Behavioural Economics Revolution in Leadership & Management». Es gibt noch 10 Plätze für diesen exklusiven Anlass, die unter den Leserinnen und Lesern meines Newsletters verlost werden.

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P.P.S.: Wenn Sie eine Frage an mich haben, dann klicken Sie einfach den Button unten. Ich freue mich schon Ihnen zu antworten.

IHRE FRAGE AN MICH
3 Insights zur Relevanz von Kultur für menschliches Verhalten

Kultur ist der Motor der menschlichen Evolution und macht uns intelligenter – und erfolgreicher.

Joseph Henrich ist Professor für Evolutionsbiologie in Harvard und Autor des Buches «Secret of Our Success: How Culture is Driving Human Evolution, Domesticating Our Species, and Making Us Smarter». Er sieht den wichtigsten Grund für den ökonomischen Erfolg der westliche Welt darin, dass in Westeuropa die zuvor über Jahrhunderte dominierenden Verwandtschaftsbeziehungen überwunden worden sind. Wenn der Clan und die Verwandten nicht mehr im Zentrum der (wirtschaftlichen) Beziehungen stehen, kann sich der Individualismus als Voraussetzung von Märkten zwischen Fremden entwickeln. Hier das Video seines Talks:

★★

Der europäische Binnenmarkt schuf kein kulturelle Annäherung.

Ökonomieprofessor Guido Tabellini von der Bocconi-Universität untersuchte, ob die Unterschiede in den Einstellungen zwischen den Ländern Europas ein Grund für die ökonomischen und politischen Schwierigkeiten der Europäischen Union sein könnten. Dazu wertete er umfangreiche Erhebungen aus, die zwischen 1980 und 2008 in den Ländern der EU durchgeführt wurden. Überraschenderweise fand er nur verhältnismässig geringe Unterschiede zwischen den Ländern der EU – egal ob bei Geschlechterrollen, Sexualmoral, Religion oder Ideologie. Ganz anders allerdings fallen die Differenzen innerhalb der Länder aus, etwa zwischen Stadt und Land. Da sind sie bis zu zehn Mal stärker als zwischen den Ländern. Spannend auch der Befund zur EU an sich: Die wirtschaftliche Öffnung der Länder führte zu keiner kulturellen Annäherung. Im Gegenteil: Die nationale Abgrenzung nahm zu.

★★★

Wie man die Grundlagen für eine kooperative Unternehmenskultur schaffen kann.

Vor Kurzem wurde vom UBS International Center of Economics in Society das Public Paper «Behavioral Foundations of Corporate Culture» von Ernst Fehr veröffentlicht. Es erörtert auf Basis der Forschung von 30 Jahren, was das Verhalten in einem Unternehmen antreibt, und wie die Verhaltensökonomie Führungskräften Werkzeuge bietet, das Verhalten ihrer Mitarbeiter positiv zu beeinflussen.
  • Welche Regeln und Anreize sind für eine erfolgreiche Unternehmenskultur erforderlich?
  • Wie kann man Trittbrettfahrereffekte begrenzen?
  • Und was regt eine produktive und konstruktive Zusammenarbeit der Mitarbeiter an?
Das Paper ist kostenlos als Download verfügbar.
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