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Tragischer Vorfall in Camp Katsikas +++ Tragic incident in Camp Katsikas
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Soup and Socks
FREIHEIT? Zwischen Aufbruch und Verzweiflung
[Please find the ENGLISH VERSION below]
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
 
als vor einer Woche der erste Entwurf dieses Newsletters entstand, lautete der Titel: RUN FOR FREEDOM OF MOVEMENT, um unsere gleichnamige Kampagne für die Teilnahme am Halbmarathon in Olympia bekannt zu machen. Leider hat ein tragisches Ereignis uns dazu bewogen, den Titel und auch die Struktur des Newsletters abzuändern. Wir berichten heute sowohl über die hellen als auch über die dunklen Momente in diesem Kontext. Uns ist bewusst, dass Teil 1 und 2 des Newsletters nicht unterschiedlicher sein könnten, doch beide Aspekte sind Teil der Realität hier vor Ort, über die wir informieren wollen. Wer sich mit dem tragischen Ereignis nicht auseinander setzen möchte, lässt den zweiten Teil des Newsletter aus. Wir berichten dort über die Tatsache, dass sich am Dienstagabend ein junger Bewohner des Camps Katsikas das Leben genommen hat.


Teil 1
RUN FOR FREEDOM OF MOVEMENT

die meisten von uns werden dieses Gefühl zum Glück nie kennen lernen: die Machtlosigkeit, nicht entscheiden zu dürfen, wohin man sich auf den Weg macht, wo man sich eine Zukunft aufbaut, wo man sein Leben verbringt. 

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Camps in Griechenland sehen sich jedoch in genau dieser Situation. Die europäischen Grenzen sind ihnen verschlossen. Die Entscheidungen über ihr Leben und ihre Zukunft sind ihnen aus der Hand genommen. Wir laufen, um auf diese Situation aufmerksam zu machen! 

Im RUN FOR FREEDOM OF MOVEMENT treten am 1. April Teammitglieder aus Habibi.Works gemeinsam mit Menschen aus Camp Katsikas an die Startlinie des Halbmarathons in Olympia. Unterstützt die Kampagne und helft mit, die Athletinnen und Athleten mit den nötigen Startlizenzen, Laufschuhen und Verpflegung auszustatten und sicher ins Ziel zu bringen! Wer mehr erfahren oder spenden möchte, klickt unbedingt hier: 
Spenden für den Halbmarathon!
Die Welt darf kein Brettspiel bleiben. Alle Menschen haben das Recht auf eine sicheres und freies Leben!
Zahlen bitte! Der Februar in Habibi.Works 
Nachdem wir euch im Januar Einblicke in unsere Küche gewährt haben, nehmen wir euch jetzt mit auf eine Exkursion in unsere Holzwerkstatt:
  • Die Holzwerkstatt ist seit Jahresbeginn eine der geschäftigsten Werkstätten in Habibi.Works! Menschen aus 3 verschiedenen Camps haben hier im Februar 2018 rund 50 einzigartige Projekte realisiert!
     
  • Bei den Projekten handelte es sich vor allem um Regale, Tische, Kisten und Tischtennis-Schläger.
     
  • Für Holz wurden im Februar nur etwas mehr als 600 Euro ausgegeben - das ist vergleichsweise wenig, was unmittelbar mit einer Materialspende von Oxfam zusammenhängt.
     
  • Das Holz, das wir von Oxfam erhalten haben, sollte eigentlich als Böden für die Zelte in Camp Katsikas in 2016 verwendet werden. Sie kamen jedoch nie zum Einsatz: Nachdem im Herbst 2016 Container die Zelte ersetzten, lagen die Holzrahmen über ein Jahr in einem Industriegebiet. 
     
  • Der Preis für das gesamte Material der Zeltböden belief sich damals auf etwa 75.000 Euro. Wie gut, dass durch die Spende des Materials an Habibi.Works zumindest ein Teil davon nun einen sinnvollen Zweck erfüllt!
Wer wunderschöne Bilder zu anderen Projekten aus Habibi.Works sehen möchte, klickt sich einfach hier weiter zu unserem neuesten Photoalbum oder zu Instagram.
Frust-Fakt des Monats: In Camp Katsikas leben seit Dezember 159 Kinder unter 18 Jahren ohne Zugang zu Bildung. Bis sie griechische Schulen besuchen dürfen, werden noch Monate vergehen. Die Kinder, die wir seit 2016 in Katsikas begleitet haben, mussten über ein Jahr warten, bis sie an bestimmten Unterrichtsstunden teilnehmen durften. Die gute Nachricht: die selbstorganisierte Camp-Schule, von der wir im letzten Newsletter berichtet haben, wird nächste Woche offiziell starten! Das Team von Habibi.Works hat 10 Lehrerinnen und Lehrer aus dem Camp durch den Vorbereitungsprozess begleitet, sodass bald 12 verschiedene Fächer unterrichtet werden können! 
Bevor wir in der zweiten Hälfte des Newsletters über die ernsten Themen berichten, wollen wir uns noch ganz besonders bedanken bei
  • dem Amsterdam University Fund, der unserer RUN FOR FREEDOM OF MOVEMENT Kampagne eine Online Platform bietet via steunuva.nl 
  • den TROOPERS, die mit ihren Charity Aktionen 6666,00 Euro für uns zusammengebracht haben!
  • allen, die im Februar eine einmalige Spende getätigt oder als monatliche Dauerspenderinnen und -spender einen Beitrag geleistet haben: Ihr seid das Rückgrat dieses Projekts! Ohne euch wäre es nicht machbar. Danke :-)
Wie immer freuen wir uns über eure Rückmeldungen und Ideen! Bleibt informiert!

 
Teil 2. Wenn man keinen Weg mehr sieht
 
Im letzten Newsletter wurde von dem vollkommenen Mangel an psychologischer Betreuung berichtet. Im Camp von Katsikas halten sich derzeit mehr als 50 schwer traumatisierte Menschen auf, die in ihren Herkunftsländern oder auf ihrer Flucht Opfer von Folter geworden sind. Diese Menschen wurden gerade aufgrund ihrer besonderen Schutzbedürftigkeit aus Moria, dem düstersten Camp Europas, nach Katsikas gebracht. Hier sind sie jedoch seit drei Monaten auf sich allein gestellt.
 
Am Dienstag dieser Woche hat sich ein junger Mann nach drei Monaten in Katsikas das Leben genommen. Es ist der erste Suizid, der sich im Camp seit der Eröffnung im März 2016 ereignet. In der Vergangenheit haben wir in unserer Frustration manchmal gefragt, ob erst jemand sterben muss, bevor sich an den Bedingungen und Strukturen etwas ändert. Jetzt müssen wir feststellen, dass sich auch nach einem Selbstmord nichts bewegt. Es werden keine Gelder für dringend gebrauchte Psychologinnen und Psychologen bereitgestellt. Es wird nicht über Isolation und Ausgrenzung gesprochen.
 
Wir kannten den jungen Mann. Wir haben ihn in den letzten drei Monaten fast täglich gesehen. Wir hatten gemischte Gefühle ihm gegenüber, die Polizei hatte in den letzten Wochen gegen ihn ermittelt. Wir kennen die genauen Gründe nicht, die am Ende den Ausschlag zu seinem Entschluss gegeben haben. Aber wir wissen, dass Menschen hier in verzweifelten Situationen allein gelassen werden. Wie erschüttert muss jemand sein, der eine Flucht überlebt hat und dann keinen Weg mehr sieht? Wie fühlt es sich an, wenn alles was bleibt der Wille ist, das eigene Leben zu beenden? Ich wünschte, wir könnten hier ohne zu Zögern von freiem Willen sprechen. Die Menschen in den Camps sind von der Freiheit weit entfernt, obwohl diese zum Greifen nah scheint. Sie sind gefangen in einem System, dass sie Tag für Tag, Woche um Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr mit einer subtilen strukturellen Gewalt zermürbt.
 
Es erscheint unmöglich an struktureller Gewalt, an einer Gesellschaft, einem System etwas zu ändern. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass das System, dass Gesetze und Politik von Menschen gemacht werden. Diese Dinge können geändert werden. Jeder Schritt zählt. Es macht einen Unterschied, wie wir in unserem Alltag mit Menschen umgehen. Es macht einen Unterschied, ob wir uns informieren. Es macht einen Unterschied, ob wir kritisch nachfragen. Es macht einen Unterschied, wem wir bei einer Wahl unsere Stimme geben. Es macht einen Unterschied, was wir unseren Kindern beibringen. Es macht einen Unterschied, wenn wir selbst aktiv werden.
 
Wir sind hier. Wir bewegen Dinge, jeden Tag. Wir werden mit allen Herausforderungen konfrontiert, von denen in den Medien nicht mehr die Rede ist. Wir informieren euch. Werdet aktiv! Werdet Teil des Projekts. Solltet ihr in Kontakt mit Organisationen sein, die international professionelle, psychologische Unterstützung anbieten können, kommt bitte auf uns zu. Danke.
 
Mit besten Grüßen,
 
Mimi und das Habibi.Works-Team
Soup and Socks

[English Version]
Freedom?
Between the starting line and desperation. 
Dear Supporters,

when we started drafting this newsletter last week, the title was RUN FOR FREEDOM OF MOVEMENT; the name of our campaign to promote the participation of people from camp Katsikas and members of our team in the half marathon of Olympia. A tragic event made us change the title and the structure of the newsletter. We report today about the light but also the dark moments in this context. The content of the two parts of this newsletter might not go well together, but they are both reflecting the reality people are living here. We decided to inform you about both. Whoever prefers not to be confronted with the incident, skips the last part of the newsletter in which we are going to speak about the fact that a young man from Camp Katsikas committed suicide on Tuesday evening.

Part 1
RUN FOR FREEDOM OF MOVEMENT

most of us will luckily never get to know this feeling: the powerlessness, of not being able to make decisions about where to go next, where to build a future and where to live ones life. 

The inhabitants of the camps in Greece however find themselves trapped in exactly this situation. The European borders are closed. The decisions concerning peoples lives and their futures are taken out of their hands. We run to raise awareness about this situation!

Under the slogan RUN FOR FREEDOM OF MOVEMENT, people from Camp Katsikas and Habibi.Works together participate in the Half-Marathon of Olympia on the 1st of April. Support the campaign and participate in making sure the runners will get to the finish line with the necessary licences, running gear and provisions! For those who want to know more or donate directly, make sure to click here:
 
The world cannot remain a playing field. All people have the right to a dignified, free and safe life! 
Donate for the Half-Marathon!
Numbers please! February in Habibi.Works
After we have given you some first hand impressions into our kitchen in January, we will now take you on an excursion through our wood workshop:

 
  • Since the beginning of this year the wood workshop has been one the busiest workshops in Habibi.Works! People from three different camps have realised around 50 unique projects in February 2018 alone! 
     
  • Among those projects, shelves, tables, boxes and table tennis rackets were created.  
     
  • In February the total costs for wood amounted to around 600 Euro. Comparatively that is little, thanks to a generous wood donation from Oxfam. 
     
  • The wood that we received from Oxfam as a material donation was initially intended to be the flooring for the tents in Camp Katsikas in 2016. The wood however never ended up being used for this purpose. After containers replaced tents in autumn 2016, the wood frames have been withering away for a year in a nearby industrial area.  
     
  • The price for the entire material needed for the tent flooring amounted to 75.000 Euro back in 2016. Good, that part of the material found its way to Habibi.Works as a donation and will have a meaningful purpose in our busy wood workshop! 
Anyone interested in seeing pictures of other wonderful projects that are happening in Habibi.Works, just click here and you will be directed to our newest photo album or to Instagram
Frustration Fact of the month: Since December, there are 159 children under the age of 18 without access to education in Camp Katsikas. Months will pass until they are allowed to enrol in Greek schools. The children we have accompanied from 2016 on needed to wait more than a year before they were allowed to attend specific classes. On a positive note: the self-organised school, about which we reported in our last newsletter, will officially start next week! Habibi.Works accompanied ten teachers from the camp through the preparation phase so that 12 different subjects can soon be taught!
 
Before coming the grave information within this newsletter, we want to extend a special thank you to:
  • the Amsterdam University Fund that offers our RUN FOR FREEDOM OF MOVEMENT campaign an online platform via steunuva.nl
  • the TROOPERS who were able to collect 6666,00 Euro with their charity! 
  • to everyone who conducted a one time donation or  continuously supports us with monthly donations: You are the backbone of this project! Without you all of this would not be possible. Thank you :-) 
As always, we are happy about any feedback and ideas from you! Stay tuned and informed. 
 
Part 2. If there is no way left to go
 
The last newsletter mentioned the complete lack of psychological support in Camp Katsikas. At the moment there are more than 50 people who are heavily traumatised due to torture and deal with severe psychological challenges. These persons were taken out of Moria, the most horrifying camp Europe has to offer these days, because they were the most vulnerable cases. But here in Katsikas they are forgotten and on their own.
 
On Tuesday evening, a young man committed suicide after having been in Katsikas for 3 months. It is the first suicide happening in the history of the camp since it was first opened in March 2016.
During the past months we sometimes happened to be overwhelmed by frustration and asked wether somebody really needed to die before things were going to change. Now we need to realise that even after the death of a person, nothing is moving. There are no funds activated to pay urgently needed psychologists. There is no discussion about isolation and exclusion.
 
We knew the young man. We saw him almost on a daily base. We had mixed feelings towards him, partly because the police had been investigating him during the past weeks. We don't know the decisive reasons leading to the step he took. But we know that people in Camp Katsikas are being abandoned in a desperate situation. How devastated must a person be after surviving the past and making it to Europe, finding himself in a situation without a perspective? It is hard to imagine how you feel when you have given everything and the only thing that remains in live is your free will to end it. I wish we really could be speaking of free will here. But there is no such thing as freedom. The people are far away from freedom even though they are within Europe. They are caught in a system that is wearing them down with subtile, structural violence, day after day, week after week, month after month, year after year.
 
It seems impossible to change something about the structural violence, the society, the system. But we must not forget that these thing, that laws and politics are human made. They can be changed. Every step counts. It makes a difference how you treat people in your daily life. It makes a difference whether we get informed. It makes a difference when we ask critical questions. It makes a difference to whom we give our vote in the elections. It makes a difference what we teach our kids. It makes a difference when we become active.
 
We are here. We move things every day. We are confronted with all the challenges that media doesn't report about anymore. We inform you. Get active! Become part of this project. In case you are in touch with organisations providing professional psychological support abroad, please let us know. Thank you.

Best wishes,
 
Mimi and the Habibi.Works-Team
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