Bin ich eigentlich unabhängig genug? Kaum ein Coaching, bei dem diese Frage nicht auftaucht, und ehrlich gesagt stelle ich sie mir in letzter Zeit selber ziemlich oft.
Gestern besuchte mich ein Kunde der ersten Stunde und erzählte mir unter den Kastanienbäumen der Altstadt von seinen neusten Plänen. Der heute Pensionierte hat soeben seine Wohnung geräumt, Möbel und 44 Kisten Bücher an fünf verschiedenen Orten eingestellt und bewegt sich nun ganz nach Lust und Laune und frei von Verpflichtungen einige Monate durch die Welt.
Die geplante Indienreise hat er vorerst vertagt, dafür steht nun ein Sprachaufenthalt mit Unterkunft bei einer sizilianischen Familie auf dem Programm. Auf den ersten Blick wirkt das nicht wirklich «abgefahren». Doch wenn ich mir überlege, wie weit sich das Alltagsleben einer sizilianischen Grossfamilie vom Tagesablauf in einem Ein-Personen-Haushalt höchstwahrscheinlich unterscheidet, dann sehe ich da doch einige «marginale Abweichungen» …
Er habe, so erklärte mein Gesprächspartner, den Sichtwechsel 1/2018, Du erinnerst Dich, es ging um unsere Freude an Überraschungen, als Aufforderung verstanden, sich auf Unbekanntes einzulassen, um vielleicht tatsächlich Unerwartetes zu entdecken. Und dazu benötige er eine Portion Unabhängigkeit und Zeit.
Ja, ich glaube, Unabhängigkeit benötigt tatsächlich Raum, Zeit und Distanz von alltäglichen Normen. Zeit, in der wir darüber nachdenken können, wie unabhängig und frei wir tatsächlich denken und handeln. Oder ob wir vielmehr das tun, was uns Prozessabläufe, fremde Erwartungen und eigene Interpretationen vermeintlich vorgeben, tun zu müssen.
In diesem Sinne wünsche ich Dir einen wunderbaren Sommer mit hoffentlich der einen und anderen Insel – zum Träumen, zum Sein und zum Denken. Apropos Sein: Im Herbst erfährst Du im Sichtwechsel-Interview mehr über die sizilianischen Erlebnisse des hier Erwähnten.
