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SwissFungi Newsletter Nr. 6
 

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Liebe PilzfreundInnen
Good news von SwissFungi! Newsletter Nr. 6 ist da und bringt hoffentlich etwas Licht in die dunklen Corona-Zeiten. Wir zeigen Ihnen spannende Pilzfunde, liefern Beobachtungstipps für den Arbeits- und Einkaufsweg und überbringen weitere spannende Neuigkeiten aus dem Hause SwissFungi. Viel Spass beim Stöbern.

SwissFungi-News

Webseite
Eingeschleppte Pilze, sogenannte Neomyceten, können erhebliche Schäden in den hiesigen Ökosystemen verursachen. Deshalb hat SwissFungi im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) 2019 die
Liste der bekannten Neomyceten der Schweiz aktualisiert und auf der SwissFungi-Webseite aufgeschaltet. Dort finden sich neben einer 314 Neomyceten umfassenden Artenliste, Informationen zu Lebensweise, Etablierungsstatus, Herkunftsgebiet, Jahr des Erstfundes etc. Ausserdem haben wir in der Rubrik Artenmerkblätter zwei neue Factsheets publiziert (Eichenmehltau und Tintenfischpilz/Roter Gitterling), die bislang auf Deutsch und Französisch verfügbar sind. Eine italienische Übersetzung ist bald geplant.
FlorApp
Endlich kann man mit der
FlorApp auch Fundmeldungen erstellen, ohne sich alle wissenschaftlichen Artnamen merken zu müssen. Denn neuerdings kann man Pilze auch mit ihren deutschen, französischen oder italienischen Trivialnamen melden. Daneben verfügt die neue Artenliste in der FlorApp nun auch über Synonyme und man erhält bei speziellen Funden spezifische Hinweise wie:
  • Achtung, diese Art wurde in der Schweiz noch nie nachgewiesen
  • Achtung, diese Art gilt in der Schweiz als verschollen
  • Achtung gefährdete Art (Rote Liste = VU, EN, CR))
Zudem enthält jeder dieser Hinweise noch den Zusatz: «Jede weitere Information ist wertvoll: Substrat, Habitat, Foto, Exsikkat…»
Diese Hinweise sollen (1) dem Melder/der Melderin eine unmittelbare Information über die gemeldete Art geben; (2) anregen, eine Art noch einmal kritisch zu hinterfragen/überprüfen, um Bestimmungsfehler zu minimieren und (3) den Melder/die Melderin dazu auffordern, von seltenen, gefährdeten oder noch nie gemeldeten Arten möglichst viele Informationen einzugeben.
Foto FlorApp1
Bei speziellen Pilzfunden zeigt die FlorApp neuerdings spezifische Fundhinweise (gelbes Kästchen) an.
Foto FlorApp2
Endlich können Fundmeldungen auch über den Trivialnamen getätigt werden.
SwissFungi-Kalender
SwissFungi möchte als Dankeschön, unseren fleissigsten KartiererInnen jedes Jahr einen Pilzkalender schicken, der besondere Funde des vergangenen Jahres abbildet. Wir möchten Sie animieren, uns Bilder spezieller Pilzfunde für den nächsten Kalender zuzuschicken. Wir wählen am Ende des Jahres die schönsten Bilder aus und kreieren einen Kalender.
Foto SwissFungi Pilzkalender 2020
Der mittlerweile bereits im April angelangte SwissFungi Pilzkalender 2020 mit vielen spannenden Funden.
Nicht vergessen…
  • Unsere Mission "Pilzinventar Naturschutzgebiete". Melden Sie sich bei Interesse bei uns!
  • Unser Sammelaufruf für den Blauen Rötling Entoloma bloxamii. Die bisherigen fünf zugesendeten Belege konnten vier verschiedenen Arten zugeteilt werden!
  • Möchten Sie für uns Pilze kartieren? Hier finden Sie Infos zu den verschiedenen Möglichkeiten.
  • SwissFungi bietet auch 2020 wieder einen kostenlosen Kartierkurs mit FlorApp an (Freitag, 11. September). Wer sich für den Kurs anmelden möchte, kann das mit einer E-Mail an Andrin Gross (andrin.gross@wsl.ch) tun.

Fundhighlights und Erstfunde

Leider müssen wir ein Fundhighlight aus dem Newsletter Nr. 2 (20.12.2018) berichtigen. Der vermeintliche Fund des Eier-Wulstlings (Amanita ovoidea) hat sich bei der molekularen Analyse des Beleges als Fransiger Wulstling (Amanita strobiliformis) herausgestellt. Dessen innerartliche Variabilität dürfte also recht gross sein und auch Formen mit scheidenähnlichen Überresten an der Stielbasis scheinen zu seinem Repertoire zu gehören.
 
Im Herbst 2019 fanden WSL Mitarbeiter auf einer Waldbrandfläche einen unbekannten Pilz an einem Buchenstamm. Dieser bildete auf der Rinde zahlreiche konvexe, orangegelbe Flecken (sog. Sporodochien). Unter dem Mikroskop zeigten sich sehr attraktive Konidiosporen mit zahlreichen, sich in alle räumlichen Richtungen erstreckenden Armen. Solche verzweigten Sporen (staurosporous) sind sonst typisch für viele aquatische Pilze. Die Bestimmung des Pilzes als
Digitodochium rhodoleucum gelang dann aber erst mit einer genetischen Untersuchung. Dieser Ascomycet wurde 1989 aus Japan beschrieben (auf Zweigen von Fagus crenata) und war in Europa bislang erst aus Skandinavien und Bayern bekannt.
Foto Habitus von Digitodochium rhodoleucum
Habitusaufnahme von Digitodochium rhodoleucum an einem Buchenstamm. Foto: Stefan Blaser
Foto Sporen von Digitodochium rhodoleucum
Digitodochium rhodoleucum verfügt über sehr attraktive Konidiosporen. Foto: Stefan Blaser
Im Februar 2019 fanden Jörg und Bruno Gilgen in Fully (VS) eine nicht bestimmbare Peziza. Der Beleg gelangte dann über René Dougoud zu Nicolas van Vooren (www.ascomycete.org) in Frankreich, der den Pilz sequenzierte. Dabei kam der Name Peziza retrocurvatoides heraus, welche Van Vooren et al. (2017) kürzlich als neue Art beschrieben hatten. Als auffallendes Merkmal besitzen die Sporen zahlreiche kleine Öltröpfchen (multiguttulat). Dies ist sonst nur von P. brunneoatra und retrocurvata bekannt.
Foto von Peziza retrocurvatoides
Peziza retrocurvatoides wurde 2019 das erste Mal in der Schweiz gefunden und durch eine DNA-Sequenzierung bestimmt. Foto: Jörg Gilgen
Weitere aktuelle Funde von seltenen, gefährdeten Arten finden Sie immer auf der Startseite von SwissFungi.

Beobachtungstipps für das nächste Quartal

Hier ein Beobachtungstipp zu zwei Pilzen, die trotz der Aufforderung des Bundesrates, Zuhause zu bleiben, auch auf dem Einkaufs- oder Arbeitsweg gefunden werden können. Suchen muss man die beiden Ascomyceten, die auch sehr hübsch zum Mikroskopieren sind, auf am Boden liegenden, berindeten Zweigen von Platanen. Es handelt sich um die beiden Arten Macrodiplodiopsis desmazieri und Hapalocystis berkeleyi. Beide bilden sehr kleine, in die Rinde eingesenkte, kugelförmige Fruchtkörper («Pyrenomyzeten»), die nur als schwache Aufwölbungen der Rindenoberfläche in Erscheinung treten. Für beide Pilze gibt es erst wenige Funde auf unserem Verbreitungsatlas und es wäre wünschenswert, deren Verbreitung etwas besser zu dokumentieren. Die beiden Winzlinge können mikroskopisch anhand der Ascosporen voneinander unterschieden werden (siehe Bilder) und sind weit verbreitet.
Foto Habitat von Hapalocystis berkeleyi
Hapalocystis berkeleyi auf einem am Boden liegenden Platanenzweig. Macrodiplodiopsis desmazieri ist vom Erscheinungsbild her ähnlich.
Foto Sporen von Hapalocystis berkeleyi
3-zellige Ascosporen mit beidseitigen Anhängseln von Hapalocystis berkeleyi. Foto: Stefan Blaser
Foto Sporen von Macrodiplodiopsis desmazieri
6-zellige, dickwandige Ascosporen von Macrodiplodiopsis desmazieri. Foto: Andrin Gross

Wussten Sie, dass…?

Bestimmt sind viele von Ihnen bei der Pilzsuche im Fichtenwald bereits auf ein merkwürdiges Gewächs namens Fichtenspargel (Monotropa hypopitys) gestossen. Man könnte vom Erscheinungsbild dieser Pflanze fast meinen, dass es sich um einen Pilz handelt. So ist der Fichtenspargel im Gegensatz zu anderen Pflanzen blass gelb-bräunlich und kann keinen eigenen Zucker durch Photosynthese herstellen. Aber wovon lebt er denn? Lange dachte man fälschlicherweise, der Fichtenspargel sei ein Saprophyt und ernähre sich von toter organischer Substanz. Selbstverständlich hat die richtige Antwort aber mit Pilzen zu tun. Durch Versuche mit radioaktiv markierten Molekülen fand man heraus, dass der Zucker im Fichtenspargel eigentlich von den Waldbäumen stammt. Wie allgemein bekannt, geben viele Bäume einen Teil ihres Zuckers über eine Ektomykorrhiza an gewisse Pilzarten weiter. Genau diese Mykorrhizaverbindung wird vom Fichtenspargel parasitiert. Es handelt sich also um eine Dreifachverbindung von Baum – Mykorrhizapilz – Fichtenspargel. Übrigens ist der Fichtenspargel wählerisch: nur Pilzarten der Gattung der Ritterlinge (Tricholoma) scheinen seinen Ansprüchen zu genügen. Ansonsten ist diese Mykoheterotrophie genannte Lebensweise von einigen Orchideenarten wie der Nestwurz oder dem Widerbart bekannt.
Foto von Monotropa hypopitys
Beim Fichtenspargel handelt es sich um einen Mykorrhizaparasiten. Foto: Jonas Brännhage
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Wir wünschen Ihnen viele interessante Pilzfunde und bleiben Sie gesund!

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