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Illustration: © Catherine Meurisse

Liebe Leserinnen und Leser,

kann die Krise uns stärken? Ja, sie kann. Das Konjunkturpaket der Bundesregierung, das 138,8 Millarden Euro umfasst, ist ein Zeichen der Stärke. Und offenbar war der Kollaps nötig, um auch dem Letzten noch klarzumachen: Mit einer rigiden Sparpolitik lässt sich nicht in die Zukunft investieren. Geld, viel Geld, gibt es nicht nur für die soziale Abfederung der Krise, sondern auch für Bildung, für Zukunftstechnologien, den Gesundheitssektor. Nur die Autoindustrie ist missmutig, weil es keine Kaufprämie für Verbrenner gibt. Richtig so.

Beanstanden lässt sich, dass der Familienbonus von 300 Euro pro Kind nach dem Gießkannenprinzip ausgeschüttet wird. Zwar sind Spitzenverdiener ausgenommen, aber der Universitätsprofessor bekommt genauso viel wie die Kassiererin im Supermarkt für ihren Nachwuchs. Das ist falsch. Aber was hindert Besserverdienende daran, ihren Bonus an Bedürftigere weiterzugeben? Nichts, außer der eigene Geiz und die diebische Freude darüber, einfach so Kohle geschenkt zu bekommen. Zukunft aber lässt sich nicht gestalten, wenn Bürger und Bürgerinnen die Fürsorgepflicht bequem an den Staat delegieren und sich selbst wie kleine Kinder am Gabentisch verhalten. Vielmehr zeichnet erwachsene Mündigkeit aus, dem infantilen Reflex der Gier zu widerstehen und den Staat nicht als Weihnachtsmann, sondern, im besten Hegelianischen Sinne, als Verwirklichung der sittlichen Existenz des Menschen zu begreifen. 

In unserem heutigen Denkanstoß beleuchtet meine Kollegin Theresa Schouwink auf ganz neue Weise ein Detail, das wir seit vielen Wochen im Gesicht tragen und von den meisten Menschen als störend empfunden wird: Was wäre, wenn wir die Maske als spielerisches Element zu begreifen lernten? 

Zum Schluss möchte ich noch eine Neuerung ankündigen, auf die Sie sich schon freuen dürfen: Ab kommender Woche werden wir diesen Newsletter thematisch öffnen. Denn die Welt ist mehr als nur ein Virus. Höchste Zeit, sie wieder als ganze in den Blick zu nehmen. Natürlich mit philosophischen Augen. 

Unseren Newsletter und die Denkanstöße zur Corona-Krise stellen wir Ihnen gerne kostenlos zur Verfügung. Wir freuen uns jedoch über Ihre Unterstützung durch ein Probeabo oder auf anderem Wege.

Auf in die Zukunft!

Ihre Svenja Flaßpöhler
(Chefredakteurin)

Newsletter regelmäßig lesen

Denkanstoß von Theresa Schouwink 

Die Maske als Ritual

Wer das Tragen seiner Mund- und Nasenbedeckung im Sinne George Batailles als Maskierungsritual versteht, kann darin eine lustvolle Überschreitung gesellschaftlicher Normen entdecken. 

Foto: United Nations COVID-19 Response (Unsplash)

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 Netzlese 

• Auf Zeit online denkt der Wissenschaftsphilosoph Alfred Nordmann bereits darüber nachwie man auf eine zweite Ansteckungswelle im Herbst reagieren könnte. Sind Pflanzen, die die Luft von Erregern befreien oder neue Entwicklungen in der Nanotechnologie die Lösung?

• Im „Corona-Tagebuch weltweit“ von 3sat erläutert die US-amerikanische Philosophin Judith Butler die Gefahren einer zu frühen „Wiederöffnung“ der Wirtschaft für die arme Bevölkerung. Denn gerade sie sei dem Risiko ausgesetzt, durch die Arbeit das Leben zu verlieren, das sie ermöglichen soll.

 Zum Innehalten 

Gewaltsam ist jede Handlung, bei der man handelt, als wäre man allein

 — Emmanuel Lévinas, Ethik und Geist (1952)

 Und abseits von Corona? 

Der afrikanische Philosoph der Aufklärung

Kennen Sie Anton Wilhelm Amo? Vermutlich nicht, dabei ist sein Lebensweg ebenso einzigartig wie bemerkenswert. Seiner Heimat am Ufer des Golfes von Guinea im 18. Jahrhundert entrissen und einem deutschen Fürsten „geschenkt“, wird er als erster Schwarzer an einer europäischen Universität Doktor der Philosophie. Ein Lebensweg jenseits der Norm, der vielen Vereinnahmungen Tür und Tor öffnet, aber auch ein Denken freilegt, das es wiederzuentdecken gilt.

Illustration: © Mathieu Poupon

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Kooperation
Am 6. Juni 2020 präsentieren WDR5 und die phil.cologne in Kooperation ein Philosophie-Spezial: 10 Stunden vertieftes und zugleich unterhaltsames Nachdenken im Radio. Weitere Informationen finden Sie hier.

Das Philosophie Magazin ist Medienpartner.
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