Liebe Leserinnen und Leser,
kann die Krise uns stärken? Ja, sie kann. Das Konjunkturpaket der Bundesregierung, das 138,8 Millarden Euro umfasst, ist ein Zeichen der Stärke. Und offenbar war der Kollaps nötig, um auch dem Letzten noch klarzumachen: Mit einer rigiden Sparpolitik lässt sich nicht in die Zukunft investieren. Geld, viel Geld, gibt es nicht nur für die soziale Abfederung der Krise, sondern auch für Bildung, für Zukunftstechnologien, den Gesundheitssektor. Nur die Autoindustrie ist missmutig, weil es keine Kaufprämie für Verbrenner gibt. Richtig so.
Beanstanden lässt sich, dass der Familienbonus von 300 Euro pro Kind nach dem Gießkannenprinzip ausgeschüttet wird. Zwar sind Spitzenverdiener ausgenommen, aber der Universitätsprofessor bekommt genauso viel wie die Kassiererin im Supermarkt für ihren Nachwuchs. Das ist falsch. Aber was hindert Besserverdienende daran, ihren Bonus an Bedürftigere weiterzugeben? Nichts, außer der eigene Geiz und die diebische Freude darüber, einfach so Kohle geschenkt zu bekommen. Zukunft aber lässt sich nicht gestalten, wenn Bürger und Bürgerinnen die Fürsorgepflicht bequem an den Staat delegieren und sich selbst wie kleine Kinder am Gabentisch verhalten. Vielmehr zeichnet erwachsene Mündigkeit aus, dem infantilen Reflex der Gier zu widerstehen und den Staat nicht als Weihnachtsmann, sondern, im besten Hegelianischen Sinne, als Verwirklichung der sittlichen Existenz des Menschen zu begreifen.
In unserem heutigen Denkanstoß beleuchtet meine Kollegin Theresa Schouwink auf ganz neue Weise ein Detail, das wir seit vielen Wochen im Gesicht tragen und von den meisten Menschen als störend empfunden wird: Was wäre, wenn wir die Maske als spielerisches Element zu begreifen lernten?
Zum Schluss möchte ich noch eine Neuerung ankündigen, auf die Sie sich schon freuen dürfen: Ab kommender Woche werden wir diesen Newsletter thematisch öffnen. Denn die Welt ist mehr als nur ein Virus. Höchste Zeit, sie wieder als ganze in den Blick zu nehmen. Natürlich mit philosophischen Augen.
Unseren Newsletter und die Denkanstöße zur Corona-Krise stellen wir Ihnen gerne kostenlos zur Verfügung. Wir freuen uns jedoch über Ihre Unterstützung durch ein Probeabo oder auf anderem Wege.
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