Hallo Du!
Vier mal habe ich in den vergangenen Monaten zu dieser Plauderei angesetzt. Damals noch ein kleiner Philosophie-Exkurs über die schönen Seiten des Lockdowns, später über die wunderbare Entwicklung des Podcasts, der nach nicht mal einem halben Jahr die 1.000 Abonnenten-Hürde allein bei Spotify genommen hat...
Der Text war fertig, wurde dann allerdings wiederum einen Tag später durch die womöglich mental anspruchsvollste Felsfahrt meines Lebens in den Schatten gestellt, die mein Thema mit Angst beim Klettern fundamental verändert hat (!).
Und jetzt, wo meine Hände voll mit Druckerschwärze und Klebeband sind, weil ich heute endlich meine gerahmten Kunstdrucke verschicken konnte und das Herz mal wieder hüpft vor lauter inspi - rierender Men - schen, die ich nicht zuletzt durch den Podcast kennen lernen durfte, setze ich ein weiteres Mal an:
Die Kraft der Zufriedenheit
Die vergangenen Wochen verbrachte ich primär reisend im Bus, hinter dem Mikrofon oder unter dem Gleitschirm. Eine Kombination, die mich so glücklich macht, wie schon lange nicht mehr. Die Gewissheit, etwas gut zu können, beflügelt. Im Job wie im Hobby.
Die Resonanz auf den Podcast ist so gut, dass ich immer mehr das Gefühl bekomme, etwas gefunden zu haben, was meinen Talenten optimal entspricht und mir maximal Freude bringt. Ein neuer Mammut-Auftrag von einem meiner liebsten Kunden untermauert das.
Und auch wenn ich weiterhin kein allzu großer Fan von Thermikgeschaukel bin, empfinde ich doch eine angenehme Gewissheit, gut fliegen zu können. »Gut« steht da vielleicht nicht für lang oder wild, aber für »glücklich« und allein darum geht es mir bei diesem Hobby. Gepusht habe ich mich die vergangenen Jahre beim Klettern genug, momentan möchte ich einfach genießen. Und da bringt mir auch nach zwei Jahren Gleitschirmfliegen immer noch der Sonnenaufgangs-Abflug die aller größte Freude.
Natürlich gibt es Piloten, die ihre Hochleistungsschirme für so etwas nicht mal auspacken würden. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass in der Pilotenszene - so wie ich sie bisher kennen lernen durfte - sich viel mehr füreinander gefreut wird, als im Klettersport. Der Gradmesser sind die leuchtenden Augen des anderen, nicht der Schwierigkeitsgrad. »Was willst du denn da, das ist doch total langweilig«, habe ich beim Fliegen noch fast nie gehört - beim Klettern durchaus (Stichwort Jubliäumsgrat oder Kampenwandüberschreitung zum Beispiel...).
Des Glückes Tod ist der Vergleich
Womöglich liegt es aber auch einfach an der eigenen Zufriedenheit und dem abgelegten Wunsch, »besser/so gut wie die anderen« zu werden. Das war nämlich noch so ein Thema, über das ich für die Nähkästchenplauderei schon mal einen Text angefangen hatte: Der Vergleich und die einhergehende Unzufriedenheit.
Während meiner Recherche für eine entsprechende Artikelreihe hatte ich nach Erfahrungen von LeserInnen gefragt und musste recht bestürzt feststellen, dass quasi alle der Einsenderinnen den Vergleich in negativen Kontext brachten, während nahezu alle Männer Positives daraus zogen. Die Damen beschrieben, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlten und dadurch zumindest temporär unzufrieden geworden waren - ganz speziell beim Klettern und durch Instagram.
Liegt es daran, dass man als Frau fast permanent zum schwächeren Teil der Gruppe zählt, fast schon egal, auf welchem Niveau man unterwegs ist? Werden »wir Frauen« (Achtung, Schublade. Es gibt viele Ausnahmen) durch Leistungsgedanken von außen zum »sich pushen« getrieben, während man selbst aus dem Blick verliert, was einem selbst eigentlich am allermeisten Freude bringt? Vielleicht ist es ja einfach der flowige Fünfer, auch wenn von außen suggeriert wird, dass man doch bestimmt schwerer klettern kann oder es wenigstens probieren sollte?
Die dunkle Macht, die Instagram auf einen ausübt (»die anderen machen viel mehr/toller/schwerer...«) ist dann noch ein ganz anderes Thema...
Tu, was DIR Freude bringt.
Interessanterweise zeigen die dazugehörigen Diskussionen, dass es einen Teil Leser gibt, der das Thema überhaupt nicht nachvollziehen kann. Bei fast 50 Einsendungen mit einem ähnlichen Tenor und ehrlicherweise meiner eigenen Erfahrung, die sich dort komplett einreiht, kann man aber schwer leugnen, dass es für einige definitiv ein wichtiges, sensibles Thema ist.
Solltest Du Erfahrungen zu dem Thema »Vergleichen im (Berg-/Flug-)Sport« haben, schreib sie mir gerne! Bisher haben sich noch kaum Einsendungen thematisch überschnitten, jede Geschichte ist also anders und interessiert mich sehr.
Kunstdrucke und Postkarten
Und um jetzt doch noch mit was Schönem zu schließen: Die Kunstdrucke und Postkarten sind versandfertig und können nun im Shop bestellt werden. In wenigen Wochen gibt es dann auch wieder Tassen - sowohl mit dem Podcast-Logo, als auch mit Trettach und Ifen-Motiv. Und ich habe so manche Spatzen rufen hören, dass es bald auch endlich die T-Shirts geben wird! Bambus, Baby!
Habt's gut!
Erika
ulligunde.com
Bilder von o. nach u.:
Die Kunstdrucke von Matterhorn und Drei Zinnen im Holzrahmen
Sonnenaufgangsflug am Achensee am Freitag
7a+ zum Ausklettern.... lang ist's her
Zeichnung »Hoher Ifen«
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