Der Sommer ist da und damit ist nun auch die Zeit für einen neuen Newsletter gekommen! Auch unsere Jahresplanung wurde durch die Corona-Pandemie ordentlich durcheinander gewirbelt. Viele der geplanten Veranstaltungen und Aktivitäten mussten abgesagt werden oder haben nur online stattgefunden. Dies beginnt sich nun langsam zu ändern. Wir sind zumindest teilweise aus dem Home Office zurück ins Zentrum für Demokratie gekommen und die Planungen für erste Veranstaltungen haben begonnen.
In diesem Newsletter möchten wir euch Neuigkeiten und Veranstaltungen der verschiedenen Projekte des Zentrums für Demokratie vorstellen. Viel Spass bei der Lektüre und bis bald!
Halbzeit 2020 und wir resümieren:
Bislang fanden die ersten zwei Antragsrunden der Partnerschaften für Demokratie Schöneweide und Treptow-Köpenick statt. Die beiden Begleitausschüsse beratschlagten sich in den Treffen im Februar/ März und Mai/ Juni über so einige interessante Projekte und empfahlen in diesem Jahr schließlich 24 Projektvorhaben im Bezirk für eine Förderung im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!".
In den kommenden Wochen stellen wir euch die bewilligten Projekte auf unseren Internetseiten näher vor.
Wir halten fest: Der Topf des Aktionsfonds ist in Treptow-Köpenick nun komplett ausgeschöpft.
Es gibt aber noch Hoffnung für Projektwillige: Der Feuerwehrtopf für kleinere Vorhaben steht noch bereit (Informationen siehe unten) und der Topf in Schöneweide ist auch noch nicht leer: Vereinen, Initiativen, Stiftungen und Privatpersonen stehen noch ca. 6.000,- Euro in diesem Jahr beantragen. Also her mit euren Ideen und bewerbt euch. Wir beraten euch gerne bei der Projektkonzeption und Antragsstellung. Mehr Informationen zu den Anträgen und unseren Leitzielen findet ihr hier auf unserer Seite.
Treptow-Köpenick:
13 Projekte empfohlen. Dieses Jahr standen erstmalig 51.000 Euro zur Verfügung. Der Aktionsfonds ist komplett ausgeschöpft!
Die Projektträger haben sich von Corona nicht abhalten lassen weiter an ihren Ideen festzuhalten. Organisatorische, technische und inhaltliche Anpassungen wurden vorgenommen, um die Projekte auch dieses Jahr noch umzusetzen. Damit ihr eine Vorstellung habt, welche Projekte empfohlen wurden, stellen wir euch hier ein paar exemplarisch kurz vor:
Unter anderen die Fortführung und Ausweitung der Aktion Noteingang auf Alt-Treptow.
Ein Projekt des Vereins Artikel 1- Initiative für Menschenwürde e.V., der mit Grundschüler_innen den respektvollen Umgang miteinander erlernen und stärken will als außerschulisches Projekt.
Kreisjugendring Köpenick e.V. hat die Auschwitzüberlebende Frau Dr. Eva Umlauf eingeladen, die das Buch "Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen" geschrieben hat.
Auch in diesem Jahr will der KunstHofKöpenick e.V. ein Friedenskonzert durchführen. Angepasst auf die gesellschaftliche Situation in Zeiten von Corona wird das Konzert ausgerichtet unter dem Thema "Solidarität und gesellschaftlicher Zusammenhalt".
Der Verein verlernen e.V. realisiert dieses Jahr eine interaktive Stadtführung mit Hilfe des Actionsbounds zum Thema "100 Jahre Berlin aus feministischer Perspektive".
Schöneweide:
11 Projekte vom Begleitausschuss empfohlen - rund 6.000,- Euro können noch vergeben werden -
Deadline 3. Antragsrunde: 25.08.2020.
Trotz (oder gerade wegen) Corona konnten sich mittlerweile schon einige Projektträger an die Umsetzungen ihrer Projekte wagen und können - verständlicherweise unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen- einige Veranstaltungen umsetzen:
Das Philosophische Café von den Moving Poets Berlin e.V. setzt sich am 5. Juli im Garten der Novilla in Schöneweide mit coronabedingten gesellschaftlichen Kernfragen zu Solidarität und Kontrolle auseinander.
Am 11. Juli lädt der Jazzkeller 69 e.V. im Rahmen der Reihe "Jazz am Kaisersteg" zum Konzert mit Klub Demboh. Sie sind eine Gruppe von Künstler*innen verschiedener Nationalitäten und Religionen und nehmen den schwarzen Jazzmusiker Sun Ra zum Ausgangspunkt ihrer Performance.
Ebenfalls in diesem Sommer, am 21. August, soll ein Interkulturelles Fest von ARTivisten e.V. in Kooperation mit InteraXion in Schöneweide stattfinden. Einen kleinen musikalischen Vorgeschmack findet ihr hier: Balkan Spirit Ensemble.
Das Projekt "Am Ende des Tages" von GARAGE e.V. will sich in Workshops intensiv mit coronabedingten Erfahrungen von Menschen aus Schöneweide widmen und multimediale Auseinandersetzungen in Bild, Ton und Film befördern. Nähere Infos folgen auf unserer Homepage.
Ihr habt Lust euch und euren Mitmenschen etwas Gutes zu tun und dabei etwas demokratisch im Kiez zu bewirken!? Euch regen diese ganzen Verschwörungsmythen auf und ihr wollt Plakate für die Nachbarschaft drucken lassen? Ihr habt eine grandiose Idee für eine Online-Aktion gegen Hate-Speech in Schöneweide? Ihr habt tolle Ideen, wie ihr gegen Rassismus und für Mitmenschlichkeit eintreten wollt? Dann stellt einen Antrag über die Partnerschaften für Demokratie Treptow-Köpenick für den Feuerwehrtopf.
Dieser kleine Geldtopf beinhaltet (coronabedingt) nun immer noch stolze 4000 Euro für eure Ideen. Initiativen und Einzelpersonen können bis zu 500 Euro für ihre Projektidee (als Sachmittel) beantragen.
Kontaktiert uns gerne bei Fragen oder den Wunsch nach Beratung: pfd-tk@offensiv91.de.
P.S.: Die Flyer erscheinen etwas knittrig? Richtig gesehen. Diese nachhaltigen Flyer könnt ihr sogar einpflanzen und bestaunen, wie daraus Sommerblumen wachsen.
Vergangenes Jahr haben wir eine Veranstaltungsreihe "Von der Geschichte zur Gegenwart - Orte der historischen und politischen Bildung in Treptow-Köpenick" gestartet. Dieses Jahr wollen wir euch auch wieder einladen Museen, historisch wichtige Orte und Ereignisse im Bezirk kennenzulernen. Geplant ist auch ein Workshop, der sich mit dem Grabfeld auf dem Friedhof Altglienicke auseinandersetzt.
Wenn ihr am 11. Juli noch nichts vorhabt, dann laden wir euch zur Fahrrad-Rätsel-Rallye ein: Zwischen 14 und 18 Uhr könnt ihr verschiedene Stationen in Treptow-Köpenick zur politischen Bedeutung von Sport mit eurem Tretesel besuchen:
Die Stationen sind voraussichtlich:
Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Niederschöneweide
Mellowpark in Oberschöneweide
Stadion an der Alten Försterei (1. FC Union) in Oberschöneweide
Flugplatz in Johannisthal-Adlershof
Wassersport-Museum in Grünau
Köpenicker Fußball Club im Allende-Viertel
Und ihr könnt sogar noch etwas gewinnen, wenn ihr das Lösungswort erratet!
Am Sonntag, den 27. Juli, laden wir euch zum geführten Stadtspaziergang ab 15 Uhr entlang der Berliner Mauer ein!
Wir werden euch in den nächsten Newslettern auf dem Laufenden halten. Aktuelle Infos zu allen Veranstaltungen findet ihr hier!
Ebenso im Rahmen der historisch-politischen Veranstaltungsreihe findet auch dieses Jahr wieder unser Antifaschistischer Sommertag statt! Wir wollen mit euch Sommer, Sonne und Antifaschismus zelebrieren. Dafür haben wir uns Folgendes für euch ausgedacht:
11 Uhr geht´s los: Am ZfD erhaltet ihr noch ein paar Instruktionen (und bei Bedarf Putzmaterialen) für euren digitalen Walk durch Schöneweide. Unser neu aufgelegter Actionbound "Schöneweide - Vom Nazikiez bis Heute" führt euch an verschiedene Orte und ihr erfahrt die Geschichten, die sich dahinter verbergen.
Ab 14 Uhr laden wir euch wie im letzten Jahr in die Villa Offensiv ein. Dort habt ihr die Möglichkeit euch auszutauschen, uns zu feedbacken, Transparente zu bemalen und ein kaltes (separat abgepacktes) Getränk zu schlürfen.
Wir freuen uns auf euch! Mehr Infos zum Sommertag findet ihr hier.
Seit dem Auftreten der ersten Corona-Fälle in Deutschland dokumentieren die Berliner Registerstellen einen Anstieg diskriminierender Vorfälle mit direktem Bezug zu Corona. Dazu zählen Beschimpfungen und Angriffe gegen Menschen, die als asiatisch wahrgenommen („gelesen“) werden, und zunehmend auch gegen andere Gruppen. Außerdem werde verstärkt rasstische und antisemitische Verschwörungserzählungen verbreitet. Die Kundgebungen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona Pandemie, an denen Personen aus verschiedenen politischen Spektren teilnehmen, bieten dafür ein Forum.
Zu Beginn der Pandemie wurden Menschen, denen eine chinesische Herkunft zugeschrieben wurde, zunehmend im öffentlichen Raum diskriminiert. Ende Januar reagierten asiatisch gelesene Personen weltweit auf die zunehmende Ausgrenzung mit dem Twitter Hashtag „Ich bin kein Virus“.
Zu einem Angriff wahrscheinlich mit Bezug zu Corona, kam es in Berlin bereits kurz nachdem der erste Ansteckungsfall in Bayern Ende Januar 2020 bekannt wurde. Am 31. Januar wurde eine 23-jährige Chinesin nachmittags in der Beusselstraße in Berlin-Mitte von zwei Frauen rassistisch beleidigt, bespuckt, an den Haaren zu Boden gerissen und dann geschlagen und getreten. Sie wurde am Kopf verletzt und ambulant in einem Krankenhaus behandelt, ihre Brille zerbrach. Zwei Zeug*innen griffen ein und die Angreiferinnen flüchteten. Die Polizei ermittelte zu einem möglichen Zusammenhang mit dem Coronavirus.
Erste Fälle von Diskriminierung Anfang Februar
Anfang Februar berichtete ein Tagesspiegel-Journalist, dessen Familie aus Shanghai kommt, von ersten eigenen Erfahrungen mit diskriminierendem Verhalten in Berlin. Als er im Zoo Interviews führen wollte, gingen die Mitarbeiter*innen kommentarlos weg, aus Angst sich anzustecken. In der U-Bahn setzten sich Mitfahrende von einer weiteren Tagesspiegelmitarbeiterin, ebenfalls mit chinesischem Hintergrund, weg, weil sie offenbar pauschal von einer größeren Ansteckungsgefahr ausgingen.
Auch die Berliner Registerstellen erreichten zu diesem Zeitpunkt ähnliche Berichte. Am 1. Februar kassierte eine Kassiererin in einem Drogeriemarkt in der Müllerstraße im Wedding sechs Kund*innen ab. Als eine asiatisch gelesene Frau ihr einen Gutschein reichte, öffnete die Kassiererin ihre Schublade und desinfizierte sich demonstrativ die Hände. Als der Ehemann der Frau daraufhin sagte: "Keine Panik, meine Frau war noch nie in China", verfiel die Kassiererin in verlegenes Schweigen. Am 3. Februar wurde berichtet, dass sich Mitreisende in der U-Bahn wegsetzten, als sich eine asiatisch gelesene Frau räusperte. Am 4. Februar erzählte der Betreiber eines asiatischen Imbisses in der Nähe des Mehringplatzes in Kreuzberg einem Kunden von massiven Umsatzeinbußen seit der verstärkten Berichterstattung über das Corona-Virus. Am 8. Februar zog ein Mann in der S-Bahn in Mitte seinen Schal über den Mund und sagte mit Blick auf einen asiatisch gelesenen Mann, der gut zwei Meter entfernt saß, zu seinem Begleiter besonders laut und deutlich‚ ob er "es‘ riskieren will.“ Am 11. Februar wurde ein aus China stammender Mann in einer Arztpraxis im Ortsteil Mitte unter Vorwänden abgewiesen und ihm so die Behandlung verweigert.
Pöbeleien und Angriffe gegen asiatisch gelesene Personen
Wenig später kam es zu den ersten Pöbeleien gegen Personen, die als asiatisch gelesen wurden. Am 8. Februar stieg ein Mann abends in Köpenick in die Tram 27. Bereits nach dem Einsteigen pöbelte er eine asiatisch gelesene Frau mit den Worten "Was glotzt du denn so?" an. Dann begann er über sein Handy laut eine Rede abzuspielen. Als er ausstieg, hämmerte er gegen die Scheibe und gestikulierte aggressiv in Richtung der Betroffenen. Danach zeigte er den Hitlergruß. Ein Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ist zu vermuten, da ähnliche Vorfälle aus Köpenick zuvor nicht bekannt waren. Am 3. März trat ein Mann, der aus einer Bar in Mitte kam, an eine asiatisch gelesene Frau heran und sagte zu ihr: „Dich sollte man mit Sagrotan einsprühen!“ Am 26. März wurden zwei Frauen, die Corona-Schutz im Gesicht trugen, in Kreuzberg von einer vierköpfigen Männergruppe mit Corona in Verbindung gebracht und ausgelacht. Die Betroffenen fühlten sich als Asiatinnen ins Visier genommen und rassistisch beleidigt. Am 31. März wurde eine taiwanesisch-amerikanische Frau in einem Geschäft in der Lahnstraße in Neukölln von zwei Angestellten rassistisch und mit Bezug auf Corona verspottet.
Die Regierungen von Bund und Ländern hatten sich am 22. März auf strenge Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen. Viele Personen arbeiten mittlerweile im Home Office und die meisten Geschäfte sind geschlossen. Die Krise hat sichtbar den Alltag der Berliner*innen erreicht. Ab diesem Zeitpunkt nehmen die Vorfälle eine neue Dimension an.
Am 24. März 2020 wurde in einem Wohnhaus in Charlottenburg ein Namensschild mitsamt der Klingel beschädigt und aus der Wand gerissen. Der Namen der Familie wird als chinesisch-italienisch wahrgenommen. Ende März wurden auch zwei weiterer rassistische Angriffe bzw. Angriffsversuch im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie registriert worden. Am 25. April wurde ein koreanisches Paar nachts in der U7 in Wilmersdorf rassistisch beleidigt und angegriffen. Drei Männer, die mit in die U-Bahn stiegen, sollen ihnen "Happy Corona", "Corona", sowie "Corona Party" zugerufen haben. Die Frau wurde körperlich angegriffen und sexuell belästigt, der Mann bespuckt und geschubst. Im Ortsteil Prenzlauer Berg saß eine Gruppe am 29. März vor einem Café, als eine kleine Gruppe Männer vorbei kam und sagte "Do you have Corona-Virus?". Die Gruppe verneinte dies. Die Pöbler ließen aber nicht locker und machten weitere anti-asiatische Witze mit Corona-Bezug. Als jemand aus der betroffenen Gruppe sagte, dass sie aufhören sollen, kam ein Pöbler auf die Person zu und versuchte diese zu schubsen, was misslang.
Diskriminierendes Verhalten gegen andere Gruppen
Bereits seit Ende Februar wurden nicht mehr in erster Linie Personen, denen eine asiatische Herkunft zugeschrieben wurde, Ziel von rassistischen Äußerungen, sondern auch andere Personengruppen. Am 28. Februar äußerte eine Teilnehmerin während einer Gruppentherapiesitzung in Wilmersdorf, dass das Coronavirus auf dem afrikanischen Kontinent ausbrechen solle, da dort zu viele Menschen leben würden. Trotz Nachfrage und Empörung der anderen Teilnehmer*innen blieb sie bei ihrer Aussage und stritt ab, dass diese rassistisch ist. Am 23. März saßen hinter dem Tierparkcenter in Lichtenberg mehrere als Neonazis erkennbare Männer und bedrohten vorbeigehende Passant*innen. Sie äußerten sich dabei in rassistischer Weise über Asiat*innen und Italiener*innen und behaupteten, dass nur diese an Corona sterben würden.
Am gleichen Tag gab es einen antisemitischen Vorfall in Schöneberg, über den die Recherche und Informationsstelle Antisemitismus berichtete. In einem Mehrfamilienhaus trug eine unbekannte Person eine Anwohnerin, die auch aufgrund ihres Nachnamens als jüdisch erkennbar ist, auf einem Aushang zur Nachbarschaftshilfe während der Coronakrise ein. Zwischen dem Doktortitel und dem Nachnamen der jüdischen Betroffenen wurde handschriftlich ein „Corona“ hinzugefügt, so dass auf dem Zettel „Dr. Corona“ sowie „Dreimal klopfen“ zu lesen war. In einem Bus wurde im Bezirk Mitte am 26. März eine Schwarze Person von einem Mann mit Wucht gegen die Scheibe geschubst und angeschrien: „Wegen Euch Scheiß-Ausländern ist die Seuche ins Land gekommen“. In Marzahn-Hellersdorf wurde Mitte April ein Aufkleber der Neonazi-Partei III. Weg mit dem Slogan „Corona beweist: Globalisierung tötet!“ entdeckt.
Neonazi-Nachbarschaftshilfe
Abgesehen von den verschiedenen rassistischen Verhaltensweisen, Beschimpfungen und Angriffen im Zuge der Corona-Krise, versuchten auch Neonazis Kapital für die Rekrutierung von Anhänger*innen aus der Situation zu schlagen. Sie verbreiten vermehrt Aufkleber und versuchen eigene Nachbarschaftshilfen zu etablieren. Das ist vor allem im Bezirk Pankow der Fall. Am 18. März wurden im Ortsteil Buch Flyer der neonazistischen Partei NPD an Eingängen entdeckt und entfernt. Auf den Flyern wurde zu einer Nachbarschaftshilfe in Zeiten von Corona geworben. Am 25. März wurden ähnliche Flyer im Ortsteil Prenzlauer Berg bemerkt. Die JN, die Jugendorganisation der NPD, warb online damit, Atemmasken zu verteilen.
Antisemitische und andere Verschwörungstheorien
Die Berliner Registerstellen dokumentierten auch Verschwörungstheorien, die im Zusammenhang mit Corona verbreitet wurden. Am 6. März wurde in dem von Andreas Wild herausgegebenen Magazin "Trend" behauptet, Geflüchtete würden das Coronavirus übertragen und seien auf diese Weise eine "neuartigen Art von Migrationswaffe". Am 24. März stellte das Register Lichtenberg fest, dass in den vergangenen Tagen in mehreren Lichtenberger Facebook-Gruppen vermehrt Verschwörungstheorien über den Corona-Virus verbreitet wurden. Demnach sei das Coronavirus planmäßig verbreitet worden, um die Entfremdung der Menschen, Zwangsimpfungen, das Einpflanzen von RFID-Chips und die Abschaffung des Bargelds durchzusetzen. Die Behauptung, dass der Virus von „globalen Eliten“ oder der „New World Order“ verbreitet wurde, trug dabei antisemitische Züge. Eine Einzelperson verschickte am 27. April und am 2. Mai eine E-Mail mit antisemitischen Verschwörungstheorien an eine Vielzahl von Adressat*innen, wonach die Bekämpfung der vermeintlich erlogenen Corona-Pandemie sowie die Migration Schwarzer und muslimischer Menschen der Errichtung einer jüdischen Weltherrschaft dienten.
Hygiene-Kundgebungen
Seit Ende März fanden am Rosa-Luxemburg-Platz wöchentliche Protestkundgebungen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie statt. Die Kundgebungen zogen ein breites politisches Spektrum an und wurden zunehmend von bekannten extrem rechten Akteuren besucht. Von Beginn an wurden rassistische, später vor allem antisemitische Verschwörungstheorien auf Schildern präsentiert. Am Rande dieser Kundgebung am 1. Mai und bei einer ähnlichen Veranstaltung am 6. Mai vor dem Bundestag wurden Journalist*innen angegriffen.
Die Veranstalter*innen der Kundgebung am Rosa-Luxemburg-Platz verharmlosen den Nationalsozialismus, indem sie die aktuellen Maßnahmen damit gleichsetzen. Eine zunehmende NS-Verharmlosung zeigte sich auch in Plakaten, auf denen Menschen mit Judenstern gezeigt und Parallelen zwischen Gegenwart und Nationalsozialismus gezogen werden.
Tendenzen der Radikalisierung
Die beschriebenen Vorfälle zeigen, dass rassistische und antisemitische Vorfälle im Zusammenhang mit Corona über die ganze Stadt verteilt waren und bleiben. Mit dem Ausbreiten des Virus verändern sich die Vorfallsarten. Es lassen sich in mehrfacher Hinsicht Tendenzen zur Radikalisierung feststellen. Richteten sich die frühesten Vorfälle zunächst in erster Linie gegen Personen, denen eine chinesische oder allgemein eine asiatische Herkunft unterstellt wurde, so lässt sich seit Ende März eine Ausdehnung auf andere vermeintlich fremde Personengruppen feststellen. Zusätzlich lässt sich im Verlauf weniger Wochen eine Eskalation von abwertenden Bemerkungen über aggressive Beleidigungen bis hin zu körperlichen Angriffen beobachten. Im Zuge der verstärkten Institutionalisierung der Proteste gegen Corona-Maßnahmen kommt es zu mehreren besorgniserregenden Trends: einer breiten Querfront von linken Kapitalismus-Kritiker*innen zu extrem rechten Verschwörungstheoretiker*innen, der Normalisierung antisemitischer Verschwörungstheorien und einer zunehmenden NS-verharmlosenden Rhetorik.
Dieses Jahr tun sich die Partnerschaften für Demokratie Schöneweide und Treptow-Köpenick für die Ausrichtung ihrer Demokratiekonferenzen 2020 zusammen. Eine ganze Woche soll das ZfD in eine Radiostation verwandelt werden: Wir wollen 5 Tage lang verschiedene Themen aus dem Bezirk und den verschiedenen Stadtteilen aufgreifen und ins Radio bringen. So planen wir beispielsweise mit euch eine Zeitreise in das legendäre Funkhaus in Oberschöneweide zu machen. Wir wollen mit Arie vom Projekt TKVA zusammen erkunden, wo es im Bezirk jüdisches Leben gab und vielleicht noch ganz versteckt gibt. Natürlich werden wir uns auch mit antifaschistischem und antirassistischen Engagement gestern und heute auseinandersetzen. Und und und.
Zeitgleich soll das ZfD-Radio den Auftakt für eine Podcast-Reihe der Partnerschaften bilden. Bald könnt ihr euch uns also auch regelmäßig auf die Ohren holen. Wir freuen uns natürlich auch, wenn ihr noch Anregungen habt. Schreibt uns gerne:
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