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Foto: SPÖ

 

„Weniger Miete, mehr fürs Leben“ - Pamela Rendi-Wagner

Wir leben in einer Zeit der Lebenshilfe. Wohin auch immer man schaut, jeder hat einen Tipp bei der Hand, die Zeitungen, die Buchhandlungen, die Influencer, die Fernsehsender, und natürlich kann die Politik an so einem Megatrend nicht vorbei gehen, schließlich ist es doch ihre ureigenste Aufgabe, das Leben der Menschen besser zu machen. Das gilt vor allem für die Kandidaten der Sozialdemokratie, also auch für Pamela Rendi-Wagner, die sich in der vergangenen Woche erstmals als Lebenshelferin betätigte: „Weniger Miete, mehr fürs Leben“, instagramte sie aus 1010 Wien in die Welt hinaus. Schlicht, aber grundvernünftig: Wer weniger Miete zahlt, der hat tatsächlich mehr fürs Leben. Und weniger Miete zahlen, das kann jeder, man muss sich nur eine kleinere Wohnung nehmen. Oder sehr weit raus aufs Land ziehen, das Südburgenland, zum Beispiel, soll recht billig sein. Ob man dort mehr vom Leben hat, ist zwar nicht so klar, aber sagen wir: man hat auf jeden Fall ein anderes Leben. 

Also: Schlichte, einfache Ziele, das ist der neue Trend. Streck dich nicht nach den Sternen, sondern maximal nach der Decke. Die ÖVP arbeitet schon länger nach diesem Plan. Sie hat Neuwahlen ausgerufen, weil sie möchte, dass alles so weiter geht wie bisher, nur ohne Heinz-Christian Strache und Herbert Kickl. Das ist zwar so, als würde sich ein 100-Kilo-Bröckerl bei Weightwatchers anmelden und im Fitnessstudio einschreiben, weil es bis Weihnachten ein Kilo abnehmen will, aber bitte. Es haben sich ja auch schon andere Kettenraucher dafür feiern lassen, dass sie pro Tag nicht mehr zwei Schachteln rauchen, sondern nur noch 38 Zigaretten. 

Keep it low, keep it simple. Das ist das neue Motto. Norbert Hofer will ebenfalls so weitermachen wie bisher und verspricht, die Einzelfälle zu reduzieren, wahrscheinlich auf einen pro Tag. Herbert Kickl will heimattreu bleiben, das fällt ihm auch ganz leicht, er kann kein Russisch. Beate Meinl-Reisinger wiederum will alles machen, was sonst keiner macht (im Sommer Skifahren?), und Werner Kogler macht auch irgendwas, was er macht ist egal, die Grünen werden in jedem Fall gewinnen. 
Weniger ist also mehr. Vor allem bei Pamela Rendi-Wagner. 

 

Die aktuellen Wahlplakate von Sebastian Kurz sind nicht in einem Fotoshooting entstanden, sondern im Rahmen seiner Sommertournee durch Österreich. Die ÖVP hat, Achtung Wahlkampfkosten-Obergrenze!, wirklich sehr viel Geld für ein Extra-Shooting im Studio gespart. Dass er aber so ganz anders aussieht als auf den Studiofotos, die es schon gibt, das ist natürlich eine andere Geschichte. 

Am 6. September war im Osten Österreichs Schulbeginn, viele Kinder bekamen an diesem Tag in vielen Geschäften Zeug, das ihnen die Eltern niemals kaufen würden, aber die Kinder im niederösterreichischen Greinsfurth bekamen noch etwas obendrauf: Der Verkehrsverbund Ost hat, offenbar zur allgemeinen Überraschung, am 2. September den Fahrplan geändert. Die Greinsfurthner Kinder, die in Mauer in die Mittelschule gehen, konnten deshalb plötzlich nicht mehr halbwegs in Schulnähe aussteigen, sondern mussten 1,9 Kilometer zu Fuß gehen, berichten die Niederösterreichischen Nachrichten. Schön, dass bei der Kilometerangabe nicht aufgerundet wurde, es zeigt, dass jemand wirklich nachgemessen hat.

Grund 42: Zärtliche Berührungen
 

Im durchschnittlichen Altersheim geht es nicht täglich um Kaffee, Kuchen, Blumen und Politikerbesuch, es geht darum nur alle paar Jahre, zuletzt hat sich die Frequenz stark erhöht und vielleicht kommt das gerade dort ausgezeichnet an. Im durchschnittlichen Altersheim sind Berührungen schließlich selten, seltener zumindest, als die meisten Menschen sich das wünschen und das brauchen, und da bekommt der Händedruck von Politikern gleich noch eine andere Bedeutung, zumindest, wenn sie einem sympathisch sind.

Die Hirnforschung hat gezeigt, dass sanfte Berührungen uns Stress nehmen, Schmerzen erträglicher machen und das Wohlbefinden steigern, aber so wahnsinnig oft berühren wir einander offenbar nicht mehr: Internet, Handy, Einsamkeit. In Deutschland gibt es Studien, wonach sich jeder Dritte nach mehr Berührung sehnt. Das sind ganz schön viele Wähler und Wählerinnen, und für sie ist ein Wahljahr vielleicht auch deshalb ein gutes Jahr. 

Politiker schütteln Hände, sie lassen sich umarmen, sie klopfen auf die Schulter, sie rücken eng zusammen, wenn es ein Gruppenfoto sein soll, und so eng wie nötig, wenn es ums Selfie geht. Politiker sind als Wohlfühlfaktor völlig unterschätzt, sie schaffen Nähe, sie berühren uns tatsächlich gerade dann, wenn sie uns berühren und wir die Menschen mögen, die da kommen, sonst hat das Ganze die exakt gegenteilige Wirkung. 

Dass jeder Politiker immer ein Desinfektionsmittel, meistens Lysoform Fresh Hands, also das billigste, in Griffweite hat, ist eine andere Geschichte.

Dieser Text ist ein Auszug aus der nächsten Ausgabe von Fleisch. Das Heft mit dem Titel "50+1 Gründe, warum Politik trotzdem super ist" erscheint am 16. September im gut sortierten Zeitschriftenhandel. oder unter redaktion@fleischmagazin.at

 

Auf dem durchschnittlichen Globus ist der kleine weiße Fleck ganz oben ein Indikator für die Staubwischqualität, für die Welt aber ist Grönland ein Indikator für die Erderwärmung geworden: Die Insel ist zu Dreiviertel von Eis bedeckt, zwei bis drei Kilometer dick ist diese Decke, bis zu 120.000 Jahre alt und auch, wenn’s am Globus nicht so aussieht: vier Mal so groß wie Großbritannien. In nur fünf Tagen im August sind hier 52 Milliarden Tonnen Eis geschmolzen, um 40 Milliarden Tonnen mehr als durchschnittlich in dieser Jahreszeit, und das nur von der Oberfläche weg, von kalbenden Gletscher und Unterwasserschmelzen also abgesehen. Das Wasser, das hier frei wurde, würde ganz Griechenland bis zu den Knien im Nassen stehen lassen (35 Zentimeter). Das Eis in Grönland schmilzt vier Mal schneller als Wissenschafter erwartet haben, und das heißt nichts Gutes: Sinken die Gletscher weiter ab, könnten sie in Plus-Grad-Gegenden gelangen – und ganz wegschmilzen. Sogar, wenn wir weltweit den Temperaturanstieg bremsen, würde Grönlands Eis dann den Meeresspiegel erheblich ansteigen lassen.
Quelle: Time Magazine, Nasa
 

Der siebzehnjährige Jakob (sensationell: Simon Frühwirth), ohnehin schon introvertiert, leidet an Panikattacken, die ihm sein Leben derart erschweren, dass er sich immer mehr in die Online-Welt der Pornos und Sexcam-Chats flüchtet. Er lernt dort den mysteriösen Kristjan kennen, will ihn treffen und wagt sich auch raus, in Darkrooms und Clubs, im Rausch von Techno. Aber die Angst geht nicht weg, und um die geht’s in „Nevrland“, ganz post-gay.
Nebenrollen spielen Josef Hader, Anton Noori und Markus Schleinzer;  Simon Frühwirt bekam den Diagonale-Preis als bester Hauptdarsteller und Gregor Schmidinger hat mit seinem ersten Spielfilm etwas Heftiges erschaffen: wild, queer, verstörend, toll.


„Nevrland“, ab 13. September im Kino
Radfahren zählt zum Tollsten und Sinnvollsten, das es gibt, das sieht nach Maria Vassilakou nun auch Herbert Kickl so. Am Samstag, den 21. September, kann man ihn dabei begleiten, wie er von Garsten nach Waidhofen an der Ybbs mit dem Fahrrad fährt. Viereinhalb Stunden hat die FPÖ für die 48 Kilometer eingeplant, das ist langsam genug, um bei jedem Ausatmen einmal „linkslinke Gutmenschen“ rauszubringen.
Radfahren mit Herbert Kickl, Samstag, den 21. September, Treffpunkt ist am Parkplatz in Garsten um 9.00 Uhr.
Heute beginnt die Fashion Week. Schade, dass da keine Politik-Termine vorgesehen sind. Sie würde sie brauchen, also die Politik.

 
Sonntag Nachmittag, Museumsquartier, vorm Aufgang zum Mumok stehen die Leute beisammen, von weitem schon hört man die Musik, Blaskapelle American Style, kein Humtata, sondern Pop-Zeug. Aber was ist das, das sie spielen? Das kennt man doch von Ö3. Aha! Nein, ist es das wirklich? Der Tourist, der sich ins Blickfeld stellt, sagt dann laut: „Finally somebody does this!“ Die Musikarbeiter_Innenkapelle, die ist es nämlich, die da ihren Sonntag mit ein bisschen Blasmusik vertreibt, spielt "Take on me" von A-ha. 

Die großartige Vorwärts aus Steyr hat dieses Wochenende wegen der Länderspielpause nicht gespielt, und klar kann da die zweite Bundesliga nicht spielen, weil es wäre grob wettbewerbsverzerrend, wenn die ganzen Teamspieler der Vorwärts nicht für Vorwärts spielen könnten, aber das gibt uns die Gelegenheit, auf ein gutes Buch hinzuweisen, es heißt "Zebizeba - 100 Jahre SK Vorwärts Steyr", (34,90 Euro, Verlag Ennsthaler, ISBN 978-3-7095-0098-9 ), es erschien im Frühjahr zum 100 Jahres-Jubiläum des Vereins und wurde von ein paar wirklich gut schreibenden Fans geschrieben, das Buch hat außerdem jenseits der 400 Seiten, also, liebe Leser, hört gefälligst auf euch über die paar Vorwärts-Zeilen hier zu beschweren.

Wir lernen: Es geht immer noch deutlich viel mehr. 

Eine schöne Woche. Cheers!
Markus Huber and the Fleisch Collaboration
 
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