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NFI – respect Info-Mail September 2019

September 2019



Liebe Leserin, lieber Leser!


Die Klimaproteste regen eine kritische Auseinandersetzung mit unserem Konsumverhalten an – und auch mit dem Reisen. "Flugshaming" ist das neue Schlagwort - doch nachhaltiger Tourismus ist mehr als Klimaschutz. Die soziale und ökonomische Dimension ist vielen Reisenden nicht bewusst. Hier besteht großer Aufklärungsbedarf, wie Leonard Rösler in seiner Masterarbeit aufzeigt.

Schockierend ist ein Bericht der Uni Barcelona und des Stay Grounded Network, der aufzeigt, dass bei Flughafenprojekten auf der ganzen Welt nicht nur Ökosysteme zerstört und das Klima belastet, sondern auch Menschenrechte massiv verletzt werden. Mehr dazu lesen Sie in diesem Infomail.

Wir wünschen eine interessante Lektüre!
Cornelia Kühhas & das Team der Naturfreunde Internationale - respect

 

 

INTERNATIONAL


"I Protect Nature" gegen Overtourism


Auf Reisen ist das Smartphone oder Tablet immer dabei – vor allem zum Fotografieren. Die Bilder werden in den Sozialen Medien gepostet. Besonders beliebt ist es, die Reisefotos auf Instagram in Szene zu setzen. Über die Geo-Lokalisation sind diese Orte dann für alle auffindbar – mit dem Ergebnis, dass sich viele andere Reisende auch dorthin aufmachen, um ebenso tolle Selfies zu machen. So werden auch abgelegene Orte überrannt – man liest von Menschen, die Schlange stehen für ein Selfie von einem besonders attraktiven Aussichtspunkt in Norwegen, oder von „Selfie-JägerInnen“, die die Lavendelfelder in der Provence rücksichtslos für ein tolles Bild platttreten ... Der WWF Frankreich propagiert nun ein technisches Tool, um für die Problematik zu sensibilisieren und die Naturschönheiten vor einem Ansturm der Selfie-Fans zu schützen. Man ruft auf, an die Natur zu denken und seine Posts mit der Geolokalisierung "I Protect Nature" zu versehen statt mit den Standortdaten. Damit ruhige Orte in der Natur auch solche bleiben. Mehr Information.
 

Flughafenprojekte zerstören die Umwelt und verletzen Menschenrechte 


Das EnvJustice-Projekt des Environmental Science and Technology Institute an der Universitat Autònoma de Barcelona (Autonome Universität Barcelona) ICTA-UAB und das Stay Grounded Network haben die sozio-ökologischen Auswirkungen von Erweiterungen und Neubauten von Flughäfen untersucht. In einer Karte dokumentieren sie die Vielfalt an Ungerechtigkeiten gegenüber den Menschen vor Ort im Zusammenhang mit Flughafenprojekten auf der ganzen Welt, die vorwiegend auf die Steigerung des Tourismus abzielen: Zwangsräumungen, Landenteignungen, Zerstörung von Ökosystemen, Gesundheitsschäden durch Umweltverschmutzung.
Die größten Konflikte betreffen die Landnutzung. Flughafenprojekte benötigen viel Fläche. Oft verlieren ganze Gemeinden, in einigen Fällen Tausende von Menschen, ihre Häuser und Felder – und damit ihre Lebensgrundlagen. Viele Gemeinschaften, die sich der Vertreibung widersetzen, sind staatlichen Repressionen ausgesetzt: Zwangsräumungen, Schikanen, Einschüchterungen, Verhaftungen und Gewalt. Mehr Informationen.

 

Städtetourismus aus Sicht der Einheimischen


Wie nehmen die Bewohnerinnen und Bewohner den Tourismus in ihren Städten wahr und was sind geeignete Strategien zur Steuerung der wachsenden Touristenströme? Dies war die zentrale Frage einer gemeinsamen Studie der UNWTO und IPSOS, bei der 12.000 Personen in 15 Ländern online befragt wurden. Die wichtigsten Ergebnisse: 47 % der Befragten gaben an, dass sie in Städten mit einer sehr großen Anzahl an Touristinnen und Touristen leben; 52 % denken, dass der Tourismus eine moderate bis große Wirkung auf den Wohlstand und das Einkommen in ihrer Stadt hat; 46 % sind der Meinung, dass der Tourismus zur Überfüllung der Städte beiträgt. Knapp die Hälfte der Befragen finden, dass ein besseres Management des Tourismus nötig ist – insbesondere was die Verbesserung der Infrastruktur sowie Einrichtungen betrifft, von denen sowohl die Gäste als auch die Einheimischen profitieren. Nur 12 % sprechen sich für die Begrenzung der Besucherzahlen aus. UNWTO Global survey on the perception of residents towards city tourism: impact and measures

NATIONAL


Junge Menschen wissen zu wenig über nachhaltigen Tourismus


Eine aktuelle Masterarbeit zeigt, dass junge Menschen wenig über nachhaltigen Tourismus wissen. Leonard Rösler, Student der Umweltwissenschaften an der Universität Graz, hat in seiner Masterarbeit untersucht, wie bekannt das Konzept des nachhaltigen Tourismus unter jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 35 in Österreich und Deutschland ist. Ein Ergebnis ist, dass weniger als ein Drittel der Befragten überhaupt wusste, was nachhaltiges Reisen bedeutet. Die meisten verbinden damit nur ökologische Aspekte, die soziale und ökonomische Dimension des Tourismus ist kaum bewusst. Ein Fazit, das Rösler zieht: Die Informationsarbeit und Bewusstseinsbildung in Sachen nachhaltig Reisen ist von großer Bedeutung. Mehr Informationen.

Verantwortung für Menschenrechte übernehmen – aber wie?


Wie können Reiseveranstalter die Auswirkungen der Menschenrechte auf ihre Wertschöpfungskette bewerten? Diese Frage wurde bei einem Webinar des „Roundtable Human Rights in Tourism“ behandelt. Teilgenommen haben 27 internationale TeilnehmerInnen aus verschiedenen Interessengruppen des Tourismus. Während des Webinars wurde der Ansatz für das „Blueprint“-Tool des Roundtable Human Rights in Tourism mit schrittweiser Anleitung durch den Prozess einer zielgerichteten Menschenrechtsfolgenabschätzung (HRIA) für Reiseveranstalter erläutert.
Das einstündige Webinar wurde aufgezeichnet und kann auf der Website des Roundtables angesehen werden. Am 2. Oktober findet der 2. Teil des Webinars statt. Alle Informationen finden Sie hier --->

Weiters findet am 22. Oktober ein kostenloser, eintägiger Workshop zum Thema in Berlin statt. Mehr Informationen.

NFI – respect EMPFIEHLT


Gesucht: Bilder für einen „Reiseführer der besonderen Art“


Die SympathieMagazine des Studienkreis für Tourismus und Entwicklung informieren unterhaltsam über Länder rund um den Globus und sie helfen dabei, Land und Leute zu verstehen. Aktuell wird an einem SympathieMagazin über den Kaukasus gearbeitet. Hobbyfotografen sind aufgerufen, ihre beeindruckenden, berührenden und faszinierenden Bilder von Menschen, Landschaften und Alltagsszenen aus Armenien, Georgien und Aserbaidschan bei einem Fotowettbewerb einzureichen. Das ist noch bis zum 30. September möglich! Mehr über die Teilnahmebedingungen und die Preise, die winken, finden Sie hier --->

TERMINE


 

6. Tourismus-Mobilitätstag
2. Oktober 2019, Bregenz (A)
Der diesjährige Tourismus-Mobilitätstag widmet sich dem Thema „Nachhaltige Mobilitätslösungen bei Großveranstaltungen“. Der Fokus liegt dabei auf der Präsentation und Diskussion von Mobilitätskonzepten, die zeigen, wie das zusätzliche Verkehrsaufkommen bei Großveranstaltungen aus Sport und Kultur erfolgreich bewältigt werden kann. Dazu gibt es verschiedene Lösungsansätze, die von kurzfristiger, nachhaltiger Besucherlenkung bis zu möglichen langfristigen, infrastrukturellen Adaptierungen reichen.
Mehr Informationen


CIPRA Jahresfachtagung „Kulturwerkstatt Alpen“
25.–26. Oktober 2019, Altdorf (CH)
Wie können kulturelle Initiativen zur nachhaltigen Entwicklung der Alpen beitragen? Dies ist eine der zentralen Fragen, die bei der Fachveranstaltung diskutiert werden.
Mehr Informationen


Internationaler Workshop „Tourism as a Catalyst for Regional Development“
12.–13. Dezember 2019, Wien
Bei diesem Workshop, der vom österreichischen BM für Nachhaltigkeit und Tourismus und der OECD organisiert wird, werden Expertinnen und Experten aus den Bereichen Regionalpolitik und Tourismus aus dem gesamten OECD-Raum den Beitrag des Tourismus zu regionaler Entwicklung und regionaler Wertschöpfung analysieren.
Mehr Information.

 
Das Info-Mail der Naturfreunde Internationale – respect informiert regelmäßig über Neuigkeiten aus dem Themenfeld Entwicklung, Umwelt und Soziales im Tourismus.

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Photos Header: Cornelia Kühhas; A.T.L.E.D. Naturfreunde Algerien
Photos: A.T.L.E.D. (Naturfreunde Algerien), Martin Bauer, Gernot Henn, Cornelia Kühhas, Andrea Lichtenecker, Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V.


Naturfreunde Internationale – respect
Viktoriagasse 6, A-1150 Wien | Redaktion: Cornelia Kühhas


 
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