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Liebe Leserin, lieber Leser,

Heute setzten sich die Staatsführer aus Russland, dem Iran und der Türkei an einen Tisch. Auf der Tagesordnung stand die syrische Provinz Idlib.
 
Putin, Rohani und Erdoğan hatten sich vor zwei Jahren schon einmal darüber verständigt, dass sich der Konflikt in Idlib beruhigen muss. Zu diesem Zweck wurde eine entwaffnete Zone zwischen der Opposition und der syrischen Armee geschaffen. Um den Waffenstillstand zu beobachten, gründeten die türkischen Streitkräfte Beobachtungspunkte. Als die syrische Armee im Sommer die Idlib-Operation begann, waren einige dieser Beobachtungspunkte unter der Belagerung des Regimes. Das hat für Ankara zweierlei Bedrohungen geschaffen:

  • Dass die türkischen Soldaten in der Region zur Geisel werden,
  • dass aus Idlib sehr viele Geflüchtete in die Türkei kommen.

Um die erste Bedrohung zu beseitigen, hat Erdoğan die Grenze andauernd mit Soldaten belagert und Militäroperationen in Syrien angekündigt – letzteres hat er so oft wiederholt, dass es nicht mehr glaubwürdig war. Außerdem konnte er seine einzigen Verbündeten in der Region nicht vor dem Regime beschützen, so dass er selbst mit ansehen musste, wie die Islamisten Poster mit seinem Gesicht drauf anzündeten.

Nun ist er mit der syrischen Armee in Konflikt gekommen. Bei dem heutigen Gipfel wird er wahrscheinlich Russland um Hilfe bitten, bei der Belagerung mitzuwirken. Putin jedoch zwingt Ankara zur Zusammenarbeit mit ihm in der Assad-kontrollierten Stadt Damaskus.
                                                                                                         
Die zweite Bedrohung ist die größere. Von der Operation sind eine halbe Million Menschen Richtung Türkei geflüchtet. Ankara verhandelt mit den USA, um diese Menschen an einem sicheren Punkt in der Türkei zu empfangen – aber auch das bleibt derzeit ergebnislos. Erdoğan hat Trump bis September die Frist gesetzt, eine Entscheidung zu treffen. Sollte dies nicht geschehen, hat Erdoğan angekündigt, „einen eigenen Weg zu gehen“. Aber dies scheint schwierig zu sein, ohne dass die US-Truppen davon Bescheid wissen. Ebenso scheint es unmöglich, noch mehr Geflüchteten die Türen zu öffnen. Deswegen hat Erdoğan Berlin angerufen, um die EU und UN mit in den Kreis zu bringen. Noch mehr Trumpfe hat Erdoğan nicht. Seinen letzten Trumpf hat er Anfang des Monats bereits verspielt und gesagt: „Wenn ihr uns nicht unterstützt, werden wir den Geflüchteten die Tür nach Europa öffnen.“
 
Um es zusammenzufassen: Während Erdoğan versucht hat, mit allen Akteuren in Syrien gleichermaßen zu spielen, hat er gleichzeitig alle verloren. Momentan ist die Türkei, nach Syrien selbst, das Land, welches am meisten getroffen wurde vom Syrien-Krieg. Und je mehr es sich bemüht, desto weiter geht es unter.

Beste Grüße,

Ihr
Can Dündar

ÖZGÜRÜZ
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