Anna-Maria Bogner: viel mal mehr
von Katia Huemer
Wie viel mal mehr kann Raum sein? Man ist versucht, diese Frage zu stellen, wenn man mit Anna-Maria Bogners Kunst konfrontiert ist. Konsequent befragt die Künstlerin seit Jahren die möglichen Verhältnisse von Objekt, Raum und Körper und wird nicht müde, diese in ihren Arbeiten neu zu verhandeln. Formal reduziert, entfalten sich durch gezeichnete Linien, Seile oder Lichtstrahlen (wie zuletzt im Rahmen des Grazer Klanglicht-Festivals unter der Erzherzog-Johann-Brücke) Räume, die unsere Wahrnehmung herausfordern und die Beziehung zwischen Simplizität und Komplexität in Augenschein nehmen.
Mit dem Etikett „Konkrete Kunst“, das jene Kunstrichtung bezeichnet, die in ungegenständlicher Weise mathematische Ordnungssysteme und geometrische Strukturen sichtbar macht, lässt sich eine jüngere Generation von Künstlerinnen und Künstlern nur ungern versehen. Dennoch ist Anna-Maria Bogners Arbeitsweise jener der „Konkreten Kunst“ zumindest wesensverwandt: Das Kunstwerk wird vor der Ausführung rational geplant und nur mit klaren Bildelementen wie Linien, Fläche und Farbe entwickelt. Die Konstruktion ist klar, einfach und visuell überschaubar, die Technik auf strenge geometrische Handwerklichkeit und Präzision gerichtet, und die Materialien sind einfach und auf das Wesentliche reduziert. Allerdings wehrt sich Bogner zu Recht dagegen, ihre Kunst als „konkret“ zu verstehen. Der Grund dafür liegt in der Vehemenz, mit der „konkrete“ Künstler wie Theo van Doesburg oder Max Bill das Einbringen von Symbolik, eine individuelle künstlerische Handschrift oder jedwede Bildbedeutung, die über eine rein mathematische hinausgeht, ausgeschlossen hatten. „kunst ist klarheit, nicht aber mystisches mönchslatein, worunter jeder etwas anderes versteht“, wie Max Bill einmal betonte.
Von mystischem Mönchslatein ist Anna-Maria Bogner weit entfernt, jedoch bedient sich ihre Kunst der Tatsache, dass sich Realität für jede und jeden anders darstellt. Die rezeptive Wahrnehmung ihrer Werke – ob in installativer, gezeichneter oder gebauter Form – steht immer im Zentrum. Bogners Kunstwerke sind keine allein für sich oder die Künstlerin selbst existierenden Objekte. Vielmehr stellt Bogner Situationen bereit, die von ihrer eigenen Person unabhängig sind. Im Gegensatz zu den Dogmen „Konkreter Kunst“ soll ihre nicht selbstbezogen sein; ihr Ziel als Künstlerin ist es, Fragestellungen unserer Gesellschaft durch die ideale Welt geometrischer Kunst zu reflektieren, indem sie mathematischen Momenten, die uns im alltäglichen Leben andauernd, doch meist unbemerkt begegnen, Sichtbarkeit verleiht.
Selbstverständlich wirken auch hier ......
Ausstellungsdauer:
14. September 2019 bis 28. Februar 2020
Öffnungszeiten: Mi - Mo 13-17:30h
Führung: jeden Mittwoch, um 16h
Duration of the Exhibition:
September 14, 2019 to February 28, 2020
opening hours: We - Mo 1pm-5.30pm
Guided tour: every Wednesday, at 4pm
MUWA – Museum der Wahrnehmung
Augarten, Friedrichgasse 41,
8010 Graz, Austria
www.muwa.at
MUWA/fb
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