Über den Brexit zu schreiben, erklärt das deutsch-britische Performancekollektiv Gob Squad in unserem Februar-Schwerpunkt, fühle sich so an, als würde man gegen Windmühlen kämpfen. Der Zeitpunkt des EU-Austritts rückt näher, und doch weiß niemand genau, wie die Ehe zwischen Insel und Festland geschieden werden soll. Wir haben Künstler aus dem UK gefragt, wie sie die derzeitige politische Situation einschätzen. Geantwortet haben neben Gob Squad auch der britische Regisseur Robert Icke, der derzeit in Stuttgart und Basel große Erfolge feiert, sowie der Künstlerische Leiter der britischen Performancegruppe Forced Entertainment Tim Etchells.
Deutlich in ihren Texten werden die große Erschöpfung angesichts des politischen Desasters in Westminster, aber auch der unbedingte Wille, das jeweilige künstlerische Programm nicht aufzugeben. Weltläufigkeit und der Blick auf die lokalen gesellschaftlichen Verwerfungen schließen sich dabei nicht aus. Über Letzteres sprechen auch Walter Meierjohann, ehemaliger Intendant am HOME Theatre in Manchester, und Peter M. Boenisch, der in London Theaterwissenschaft lehrt. Angegliedert an diesen Schwerpunkt ist das Künstlerinsert über das Londoner Recherche- und Künstlerkollektiv Forensic Architecture in diesem Heft. Unter der Leitung von Eyal Weizman untersucht die Gruppe seit 2011 mit den Möglichkeiten der Architektur und der Medienanalyse Menschenrechtsverletzungen und staatliche Desinformation.
Um die Verschwisterung von Politik und Kunst geht es auch in Gunnar Deckers Reportage aus Schwerin. Am Mecklenburgischen Staatstheater ist die Stimmung schlecht wie nie. Wenngleich zunächst Entspannung herrschte, als „Sparminister“ Mathias Brodkorb unter der neuen Ministerpräsidentin Manuela Schwesig aus dem Kultur- in das Finanzressort wechselte, scheinen Zahlen nach wie vor das ausschlaggebende Argument am Haus zu sein. Intendant Lars Tietje, unter Brodkorb 2016 ins Amt gehoben, wird vorgeworfen, das Theater mit unglücklicher Hand sanieren zu wollen. Gunnar Decker hat mit den Beteiligten dieses Theaterstreits gesprochen.
Außerdem im Heft: Neustarts in Hellerau und an der Kaserne Basel / Stückabdruck: „heiner 1 – 4 (engel fliegend, abgelauscht)“ von Fritz Kater / Marcus Steinweg über Heiner Müller / Kolumne Josef Bierbichler / Ein Nachruf auf das Theater NO99
Premieren-Besprechungen:
- HAU Hebbel am Ufer, Berlin
- Volksbühne Berlin
- Konzert Theater Bern
- Düsseldorfer Schauspielhaus
- Schauspielhaus Graz
- Meininger Staatstheater
- Residenztheater München
- Theater Naumburg
- Theater Osnabrück
- Théâtre du Soleil Paris
|