Copy
banner-nl-forum-titel1.gif
380   1.4.2019        
      
BVG-Aktuell  / Termine / Links / Themen

Newsletter als pdf zum Herunterladen und Ausdrucken

      An <<Vorname>> <<Name>>
 
 KOMMENTAR

 

Immergrün

In einer Zeit da es reicht, die Worte «Grün» und «Klima» auf Plakate zu schreiben, um Wahlen zu gewinnen, wird es zunehmend schwierig, sich seinen kritischen Geist zu erhalten und Fragen zu stellen. Wer möchte sich schon der klimastreikenden Jugend in den Weg stellen, die mit viel Enthusiasmus und Kapitalismuskritik unterwegs ist? Da wir uns aber das Denken nicht abgewöhnen können, wagen wir es trotzdem. Zumal die Nachhaltigkeitwelle längst auch die Vorsorgeeinrichtungen erreicht hat. Das zeigt sich auch in den Neuigkeiten der letzten Tage.

Oliver Oehri von der CSSP durfte namens und im Auftrag des ASIP in einem Videoclip über «verantwortungsbewusste Kapitalanlage» referieren. Im Vordergrund stehen dabei die ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Governance). Daran führt, so wird uns bewusst gemacht, kein Weg mehr vorbei. Gut für die Berater. Das hat auch die BLPK kapiert, die «Zeichen setzen» will für eine nachhaltige Anlagepolitik und dies so in einer Medienmitteilung verkündet. Die Details sollen später folgen. Der WWF verteilt derweil Noten an die Kassen nach Massgabe ihres umweltbewussten Verhaltens.

Längst ist natürlich auch die Politik aktiv. Die PKBS wurde in einem «Anzug», wie das in Basel heisst, aufgefordert, aus «fossilen Energien» auszusteigen. Befürchtet werden nicht bloss die Folgen des CO2, sondern dass die Investitionen an Wert verlieren könnten, weil sich die Welt von Oel und Gas verabschiedet. Schon etwas weiter zurück liegt der von SP und diversen Umweltverbänden geforderten Ausstieg der Pensionskassen aus «Erdöl, Gas- und Kohleinvestitionen», weil sie angeblich ein hohes wirtschaftliches Risiko bergen. Die Diskussion läuft unter dem Titel «carbon bubble». Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass auch der aus Erdöl-Gewinnen gespiesene norwegische Staatsfonds kürzlich den Ausstieg aus Anlagen in die Oel-Industrie bekanntgegeben hat.

Angesichts der zunehmend häufiger zu sichtenden Teslas auf unseren Strassen könnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass in Bälde die Tankstellen durch Ladestationen ersetzt werden und das Zeitalter von Oel und Gas sich dem Ende zuneigt.

Ein paar Zahlen dürften das Bild relativieren. Dazu seien Daten aus dem aktuellen Report des Manhatten-Instituts angeführt. Aktuell entfallen 84 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs auf Oel, Gas und Kohle. Vor 20 Jahren waren es noch 87 Prozent. Ein bescheidener Rückgang, besonders weil sich in dieser Zeitspanne der Energieverbrauch fast verdoppelt hat. Und die bescheidenen 2 Prozent welche auf Wind- und Sonnenenergie entfallen, benötigten Investitionen von mehreren Billionen Dollar.

Exxon rechnet in einer Studie mit dem Rückgang des Anteils der Kohlenwasserstoffe am Energieverbrauch bis 2040 auf 77 Prozent. Da bis dahin der Energieverbrauch weiter ansteigen wird, fällt auch der erwartete grössere Anteil von Wind und Sonne mit 5 Prozent nicht wesentlich ins Gewicht. Wasserkraft und Kernenergie dürften gemäss Studie von anteilsmässig 19 auf 18% zurückgehen. Eine unmittelbare Gefährdung der Profitabilität der Oel- und Gasindustrie ist jedenfalls nicht gegeben. Diesbezüglich scheinen die Warnungen von SP und Oeko-Verbänden voreilig.

Auch der Energiemix der Schweiz lässt realistischerweise in absehbarer Zeit keine grösseren Verschiebungen in Richtung der viel beschworenen Nachhaltigkeit erwarten, trotz hohem politischem Einsatz. Gemäss Faktenblatt des UVEK von 2017 leistet die Elektrizität hierzulande einen Beitrag von 25 Prozent, die Treibstoffe einen von 34 an die Energieversorgung. Benzin, Diesel und Kerosin weisen damit einen deutlichen grösseren Anteil auf als Elektrizität. Den Rest bilden die Erdölbrennstoffe (16 Prozent), Gas und Diverses.

Die Schweiz liegt damit bezüglich Elektrizität über dem weltweiten Durchschnitt, allerdings stammen 40 Prozent aus Kernkraftwerken, die als nicht mehr akzeptabel gelten und im Zuge der Energiewende abgeschaltet werden sollen; trotz ihrer unbestrittenen Klimaverträglichkeit. Es braucht neben Sonnenkollektoren und Windrädern also noch eine erhebliche Zunahme an Umdenken und Sparsamkeit und Flugscham, um den Verbrauch von Oel und Gas deutlich zu reduzieren.

Wer sich für nachhaltigkeitsorientiertes Investieren einsetzt, kann kaum das Ende des Erdölzeitalters als Begründung anführen. Und es kann nicht schaden, genauer hinzuhören, wenn entsprechend argumentiert wird; zumal der Mix aus Politik, Kommerz und magischem Denken unter dem Titel Nachhaltigkeit zusehends die Sicht trübt. Symbolpolitik steht nicht im Aufgabenheft der Pensionskassen.

Peter Wirth, E-Mail


 AKTUELL

Impressum
Herausgeber: Vorsorgeforum - www.vorsorgeforum.ch
Redaktion:
Peter Wirth, E-Mail
Inserate:
Wir informieren Sie gerne über unsere Bedingungen.
Abo: Sie können diesen Newsletter unentgeltlich auf unserer Website abonnieren. Wenn Sie von der Mailing-List gestrichen werden wollen, so klicken Sie bitte auf den Link in der untersten Zeile dieser Seite.
Mitteilungen an die Redaktion unter info@vorsorgeforum.ch.

Der Newsletter erscheint i.d.R. alle vierzehn Tage.

Das Vorsorgeforum wurde 1989 gegründet. Ihm gehören als Mitglieder an: private und öffentlich-rechtliche Vorsorgeeinrichtungen, Organisationen der Sozialpartner, der Schweizerische Pensionskassenverband, Pensionskassen-Experten, der Schweizerische Versicherungsverband, die Bankiervereinigung, Dienstleistungsunternehmen im Bereich berufliche Vorsorge und engagierte Private.

 







This email was sent to <<E-Mail Adresse>>
why did I get this?    unsubscribe from this list    update subscription preferences
Vorsorgeforum · Talmattstrasse 22 · Riehen 4125 · Switzerland