Wir stellen zwei Händlerinnen vor, die Ihr Mutter- bzw. ihr Geschwister-Dasein auf eine Unternehmensidee brachte.
Barbara Ortins kommt aus der Fashion Industrie und hatte dann durch die Lebensfreude ihres Bruders die zündende Idee.
Wie kam es dazu, dass Ginga Ethical Clothing gegründet wurde?
Ich habe einige Jahren in der Fashion Industrie gearbeitet und obwohl ich es liebe, eine Mode-Designerin zu sein, mag ich die Einstellung zur Massenproduktion in der Mode- Industrie nicht. Daneben habe ich auch meinen Bruder mit Down Syndrom, der mich schon immer sehr inspirierte. Er ist witzig, immer positiv und sehr süss. Daher habe ich mich eines Tages dafür entschieden, diese beide Leidenschaften zu kombinieren: Mein Bruder und meine Design- Fähigkeiten und so eine Marke zu kreieren, die eine andere Art und Weise von Mode fördert. Eine Bekleidungsmarke mit Sinn, die einen anderen Weg geht, als den des reinen Profits. Meine Marke strebt viel mehr eine positive Auswirkung an. Ginga ist somit eine Bekleidungsmarke, die die Kreativität und die Arbeit von Menschen mit Down Syndrom fördert und sie in ein neues, innovatives System einfügt.
Machen Sie Ginga Ethical Clothing als Zusatzverdienst, Hauptjob oder Hobby?
Ginga ist für mich eine Vollzeitbeschäftigung.
Welche Bezeichnung trifft für Sie am besten zu? Sozialunternehmen, Startup, Querdenker, Atelier, Werkstatt...
Ginga ist eine innovative Sozialfirma.
Wie leben Sie ihre Firmenphilosophie?
Die Marke Ginga fördert Menschen mit Down Syndrom bei jeder Gelegenheit, denn für mich ist diese Einbeziehung selbstverständlich. Ich hatte jemanden mit Down Syndrom in meinem Leben seit ich sechs Jahre alt war. Ich suche für sie dabei immer wieder neue Aufgaben, bei denen ich denke, dass sie das erledigen können. Ich möchte das der Welt ihnen mehr Offenheit entgegen bringt und Wege findet, auch diese Minderheiten im Geschäftsalltag aufzunehmen. Denn Menschen mit Behinderungen und Minderheiten sind überall. Wir sollten sie nicht in Vereinen oder Zuhause "verstecken" und so tun als ob sie nicht dazu gehören. Die Gesellschaft muss lernen mit diesen Diversität zu leben. Ich persönlich bin sogar fest davon überzeugt, dass wir noch sehr viel von ihnen lernen könnten - Mehr, als sie von uns.
Worauf achten Sie bei der Wahl von Partnern, der Materialien?
Ich bevorzuge nachhaltige Werkstoffen und suche daher auch meine Partner nach diesen Kriterien aus, so dass wir die Vision von Ginga teilen.
Was ist das Wichtigste, dass Sie Menschen im alternativen Arbeitsmarkt mitgeben wollen?
Ich möchte ihnen Selbstvertrauen schenken und eine ganz normale Behandlung. Denn Menschen mit Behinderungen und Minderheiten sind sich durchaus bewusst, was mit ihnen geschieht. Sie spüren es, wenn sie anders als normal behandelt werden. Heisst, je mehr wir sie als normale Personen sehen, um so mehr trauen sie sich auch, als solche zu agieren.
Woher nehmen Sie ihre Inspiration?
Alles um mich, inspiriert mich. Aber es ist dennoch die Energie meines Bruders, die mich antreibt. Er ist immer glücklich und positiv eingestellt und diese Lebenseinstellung möchte ich gerne vervielfachen. Meine T-Shirts sollen daher nicht nur schöne Designs vertreten, sondern auch positive Gefühle vermitteln, gar auslösen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft in zehn Jahren?
In zehn Jahre möchte ich grösser sein und weltweit expandieren.
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Nada Krušlin Burkhardt ist die Gründerin von Pipiza lässt bewusst ihre Kollektionen von Flüchtlingsfrauen (vom Roten Kreuz Basel) nähen.
Nada Krušlin Burkhardt, Gründerin Pipiza, Riehen
Wie kam es dazu, dass Sie Pipiza gründeten?
Die Idee kam als ich Mutter wurde und nach qualitativ guten und praktischen handgemachten Babysachen suchte. Zwar wurde ich fündig, jedoch oft mit langen Wartezeiten, unklaren und unprofessionellen Bestellbedingungen oder es wurde nicht in die Schweiz geliefert. Als studierte Juristin und ehemalige Asylkoordinatorin hatte ich dann die Vision, einen modernen Onlineshop zu eröffnen und ein Flüchtlingsprojekt mit dem Nähen meiner Kreationen zu beauftragen.
Gibt es eine besondere Geschichte von Kundinnen oder Kunden, die ihre Produkte gekauft haben und brauchen?
Ein wunderschönes Kompliment habe ich von einer Mutter erhalten, deren 11-jährige Tochter auf den Rollstuhl angewiesen ist. Ihr haben meine Nuscheli, besonders gut gefallen, da siezeitlos modern und nicht nur für Babys und Kleinkinder geeignet sind
Kennen Sie ihre Produzentinnen und Produzenten gut?
Ja, ich kenne die Leiterin des SRK Basel Nähateliers und die beiden Schneiderinnen, welche zur Zeit Pipiza's Produkte nähen. Ich gehe regelmässig vorbei und freue mich jedes Mal zu sehen, wie die Frauen mit viel Liebe und Hingabe meine Produkte produzieren. Als ehemalige Asylkoordinatorin war es mir besonders wichtig, Flüchtlingsfrauen für meine Näharbeiten zu finden.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft in zehn Jahren?
Ich wünsche mir ein radikales Umdenken unseres Konsumverhaltens. Das ist ein langer Weg und ein Entwicklungsprozess, den wir Menschenzwischen „Kampf mit alten Gewohnheiten" und „schlechtem Gewissen" immer wieder durchstehen müssen. Nicht einfach – aber am Schluss ist es die Intention die zählt!
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