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Baukultur und Identität


Liebe Freundinnen und Freunde von Archijeunes
 
Der Krieg in der Ukraine geht schon bald in den vierten Monat, und damit das unsägliche Leid der Bevölkerung und die unfassbare Zerstörung von Städten wie Mariupol. Warum, so fragen wir uns, diese rohe Gewalt und weshalb diese unsägliche Zerstörungswut, und die Antwort auf die Frage wird immer klarer: um die Identität und Geschichte der Ukraine zu zerstören.
 
Schon im Archijeunes-Newsletter vom März, der Krieg war erst wenige Wochen alt, verglichen wir die Zerstörung der ukrainischen Städte mit derjenigen von Warschau im zweiten Weltkrieg und dem verständlichen Wunsch Polens nach dem Krieg, die Altstadt von Warschau detailgetreu wieder aufzubauen. Um nun der unsäglichen Zerstörung der Ukraine durch Russland entgegenzutreten, sind koordinierte Aktionen angelaufen. Zum einen ist es der physische Schutz vor Ort, das Sichern der Inhalte von Bibliotheken und Museen in geschützten Depots, das Zumauern von Fenstern historischer Bauten oder der Schutz von Monumenten mit Sandsäcken. Neben diesem physischen Schutz, soweit der überhaupt möglich ist, gilt der Fokus der internationalen Initiativen «Wikidata» und «Saving Ukrainian Cultural Heritage Online» (SUCHO) der digitalen Erfassung und Dokumentierung des gesamten kulturellen Erbes der Ukraine: von Baudenkmälern und Bauensembles, Gartenanlagen, Skulpturen, Museen und Bibliotheken und deren Beständen sowie der Sicherung bereits bestehender digitaler Archive. Damit sollen Informationen über die ukrainische Kultur für die Zukunft bewahrt und für die spätere Beschäftigung zugänglich und nutzbar gemacht werden.
 
Diese international koordinierten Initiativen mögen überraschen in Anbetracht des unsäglichen Leids der Bevölkerung, den unzähligen Toten und Verletzten und den Millionen von Flüchtlingen. Aber sie zeigen auch, wie elementar die örtliche Baukultur, die Dörfer, Städte und Quartiere, für die Identität der Bevölkerung, einer Nation und ihrer Geschichte sind. In der «Erklärung von Davos» haben die Kulturminister:innen Europas, auch der Ukraine, 2018 eine hohe Baukultur für Europa gefordert: «Hohe Baukultur verstärkt unsere Verbundenheit mit dem Ort. Sie ermöglicht der Bevölkerung die Identifikation mit ihrem Umfeld, fördert eine inklusive und solidarische Gesellschaft, wirkt Diskriminierung und Radikalisierung entgegen und unterstützt Integration und Bürgerbewusstsein.»
 
Deswegen ist es so wichtig, dass wir uns – auch in Friedenszeiten – um die Baukultur kümmern und ihren Wert einer breiten Bevölkerung zugänglich und bewusst machen.
 
Herzliche Grüsse
Thomas Schregenberger, Präsident Archijeunes

Brennpunkt baukulturelle Bildung PH Bern:
Workshop und Ausstellung


Nach dem Start unserer Tournee durch die Schweiz im April machen wir Ende Mai / Anfang Juni Halt an der Pädagogischen Hochschule in Bern. Zur Erinnerung: Wir wollen in Kontakt treten mit den Akteur:innen vor Ort, den Puls fühlen und einen Diskurs über baukulturelle Bildung anregen – immer mit unserem Ziel vor Augen, Baukultur an Schulen und Pädagogischen Hochschulen zu verankern. Dazu gehört die Veranstaltungsreihe «Brennpunkt baukulturelle Bildung» und eine Mini-Ausstellung. Die Ausstellung wird am 20. Mai eröffnet und ist bis zum 10. Juni in der Mediothek der PH Bern, am Helvetiaplatz 2 zu sehen. Gespannt sind wir auf den Archijeunes-Workshop am 1. Juni zum Thema: «Baukulturelle Bildung entdecken!». Er findet im Rahmen des Formats «Bildungsmedien aktuell» statt. Beitragende sind Archijeunes-Geschäftsführerin Kathrin Siebert, Barbara Windholz vom K’werk Zug und Urs Kaufmann, Dozent für Geografie an der PH Bern. Wir freuen uns auf einen interessanten Workshop, zu dem Kurzentschlossene herzlich willkommen sind!

Rimini Protokoll:
Utopolis Lausanne


Utopolis kommt nach Lausanne: Die deutsch-schweizerische Theatergruppe Rimini Protokoll mit Sitz in Berlin entwickelte das spezielle Theaterformat, das sich draussen in der Stadt abspielt und das die Zuschauer:innen eng mit einbindet. Rund fünfzig Publikumsgruppen sind mit einem tragbaren Lautsprecher unterwegs, bleiben zuerst unter sich, begegnen unterwegs weiteren Gruppen und besuchen besondere Orte wie etwa das Gericht, eine Kirche oder die Universität. Sie sprechen über Utopien, nehmen sie auf, schreiben SMS und hören Stimmen und Geräusche. Die aussergewöhnliche Performance wurde bisher in Manchester, St. Petersburg und Köln durchgeführt und ist nun auf Einladung des Théâtre du Vidy bis am 4. Juni in Lausanne zu erleben.

Internationales Seminar:
«Child in the city»


Wie können die Rechte der Kinder in die Kommunalpolitik mit einbezogen werden? Dieser Frage stellt sich heute Donnerstag und morgen Freitag im portugiesischen Cascais das internationale Seminar «Child in the city» – welches auch online mitverfolgt werden kann. Organisatorin ist eine Stiftung mit dem gleichen Namen, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Kindeswohl in Städten zu verbessern. In der Seminarreihe «Child in the city» kommen interessierte Personen aus Forschung, Praxis und Politik für einen disziplinenübergreifenden Austausch über eine kinderfreundliche Gestaltung des städtischen Lebens zusammen. So auch in der diesjährigen Ausgabe; aus der Schweiz tritt von der Ostschweizer Fachhochschule OST Regula Flisch auf, die eine Web-Anwendung über Kinderrechte entwickelte. Im Oktober 2022 folgt dann die Weltkonferenz von «Child in the city» in Dublin – zum Thema «Making connections».

Bundesstiftung Baukultur: 
Resolution zur baukulturellen Bildung


Anfang Mai fand in Potsdam der Konvent der Baukultur statt – wir haben im letzten Newsletter darüber informiert. Das Forum 1 zur baukulturellen Bildung – eine sehr spannende Übersicht zu aktuellen Aktivitäten in Deutschland – wurde mit unserem Erklärfilm «Baukultur betrifft uns alle» eröffnet. Geschäftsführerin Kathrin Siebert war in Potsdam dabei und stellte dort den Film und die Arbeit von Archijeunes vor. Abgeschlossen wurde der Konvent von der gemeinsamen «Potsdamer Resolution zur baukulturellen Bildung», in der unter dem Motto «Räume prägen Menschen – Menschen prägen Räume» deutlich und mit Bezug auf die Davos Declaration von 2018 mehr öffentliche Verantwortung in der baukulturellen Bildung eingefordert wird. Sie können die Resolution hier beziehen und werden feststellen, dass sie im Grossen und Ganzen unseren Anliegen entspricht, die wir seit Jahren vortragen. Einen Punkt möchten wir hier gerne zitieren, da er auch uns in besonderem Mass wichtig ist: «Baukulturelle Bildung ist im Bildungswesen als übergeordnetes Bildungsziel in Rahmenlehrplänen und Schulprogrammen noch stärker ins Bewusstsein zu bringen, tatsächlich zu unterrichten und zu vermitteln».

Vermittlungsprojekt:
«Zwischenzimmer»im Limmattal


Das Limmattal zwischen Zürich und Baden ist für viele Zug- und Autofahrende ein Durchgangsraum – es lohnt sich aber genauer hinzuschauen. Das Limmattal befindet sich mitten in einer gewaltigen Transformation. Den vorletzten Urbanisierungsschub erlebte es von den 1950ern bis in die 1970er Jahre, seit den 2010er Jahren ist die aktuelle Welle im Gange. Mit den Schienen der Limmattalbahn rückt auch «die Stadt» in die Gemeinden vor. Was macht dieser Prozess mit den Leuten, vor allem mit den Jugendlichen? Die Künstlerinnen Eva Rottmann, Ute Sengebusch und Olivia Suter von der «Firma für Zwischenbereiche» erforschten zusammen mit vier Klassen von Oberstufenschüler:innen im partizipativen Vermittlungsprojekt «Zwischenzimmer» den öffentlichen Raum in Dietikon und Spreitenbach. Das Projekt fand bereits letztes Jahr statt; ein Ergebnis ist ein unterhaltsamer Film, der nun mit einer detaillierten Beschreibung auf der Webseite von kulturmachtschule.ch zu sehen ist. Ausserdem ist «Zwischenzimmer» eines der nominierten Projekte der Regionale 2025, der grossen Projektschau von 16 Limmattaler Gemeinden. Wir behalten die Entwicklungen im Limmattal im Auge!
Archijeunes
Baukulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche


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Ein gemeinsames Projekt
von SIA und BSA

   


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