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Liebe Freundinnen und Freunde von NeSTU

Zuerst einige Hinweise:
  • Auf unserer Website haben wir die "Gedanken zum Osterfest" unseres langjährigen Freundes Maksym Butkevych veröffentlich. Der Menschenrechtsaktivist aus Kyiv ist in der Ukraine eine bekannte Persönlichkeit. Maksym hat auch schon an Veranstaltungen in der Schweiz teilgenommen, die NeSTU mitorganisiert hat. Unmittelbar nach dem russischen Angriff vom 24. Februar hat er sich freiwillig zur Armee gemeldet. Hier ist sein Text, mit Fotos von Oleksandr Glyadyelov.
  • Weitere Fotos von Oleksandr Glyadyelov gibt es exklusiv hier. Sie sind nicht für empfindliche Menschen oder Kinder geeignet.
  • Veranstaltungstipp 1: Im Rahmen der Solothurner Literaturtage findet am Samstag, 28. Mai um 18 Uhr im Landhaus Solothurn eine Diskussionsrunde mit dem Titel «Was Russlands Krieg gegen die Ukraine mit uns macht» statt. Wir empfehlen diese Veranstaltung sehr. NeSTU wird dort auch vertreten sein. Weitere Infos dazu hier.
  • Veranstaltungstipp 2: Noch ist es nicht sicher, dass die Hudaki Village Band die Ausreisegenehmigung bekommt - aber falls ja, dann kommen die DorfmusikantInnen im Juni für zwei Auftritte in die Schweiz: Fr. 10. Juni im intimen Rahmen des Kaffeehauses St. Gallen, Sa. 11. Juni an einem open-air im Barakuba im Basler Gundeliquartier. Natürlich steht bei diesen Konzerten die Solidarität mit der Ukraine im Mittelpunkt. Foto unten: Am vergangenen Sonntag trafen sich die bekanntesten Musikensembles Transkarpatiens, darunter Hudaki und der Kammerchor Cantus, zu einem Solidaritätsanlass im Zentrum Uzhhorods. Binnen weniger Stunden wurden 100'000 Hryvna zugunsten des transkarpatischen Gebirgsjägerbataillons gesammelt. Zum Abschluss sangen Cantus und Hudaki gemeinsam mit dem zahlreichen Publikum die Nationalhymne der Ukraine.
  • Videotipp 1: Dieser Kurzfilm zeigt die Soldaten des berühmten 128. Gebirgsjägerbataillons, deren Garnison sich in Mukatschewo befindet, und unser Klavier, bespielt von Ilya Jeresko, renommierter Jazzpianist aus Kyiv, der während zwei Monaten bei uns in Nyzhne Selyshche zu Gast war.
  • Videotipp 2: Über die eminent wichtige Rolle der ukrainischen Landwirtschaft für die Ernährungssicherheit des ganzen Planeten wird in letzter Zeit viel gesprochen. Hier ein sehr naher Eindruck, wie es vor Ort aussieht.
Aus dem Inhalt dieses Rundmails:
  • Wie verändert sich Transkarpatien im Krieg, einige subjektive Eindrücke und Gedanken.
  • NeSTU unterstützt weiterhin Initiativen, die in vorderster Front Menschenleben retten und Notleidenden helfen. Ein neuer, zusätzlicher Schwerpunkt ist die Organisation "Rettende Engel" in Dnipro, darüber hier einige Informationen. Wir sind weiterhin froh um jegliche Unterstützung von privater und institutioneller Seite. Herzlichen Dank Allen, die sich beteiligen und vielen Dank für's Weiterleiten im Bekanntenkreis! 

    Spendenkonto NeSTU:
    Raiffeisenbank Nidwalden, 6370 Stans
    IBAN: CH69 8080 8008 0940 4940 2
    Der Verein NeSTU ist steuerbefreit. Ihre Spenden können daher von den Steuern abgezogen werden.

Verfasser dieses Rundbriefs: Jürgen Kräftner, NeSTU - Transkarpatien
Dies ist das Titelblatt von unserem "Dankesflyer", gestaltet von unseren Freunden Nastya Malkova und Genia Koroletov. Die beiden haben ihre Heimatstadt Luhansk 2014 verlassen und sind nach Severodonetsk gezogen. Ende Februar 2022 sind sie zum zweiten Mal geflüchtet und leben bis auf weiteres in Nyzhne Selyshche. Severodonetsk ist seit mehreren Wochen das wichtigste Kriegsziel der russischen Armee, es ist zu grossen Teilen zerbombt.
Gedruckte Exemplare des Flyers gibt es bei der Geschäftsstelle von NeSTU.

Transkarpatien im Frühsommer 2022
In unserem letzten Rundmail haben wir darüber berichtet, dass praktisch die gesamten transkarpatischen Einheiten der erst kürzlich gegründeten Territorialabwehr an die Front verlegt wurde. Wo sie sich befinden und welches ihre aktuellen Aufgaben sind, bleibt geheim. Hingegen wurden wir schon 10 Tage nach ihrer Abreise von der Meldung schockiert, dass bei einem russischen Granatwerfer-Beschuss sechs der Männer in den Tod gerissen wurden. Der Krieg ist damit endgültig in Transkarpatien angekommen, auch ohne zerbombte Wohnungen, Kindergärten und Spitäler in unserer Region. In den Dörfern mobilisieren sich die Angehörigen und Freunde, um den Soldaten alle nur mögliche Unterstützung zu gewähren. Es ist möglich und üblich, Hilfe an die Front zu schicken. Die Bedürfnisse sind vielfältig, von Zigaretten über Dieseltreibstoff bis zu Geländewagen.
Die Rückführung der Gefallenen und deren Begräbnisse lösen tiefe Betroffenheit der jeweiligen Dorfbevölkerung aus. An den Strassenrändern warten hunderte Menschen knieend und in Schwarz gekleidet auf die Konvois und bekunden so ihre Trauer und ihr Mitgefühl mit den Angehörigen. Zusätzlich fällt ins Gewicht, dass sich diese Soldaten freiwillig gemeldet haben, was einiges über ihr Selbstverständnis als Bürger der Ukraine ausdrückt. Entsprechend sind es häufig in ihrem Umfeld bekannte und beliebte Männer...

Die Stimmung ändert sich damit auch bei uns. Natürlich bleibt eine gewisse Skepsis gegenüber den vielen Flüchtlingen aus dem Osten. Nicht alle von diesen verhalten sich vorbildlich. Manche sind sehr wohlhabend und bevölkern die Terrassen der Restaurants, ihre Limousinen stehen davor. Andere sind extrem passiv und lassen sich von hilfsbereiten Leuten aushalten. Aber im Gespräch mit dem Taxifahrer, dem Nachbarn oder der Coiffeuse hört man gleich im Anschluss zu solchen Bemerkungen auch das exakte Gegenteil, von Bewunderung und Mitgefühl für Menschen, die härteste Schicksalsschläge stoisch hinnehmen, und solchen, die sich für andere aufopfern. 

Ich habe keinen Zweifel daran, dass der Krieg die Mentalität und die Anschauungen vieler unserer MitbürgerInnen nachhaltig verändert. Es entsteht ein neues Gefühl des Zusammenhaltes. Alte Familien- und Dorffehden sind plötzlich nicht mehr so wichtig. Eine erfolgreiche Integration der Menschen aus der Ostukraine, für die es kein Zurück gibt, wird aber auf alle Fälle eine grosse Herausforderung für die kommenden Jahre.

Unterdessen kehren viele Geflüchtete aus Kyiv und neuerdings auch Charkiw in ihre Heimat zurück, jedenfalls diejenigen, deren Wohnungen nicht zerstört sind. Die Züge in den Norden sind voller Menschen. Auch an den Aussengrenzen ändert sich die Situation: seit Anfang Mai reisen mehr Menschen in die Ukraine ein als aus.
Rettende Engel in Dnipro
Seit März haben wir, NeSTU, vor allem die spontane Hilfsinitiative NEBO in Charkiw finanziell und auch materiell mit Fahrzeugen unterstützt. Inzwischen konnten wir für NEBO, die jetzt bis zu 10'000 Menschen täglich mit warmen Mahlzeiten oder Lebensmittelpaketen unterstützen, mit grösseren Hilfswerken und Stiftungen in Kontakt bringen,  so dass unsere unmittelbare Hilfe dort nicht mehr so dringend ist. 
Die Grossstadt Dnipro im zentralen Osten der Ukraine gilt trotz wiederholtem Raketenbeschuss als vergleichsweise sicher. Hier liegt das Hauptquartier der "Rettenden Engel", einer privaten Hilfsorganisation, die schon vor dem russischen Grossangriff vom 24. Februar Kriegsopfern in der Ostukraine geholfen hat. Nun erstrecken sich ihre Aktivitäten über ein riesiges Gebiet von fast der gesamten Front im Donbas bis nach Dnipro. Über die Organisation Vostok SOS haben wir dort langjährige Bekannte und volles Vertrauen. Bereits seit mehreren Wochen nutzen die Engel einen unserer Busse und vor ein paar Tagen konnten wir sie mit einer ersten grösseren Überweisung unterstützen, weitere sollen folgen.
Die Fotos oben und weiter unten stammen von ihrer täglichen Arbeit, die immer wieder auch sehr gefährlich ist, vor allem bei der Evakuierung von Menschen aus dem Kriegsgebiet.

Gestern abend haben wir einen militärisch knapp gefassten Tagesbericht von den Rettenden Engeln bekommen. Wir haben den Bericht übersetzt, um Euch einen kleinen Eindruck über die Arbeit dieser Freiwilligen zu vermitteln, kursiv meine Erklärungen:

Tätigkeitsbericht 19.05.

1. Evakuierung:
aus Swjatohorsk, Liman, Raihorodok, Soledar, Sewersk, Bachmut, Sewerodonezk, Lysytschansk, Slawjansk. All diese Orte werden regelmässig oder praktisch permanent beschossen, es sind die derzeit heissesten Frontabschnitte.
Mehr als 500 Personen. Mit dem Zug nach Pokrowsk gebracht.

2. Humanitäre Hilfe
2.1 Orte der Verteilung:
Rayhorod, Toretsk, Sobolevka, Lyssytschansk, Sewerodonezk, Slawjansk, Dniprovske, Kramatorsk und Dörfer im Bezirk, Saporischschja und Region, v. Loshkovtsy, Chasov Yar, Dorf Karavan. Karavan, Konstantinopol, Liman, Serebryanka, Barvenkovo und Dörfer des Bezirks, Dolyna, Krasnopolye, Dnipro und Dörfer des Bezirks, Seversk, Solobkivtsi. Svitlodarsk, Pereschepino, Karpovka, Gulyai Pole, Konstantinovka, Aleksandrovka, Orekhov, Avdeevka, Kacherezhki village.  Yarovaya, Kharkiv und Region, Nikolaevka, Kurakhovo, Novodanilovka, Gorky und Region. Gorske, Platonowka, Dronowka.

2.2 Transport von Hilfsgütern an die Front durch unser Team (Lager in Slawjansk):
- Liman, Bus und Krankenwagen: Lebensmittelpakete, Saft, Wasser, Süßigkeiten, Babynahrung, Milch.

2.3 Die Arbeit des Lagers Slawjansk, ausgeliefert:
- Karawan, Verladung eines Lastwagens mit humanitärer Hilfe: Lebensmittelsets mit 80 Stück, Babynahrung, Süßigkeiten, Milch;
- Chasov Yar, Verladung eines Lastwagens mit humanitärer Hilfe: Lebensmittelpakete 70 Stück, Babynahrung, Milchpulver, Süßwaren, Chips;
 - Lyssytschansk einen Bus mit humanitärer Hilfe: Lebensmittelpakete mit 200 Stück, Babynahrung, Windeln, Wasser, Saft;
- Slawjansk, Verladung eines Lastwagens mit humanitärer Hilfe: Wasser, Konserven, Milch, Sahne, Mivina;
- Kramatorsk, Lieferung eines Kleinlasters mit humanitärer Hilfe: Babynahrung, Windeln, Saft, Milch;
-Slawjansk, Lieferung eines Lastwagens mit humanitärer Hilfe: Babynahrung, Konserven, Windeln, Chips, Süssigkeiten, Saft, Wasser;
- Sobolewka, LKW-Ladung mit humanitärer Hilfe: Kartoffeln, Saft;
- Sewerodonezk, Lieferung eines Lastwagens mit humanitärer Hilfe: Lebensmittelsets zu 100 Stück, Babynahrung, Saft, Wasser, Süßwaren, Milch, Babynahrung;
- Slawjansk, Kramatorsk, 4 Sendungen unseres PKWs: Lebensmittel, Süsswaren, Windeln, Babynahrung, Wasser.

2.4 Hilfsgüterverteilung ab Lager Dnipro:
- Konstantinopel, LKW-Transport mit humanitärer Hilfe: Lebensmittelpakete World central Kitchen;
- Saporischschja, LKW-Transport mit humanitärer Hilfe: Lebensmittel, Kartoffeln, Lebensmittelpakete, Milch;
- Dorf Dniprovske, Lieferung eines humanitären Hilfsbusses: Lebensmittelsets (20 Stück), Wasser, Babynahrung, Kartoffeln;
- Lisitschansk, Bus für humanitäre Hilfe: Lebensmittelpakete (100 Stück), Wasser;
- Avdeevka, LKW-Versand: Pakete, Hauslieferung an die von Vostok SOS vermittelten Adressen
- mit Unterstützung Deutschlands begonnen, Lebensmittelpakete zu packen;
- Die Sammlung von Medikamenten auf spezielle Anfragen hin wird fortgesetzt;

2.5 Die Arbeit des gesamtukrainischen Teams der Rettenden Engel:
- Loshkovtsy, erhielt ein Fahrzeug für humanitäre Hilfe aus Novovolynsk: Lebensmittel, Babynahrung.
- Hilfe für Binnenvertriebene aus der Frontzone im Dorf Loshkovtsy: Verteilung von humanitärer Hilfe und Medikamenten;
- Die Zusammenstellung des humanitären Konvois ist abgeschlossen, das erste von sechs Fahrzeugen wurde auf den Weg gebracht.

Fotos unten, beide vom 19.5.: Evakuierung aus der Region Luhansk durch die Rettenden Engel und eine Luftaufnahme der Kleinstadt Rubizhne, Luhansk, in unmittelbarer Nachbarschaft von Severodonetsk.
Kontakt zu NeSTU:
Salome Stalder - Martin, Dipl Forst-Ing. ETH, Mürgstrasse 6, 6370 Stans
E-Mail: info(at)nestu.org. Natel: 078 770 23 43
Spendenkonto NeSTU:
Raiffeisenbank Nidwalden, 6370 Stans
IBAN: CH69 8080 8008 0940 4940 2
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