Sehr geehrte Leser*innen,
„Any Way the Wind Blows“, das war das Motto der diesjährigen re:publica. Als letzte Zeile von Queens "Bohemian Rhapsody" wird damit der Zufall und das Leben in seiner Unberechenbarkeit beschrieben. Einerseits geht es dabei um den Kontrollverlust, wie wir ihn in den letzten zwei Jahren während der Pandemie vielleicht häufig gespürt haben, aber auch viel um Mut und Optimismus.
Ein tolles Beispiel für Mut und Optimismus war für mich die diesjährige Abschlussveranstaltung der DIU-Schreibakademie. In der Schreibakademie, der Dresdner Bildungsbürgermeister Jan Donhauser hat dafür übrigens die Patenschaft übernommen, haben funktionale Analphabeten die Möglichkeit, in kleinen Gruppen Lesen und Schreiben zu lernen. Die Teilnehmer*innen der diesjährigen Schreibakademie präsentierten auf der Abschlussveranstaltung ihr gemeinsames Buch „Brücken und Brunnen“ in lockerer, unterhaltsamer und auch lehrreicher Form. Es war einfach toll!
Und was machen wir in unseren Bachelor- und Masterstudiengängen am Ende? Natürlich eine Prüfung – schriftlich oder mündlich. Geht halt in einem akademischen Kontext nicht anders. Oder doch? Der Wissenschaftsrat hat gerade sehr lesenswerte Empfehlungen für eine zukunftsfähige Ausgestaltung von Studium und Lehre zur Hochschulbildung im 21. Jahrhundert veröffentlicht. Dort gibt es ein spannendes Kapitel über neue Prüfungskultur. Es wird angeregt, Prüfungen weniger an der Reproduktion von Wissensbeständen („Bulimie-Lernen“) zu orientieren, also die summativen Prüfungen zu reduzieren, sondern die Prüfungsformate besser an den Kompetenz- und Lernzielen auszurichten.
Dieser Herausforderung haben wir uns im DIU-Team gestellt und in einem Workshop von den 60 Prüfungsformaten aus dem Buch „Kompetent Prüfungen gestalten“ eine Reihe von Formaten ausgewählt, welche besonders gut für fort- und weiterbildende Studiengänge passen. Warum nicht als Prüfungsleistung mal einen Podcast erstellen, an einem Debattier-Club teilnehmen, einen Blog-Beitrag veröffentlichen oder mit anderen Studierenden zusammen eine 24-Stunden-Hausarbeit schreiben? Der Wissenschaftsrat scheint nichts dagegen zu haben, nein, es ist sogar eine Aufforderung.
"Man wird nie wieder das Gefühl haben, ausgelernt zu haben", das prophezeite der Blogger und Autor Sascha Lobo als einer der Hauptredner auf der re:publica. Das „Lifelong Learning“ ist für ihn keine Phrase mehr, sondern zur Voraussetzung geworden, damit Menschen überhaupt noch an immer mehr Berufen teilhaben zu können. Das ist doch viel Rückenwind, und auch Herausforderung für das DIU-Team.
„Any Way the Wind Blows“! Das ist eigentlich ein viel älterer Songtitel von J.J. Cale. Die ersten Zeilen dort lauten: „Manche mögen dies und manche das | Und manche wissen nicht, was sie wollen.“ Die Botschaft hinter dem Song ist: Wir müssen offen und neugierig bleiben. In diesem Sinne, viel Spaß bei Durchlesen unseres Newsletters.
Ihr Prof. Dr. Joachim Niemeier
Geschäftsführer der DIU
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