Mit Outreach zu mehr Kultureller Teilhabe

Ein Gebäude ist noch keine Institution. Und eine Institution ist mehr als ihr Gebäude.

Kultureinrichtungen waren lange mit der Frage beschäftigt, wie sie Menschen jenseits ihres traditionellen Publikums erreichen, ansprechen und schließlich zu einem Besuch einladen können. Das resultierte zum einen aus einem Selbstanspruch. Zum anderen adressierten Kulturpolitik und Gesellschaft zunehmend die Erwartung an ‚ihre‘ Einrichtungen, mehr Diversität und Kulturelle Teilhabe zu schaffen. Theater, Museen und Konzerthäuser versuchten in der Folge mit gezieltem Marketing (zum Beispiel mehrsprachigen Plakaten), Preispolitik (Nachlässe und Ermäßigungen) und Education-Programmen (Schulklassen einladen) das sogenannte Neue Publikum für sich zu erwärmen. Mit unterschiedlichem Erfolg.

Nachhaltig verändert haben diese Ansätze der ersten Teilhabe-Initiative das Publikum allerdings nicht. Denn ein neues Publikum ist mit dem gleichen Programm und dem alten Personal nicht zu erreichen. Diese Erkenntnis hat sich mittlerweile rumgesprochen: Personal macht Programm zieht Publikum. Die drei Ps wurden folglich zur neuen Losung. Doch dabei kann es nicht bleiben. Unter dem Zauberwort ‚Outreach‘ verbirgt sich eine weitere Dimension von Kultureller Teilhabe. Immer mehr Kultureinrichtungen suchen die Reichweite nun außerhalb der eigenen vier Wände: von Bibliotheken, über Orchester bis hin zu klassischen Kunstmuseen.

Einen besonders interessanten Ansatz startet die Bundeskunsthalle Bonn unter dem Titel community outreach ab August. Anstatt ihre Ausstellungsthemen lediglich ‚draußen‘ zu präsentieren, möchte das Team nach interessanten Themen mit der community in Bad Godesberg suchen und diese anschließend auch in das Stammhaus hineinholen. Das macht Lust auf mehr, denn so wird Outreach nicht als Einbahnstraße verstanden, sondern als partizipatorischer Prozess. Wenn Du an diesem Modellprojekt mitwirken willst, kannst Du Dich noch bis 12. Juni bei der Bundeskunsthalle bewerben und daran mitwirken, dass mit Place ein viertes P das bisherige Teilhabe-Modell ergänzt.

Jérôme J. Lenzen

"Es muss unkonventionell werden! Denn ein solches Projekt ist nicht vordergründig dafür da neue Besucher:innen für unsere Ausstellungen anzulocken, sondern es soll grundsätzlich Möglichkeitsräume und Dialoge schaffen. Da wir vor allem Freiraum bieten möchten, müssen wir uns auf vieles einstellen, an was wir jetzt noch gar nicht denken können. Bei einem partizipativen Prozess ist das sozusagen die Voraussetzung, denn wir können nicht vorwegnehmen, was im Dialog entstehen wird!"
Johanna Adam, Kuratorin Bundeskunsthalle

Um noch ein bisschen besser zu verstehen, was zu Outreach alles dazugehört und was die Bundeskunsthalle mit dem Projekt ‚Diversity Umbrella‘ anstrebt, haben wir mit Christian Gänsicke (Leiter der Abteilung Vermittlung) und Johanna Adam (Kuratorin) über die Zielsetzung und das Potential von Outreach-Programmen gesprochen. Das komplette Interview kannst Du ab sofort auf unserem Blog lesen.

Zu guter Letzt möchten wir Euch auf die KulturMut Convention 2022 aufmerksam machen, die vom Kölner Institut für Kulturarbeit und Weiterbildung organisiert wird.

Die KulturMut Convention widmet sich ganz dem Thema Diverse Audience Development. Mit geladenen Expert:innen der Bereiche Interkultur, Inklusion, Outreach und Marketing wird sich an vier Tagen neuen Möglichkeiten zur Ansprache eines diversen Publikums angenähert. Nach einem 90-minütigen Talk mit dem*der jeweiligen Speaker:in wird das Erlernte mit partizipativen Design Thinking-Workshops vertieft.

Tickets für das Fachprogramm gibt's ab 3 €, die Schnupperkurse können kostenlos besucht werden!

Alle Infos gibt's hier.

Ihr habt Fragen oder Anmerkungen? Schreibt uns an. Erreichen könnt Ihr uns via Mail (hi@szenekultur.de), via Instagram oder Facebook. Oder Ihr kommt einfach am 11. Mai zur Vernissage ins &wieder und trinkt 'nen Sekt mit uns!