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Hallo <<Vorname>> <<Nachname>>,

wegen dieses Texts hatte ich ein bisschen Zoff – mit mir selbst. „Schreib das!“, hab ich mir gesagt. „Bist du irre? Du arbeitest bei einer T A G E S Z E I T U N G, das ist viel zu lange her!“, kam der Anpfiff direkt hinterher. So ging das eine ganze Weile. Aber von vorne.

Ich hatte Urlaub, war in Barcelona. Auch wegen des „Primavera“-Festivals – meine Kollegin Rike hat’s hier erwähnt. War sehr schön alles, aber deshalb hätte ich beinahe den Aufreger um „Cock am Ring“ verpasst. Da hatten sich Leute die Fotos des „Rock am Ring“-Line-ups genauer angeguckt und festgestellt, dass bei 75 Acts (macht gut 250 Musiker) nicht einmal zehn Frauen auf den Bildern zu sehen waren. Von einer „Pimmelparade“ war die Rede.

Ein „haarsträubendes Übergewicht an Männern“, stöhnte auch Komikerin Carolin Kebekus (die ist übrigens am 7. Juli mit ihrem Programm „PussyNation“ in Hamburg) und hat prompt ein weiblich besetztes Festival in Köln auf die Beine gestellt und den Sampler „Cock am Ring“ rausgebracht.

So. Und während in Deutschland also hitzig diskutiert wurde, sah ich beim „Primavera“  überall: tolle Frauen. Kim Gordon, Wet Leg, Warpaint, Rina Sawayama, Kacey Musgraves, Charli XCX, Little Simz – die Aufzählung könnte ewig weitergehen. Ich kann gar nicht aufhören, dieses fantastische Line-up zu lobpreisen. Genau wie all die Menschen, die Diversität – Vielfalt! – als unschlagbaren Wert verstehen und sich immer wieder dafür einsetzen. Wie etwa das Team hinter der „Millerntor Gallery“, die heute startet. Oder die Macher:innen des „Reeperbahn-Festivals“, die gerade einen Schwung neuer Acts angekündigt haben.

Und mal ehrlich: Wer will in einer Woche, in der Kate Bush 37 Jahre nach der Veröffentlichung von „Running Up That Hill“ mit dem Song quasi weltweit die Charts regiert und Beyoncé eine neue Single („Break My Soul“) rausgebracht hat, auch nur einen Moment von Männern schwärmen? Eben. 


Deine
Nadine Rinke

 Die gute 
 Nachricht 

Kinder-Bespaßung auf Ukrainisch

120 Tage dauert Russlands Krieg gegen die Ukraine schon an. Viele Menschen sind auf der Flucht, darunter viele Kinder. Das ist jetzt (leider) nichts Neues. Die gute Nachricht ist, dass die Menschen nicht vergessen werden. Dass man sich kümmert – und sei es „nur“ mit einem kleinen bisschen Unterhaltung. Das Zeise-Kino etwa zeigt regelmäßig Kinderfilme auf Ukrainisch (nächster Termin: 2. Juli – dann gibt's „Paddington 2“; der drollige Bär wird von Wolodymyr Selenskyj gesprochen), der Eintritt ist für Geflüchtete frei. Der Hamburger Carlsen-Verlag hat „Pixi bekommt Besuch“ ins Ukrainische übersetzt und das kleine Büchlein an den Buchhandel und an Hilfsprojekte verteilt. Und weil das so gut ankam, wurde mittlerweile eine zweite Auflage gedruckt. Und auch „Micky Maus“ gibt's jetzt auf Ukrainisch – jedenfalls einmalig: Der Egmont-Ehapa-Verlag hat gerade eine Sonderausgabe rausgebracht. 


 schön gesagt 

„Unser Leitmotiv lautet in diesem Jahr ‚Fluxus – together we flow‘, denn ‚fluxus‘ bedeutet ‚fließen‘ und beschreibt daher ziemlich gut den Zustand, den wir uns nach zwei Jahren gefühltem Stillstand für alle, nicht nur die Kunstschaffenden, herbeiwünschen: wieder im Fluss sein und vom Fleck wegkommen. (...) Die Besetzung der ,Millerntor Gallery’ mit vorrangig weiblichen Urban Artists ist dem Umstand geschuldet, dass ich mir für das lange Männer-dominierte Genre ‚Kunst-im-öffentlichen-Raum‘ ebenfalls mehr Bewegung und Abwechslung wünsche."
 
– Jasmin Siddiqui alias Hera. Die Street-Art-Künstlerin, deren Werke die Stadionfassade zier(t)en, hat die zehnte Auflage der „Millerntor Gallery“ kuratiert.

Fotocredit: Mike Schaefer

 Das Album 
 der Woche 

Der Titel ist Programm: Alice Merton („No Roots“) zeigt sich auf ihrem zweiten Album „S.I.D.E.S.“ von neuen Seiten. Auf ihr poppiges Debüt folgt ein traurigeres, persönlicheres Album.
Die vergangenen zwei Jahre machten Merton oft zu schaffen. Neben schönen Momenten gab es eben auch die schrecklichen. „Es war irgendwie eine echte Achterbahnfahrt, und darum geht es auch in dem Album“, sagt sie. „Es ging mir lange Zeit sehr schlecht, und ich wusste, dass ich in Therapie muss.“ Sie litt unter Panikanfällen – und singt darüber in dem Lied „Vertigo“. Die 28-Jährige experimentiert in den 15 Songs auf „S.I.D.E.S.“ mit vielen verschiedenen Klängen und Musikrichtungen. Zwar bleibt sie ihren Pop-Wurzeln meist treu, überrascht aber auch mit einer rockigen Seite und einer kräftigeren Stimme. Und sie schafft es immer wieder, Hoffnung einzubringen, die sie aus der Musik schöpft, denn: „Menschen brauchen immer Musik – egal was in der Welt passiert.“

Foto: Paper Plane Records 


 DER MOPOP-TIpp 

Endlich! 2021 hat Benjamin Gottwald den Hamburger Bilderbuchpreis für sein Projekt „Spinne spielt Klavier“ gewonnen. Das Bild da oben zeigt eine der Seiten. Aber da war ja was – weshalb seine Illustrationen und die seiner Mitbewerber:innen (es gab mehr als 200 Einsendungen!) nicht wie geplant in der Fabrik der Künste gezeigt werden konnten. Das wird jetzt vom 24. Juni bis zum 3. Juli im Kreuzbrook 10 in Hamm nachgeholt. Passt auch ganz gut, denn inzwischen ist „Spinne spielt Klavier“ fertig und im Carlsen-Verlag erschienen – ein Buch, das Geräusche in farbenfrohen Bildern darstellt. Ohne Worte! Nur das noch schnell: Am 25. und 26. Juni (12-18 Uhr) verkaufen Illustrator:innen Kunstdrucke, Postkarten und kleinere Werke. Die Einnahmen werden an die UNO-Geflüchteten-Organisation UNHCR gespendet.

Fotocredit: Benjamin Gottwald/Carlsen


 Die ist heiß! 

Die Hamburger Künstlerin Frau Kraushaar hat beim Label Staatsakt gerade ihr drittes Album rausgebracht. „Bella Utopia“ heißt es – und es bietet herrlich wilde Art-Pop-Elektronik rund um das Thema Sprache. Damit passt sie natürlich auch ganz hervorragend ins Line-up der „Heino Jaeger Festspiele“, die – kuratiert von Rocko Schamoni – vom 7. bis 9. Juli im Archäologischen Museum Hamburg und dem Stadtmuseum Harburg gefeiert werden. Runde Sache, ne?

Fotocredit: Vera Tammen
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