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Weddingweiser-Newsletter vom 18.8.2022
 
Vor dem Gewitter - Foto: Andaras Hahn
 

Hallo Wedding,

Dass ein Beamter bei der Regierenden Bürgermeisterin um ein Disziplanverfahren gegen sich bittet, ist ungewöhnlich. In diesem Fall handelt es sich um unseren Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel von den Grünen, der sich von einem solchen Verfahren erhofft, dass die Vorwürfe gegen ihn ausgeräumt werden können. Und die haben es in sich. Der Politiker soll in ein Besetzungsverfahren für eine höhere Stelle im Bezirksamt eingegriffen haben. Er soll dem unterlegenen Bewerber privat die Zahlung von 16.000 Euro vorgeschlagen haben, damit dieser die Klage gegen die Bewerberauswahl zurückzieht.
Da das alles mehr als nur ein Geschmäckle hat (der ausgewählte Bewerber ist Grünen-Mitglied und hatte von Dassels Wahlkampf gemanagt), hat die CDU-Fraktion eine Sondersitzung der Bezirksverordnetenversammlung für den 25. August beantragt. Ziel: die Abwahl des Bürgermeisters.

Alle Fraktionen, sogar die eigene Fraktion, sprechen sich inzwischen für einen Rücktritt von Dassels aus. Mal sehen, wie lange die Hängepartie dauert - Rücktritt oder Abwahl?



Schule voller Schimmel: Messungen Ende Juli ergaben, dass die Raumluft in mehreren Zimmern der Anna-Lindh-Grundschule mit zu stark mit gefährlichen Sporen belastet ist.  Stadträtin Stefanie Remlinger sieht nur eine radikale Möglichkeit, um die Beschulung der rund 700 Grundschüler der Anna-Lindh-Schule zu gewährleisten: Umzug an den Saatwinkler Damm.
Der frühere Sitz von Air Berlin soll nach den Plänen der Stadträtin für sechs Jahre als Schulhaus genutzt werden. „Wir wollen nicht nur eine Teilauslagerung, sondern die gesamte Schule in mehreren Schritten auslagern‟, sagt Stefanie Remlinger. Falls ihr euch fragt, wie die Kinder zum Saatwinkler Damm kommen sollen: Ein Bus-Shuttle wird eingerichtet. Die ganze Geschichte heute auf weddingweiser.de

 
Immer noch Bezirkspolitik. Die Alte Nazarethkirche am Leopoldplatz ist schon länger von allen guten Geistern verlassen. Aktuell eingemietet ist hier schon seit vielen Jahren eine brasilianische Sekte, die nicht nur 1/10 des Einkommens ihrer Jünger als angemessenen Beitrag ansieht, sondern ebenfalls zur brasilianischen Rechten unter Bolsonaro gute Kontakt pflegt. Bereits vor einigen Jahre kam die Befürchtung auf, dass die Sekte die ehemalige Kirche komplett kaufen wolle, doch dafür bräuchte es die Zustimmung des Bezirks, der gerne selbst kaufen würde - das nötige Kleingeld fehlt aber.

Laut taz kann sich der Bezirk mittlerweile tatsächlich eine Zustimmung vorstellen, wenn auch andere Organisationen dort Räumlichkeiten anmieten dürfen. Also ein Pakt mit dem Teufel persönlich. What the hell, statt what the fuck.
 

Dieser Sommer ist viel zu trocken. Wie schon der letzte Frühling. In den Innenhöfen und Parks im Wedding lassen derzeit die Sträucher die Blätter hängen, Bäume werfen wegen der Trockenheit die Blätter ab, Rasenflächen sind teils komplett vertrocknet. Der fehlende Regen setzt der Stadtnatur sichtlich zu. Besonders in den sozialen Medien kursieren diverse Aufrufe, die Straßenbäume zu gießen. Auch der Bezirk Mitte ruft die Bürger dazu auf, zur Gießkanne zu greifen. Gelegentlich wird genau das kritisiert. Nach Meinung mancher Menschen tun öffentliche Stellen nicht genug, gießen nicht und würden die Aufgabe an die Bürger dirigieren würden. Doch stimmt das? Eine Nachfrage beim Bezirksamt Mitte gibt Aufschluss. Der ganze Beitrag hier.
 
Mit den Jahren bekommt der eine oder andere schon mal Falten. Auch an Tunneln geht das Alter nicht spurlos vorbei. Durch ständige Vibrationen und Temperaturschwankungen sind an dem 60 Jahre alten U-Bahn-Tunnel zwischen Amrumer Straße und Leopoldplatz Risse entstanden. Diese werden nun planmäßig von der BVG von Sonntag, den 21. August, bis Donnerstag, den 15. September, jeweils sonntags bis donnerstags ab 22:00 Uhr, abgedichtet. Außerdem werden entlang des 650 Meter langen Tunnelabschnitts Beton ausgetauscht und freiliegende Stellen dauerhaft geschlossen.
Die Züge der U9 pendeln während der Bauarbeiten zwischen Leopoldplatz und Westhafen sowie zwischen Westhafen und Birkenstraße.
Außerdem sieht sich die BVG gezwungen, 3 Prozent ihres Busangebots zu reduzieren. Als Gründe werden der coronabedingt hohe Krankenstand sowie der allgemeine Fahrermangel genannt. Im Wedding betrifft es nur eine Linie, den M27, der montags bis freitags ab 22. August nur noch alle 6-7 MInuten und am Wochenende nur noch alle zehn Minuten fährt. Inwieweit dieser Takt im Vergleich zum heutigen Zustand etwas ändert, können regelmäßige Fahrgäste dieser Hochleistungslinie nur mutmaßen. 

Dass eine Straßenbahn durch den Wedding fährt, ist für uns Alltag. Guckt man sich den heutigen Straßenbahnplan an, so ist aber ganz klar West- und Ostberlin anhand des Angebots zu erkennen. Im Osten Tram, im Westen fast nur Bus. Das war aber nicht immer so. Bevor die Verkehrsplaner in den 1960er-Jahren das Auto in den absoluten Mittelpunkt rückten, fuhren durch den Wedding etliche Straßenbahnlinien - wie die legendäre Ringlinie 3. Hier eine kleine Übersicht.
 

Die S21 kommt. Also nicht Stuttgart 21, sondern die City-S-Bahn. Der Arbeitstitel S21 wurde gestrichen, aufgrund der negativen Assoziation mit Stuttgart 21. Aber Namen sind Schall und Rauch, wichtig ist die Streckenführung. Vom Gesundbrunnen oder Westhafen bis zum Hauptbahnhof soll es gehen. Seit 2017 bereits. Das wurde aber nichts, also hieß es, Ende 2022 wird es werden. Der Termin wird aber ebenfalls nicht gehalten. Nun wird es Dezember 2023, der neue Termin steht. Die Gleise liegen inzwischen auch schon.
Großes Ziel ist es, die S15, so der Name der Linie, später bis zur Yorckstraße durchfahren zu lassen. Mit der Fertigstellung wird frühestens 2027 gerechnet.
 

Die Parkraumbewirtschaftung fast im ganzen Wedding ist in greifbarer Nähe. Am vergangenen Montag wurde eine neue Parkzone im Brüsseler und im Sprengelkiez eröffnet. Neu ist hier, dass es auch bargeldlose Automaten gibt. Dafür kann neuerdings auch die weitgehend unbekannte BVG-Guthabenkarte verwendet werden - Ergebnis einer Kooperation zwischen BVG und Bezirk Mitte. Zwar haben noch nicht alle, die den Antrag auf einen Anwohnerparkausweis gestellt haben, einen solchen erhalten, aber das Bezirksamt arbeitet die Anträge hoffentlich schnell ab.
Weiter geht es im Oktober rund um die Bellermannstraße. Im Dezember folgen dann noch das Afrikanische Viertel zwischen See- und Otawistraße sowie der Soldiner Kiez. Ausgespart bleiben nur das nördliche Afrikanische Viertel und die Siedlung Schillerhöhe.
 

Ihr könnt euch anmelden für eine "Neubautour im Wedding", bei der wir drei kommunale Bauprojekte besuchen und dort mit Expert*innen diskutieren: Bauen, bauen, bauen - aber kommunal! Sozial, ökologisch, demokratisch. Die Tour startet am Samstag, den 20. August um 11.30 an der Wiesenstr. 55 und geht bis circa 14 Uhr. Unterwegs sind mit zu Fuß und mit dem ÖPNV oder Fahrrad.
Stationen: Wiesenburg - Wiesenstraße 55, Norderoog - Amrumer Straße 36, Sprengelhaus - Sprengelstraße 15
Die Ansprüche an kommunalen Neubau sind hoch: Sozial, ökologisch und demokratisch soll er sein. Nachhaltiges Bauen, Mieter*innen-Partizipation und soziale Ausrichtung - wie soll das überhaupt gehen?
Anmeldung gerne per Mail an buero@niklasschenker.de


Am Sonntag findet wieder der Stadtspaziergang "Armer Wedding" statt. "Wie funktioniert ein Mietstreik? Was ist ein Lausoleum? Und gab es in der Wiesenburg wirklich nur arme Ritter?
Auf unserer Stadttour erkunden wir die Geschichte der Armut im Wedding, begleiten stellungslose Dienstmädchen, schwer schuftende Heimarbeiterinnen und bettelnde Kriegsinvaliden, erforschen die stetig wiederkehrende Wohnungsfrage und besuchen ein ehemaliges Obdachlosenasyl." Mehr Infos.
 

Wir verlosen wieder zwei Freikarten für das Freiluftkino Rehberge! Wieder für die Samstagsvorstellung um 20:30 Uhr. Diesmal gibt es Karten für "Jurassic World: Ein neues Zeitalter": Wenn ihr den Film schauen wollt, schreibt eine Mail mit Klarnamen an redaktion@weddingweiser.de mit dem Betreff "Littlefoot".

• Wedding in Bildern •


Und sonst so auf dem Blog?

Die Textilkünstlerin Maria Freudenreich ist mit ihren Quilts aus Upcyclingstoffen unter anderem auf dem Weddingmarkt zu entdecken. Ihr farbenfroh gestalteten Quilts fallen ins Auge. Mit gutem Blick für Farben gestaltet Maria Decken, Kissen und Bilder aus Upcyclingstoffen. Wir stellen sie und ihre Arbeit vor.

Der Ringbahnhof Wedding wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Doch es gibt noch mehr Jubiläen rund um diese markante Station im Herzen des Wedding zu feiern. Aber lest selbst.

Man muss 280 Kilometer fahren. Von der Weddingstraße im Wedding nach Norden. Und dann kommt man an! Und zwar an der Weddingstraße. Diesmal mit Ostseeblick. Mehr über die legendäre B96 hier.

Nur noch ein paar Tage und der Sommer der Freiheit auf den Bahnschienen wird beendet. 9 Euro - egal wohin und für viele das erste Mal bezahlbar. Unsere Autorin berichtet von ihren Erfahrungen. Von Einer, die aus dem Wedding auszog…

• Wedding kurz und knapp. Alle 2 Wochen die Kurznews aus dem Wedding •


Wir suchen Verstärkung! Wer Lust auf Schreiben hat, ist beim Weddingweiser herzlich willkommen!

Eure Newsletter-Redakteure Andaras und Joachim

 


 






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