Am Samstag, 17. Juli 2021 um 21:00 Uhr präsentiert die Kestner Gesellschaft die neue Sound-Installation „Broken Gargoyles“ der international renommierten US-amerikanischen Sängerin, Komponistin, Pianistin und Performance-Künstlerin Diamanda Galás. Nach ihrem legendären Konzert im Pavillon 1988 kommt die Künstlerin über 30 Jahre später mit der Sound-Installation in der Nikolaikapelle zurück nach Hannover. Das nehmen wir zum Anlass zu einem thematischen Abend rund um Diamanda Galás. Der Eintritt ist frei.
Weltberühmt wurde die „Callas der Avantgarde“ in den 1980er Jahren mit ihrem Werkzyklus „Plague Mass“, der den Opfern der AIDS Epidemie gewidmet ist. Ihre außerordentliche klassisch geschulte Stimme setzt sie als Instrument ein, das zum Teil bis an die Schmerzgrenzen der Zuhörer geht. Mal minimalistisch, mal brachial, konfrontiert sie das Publikum mit eigenen Kompostionen für Performances oder Piano-Konzerte mit Interpretationen von Blues, Gospel und griechischem Rembetiko.
Für ihre aktuelle Sound-Installation „Broken Gargoyles“ arbeitete Diamanda Galás mit dem Künstler und Sounddesigner Daniel Neumann zusammen. Basierend auf zwei Gedichten des deutschen Lyrikers Georg Heym – „Das Fieberspital“ und „Die Dämonen der Stadt“ – die er 1911 verfasste, setzt sich diese Arbeit aus natürlichen, sowie stark bearbeiteten Stimmen, manipuliertem Piano und anderen unterschiedlichen Tonquellen zusammen. Neben Diamanda Galás, ist der Künstler Robert Knoke mit Textpassagen aus „Das Fieberspital“ zu hören.
„Broken Gargoyles“ – dt.: „Zerstörte Grimassen“ – bezieht sich auf die zynische Betitelung der Soldaten des Ersten Weltkrieges und ihrer durch Kriegsverletzungen stark entstellten Gesichter, die nicht ans Licht der Öffentlichkeit kommen sollten. Weiter bewegt sich die Sound-Installation zwischen den Inhalten der Gedichte Heyms – den verstörenden Zuständen von an Gelbfieber erkrankten Menschen, Todesangst, Katatonie und Paralyse. Diamanda Galás verbindet die beiden Gedichte Heyms und entdeckt darin die Vorboten für das Grauen des Ersten Weltkrieges.
Die Sound-Installation wird in der Ruine der ca. 1250 erbauten Nikolaikapelle gegenüber der Kestner Gesellschaft präsentiert, die außerhalb der damaligen Stadtmauer gelegen als Quarantäneort der im Mittelalter an Pest und Lepra erkrankten Menschen diente.
Diamanda Galás wird aufgrund der andauernden COVID-19 Pandemie nicht anwesend sein.
Kurator: Robert Knoke
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