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Kein Frieden ohne Care-Arbeit - Medienmitteilung 14.9.2021
 

Kein Frieden ohne Care-Arbeit

Am 21. September 2021, dem Internationalen Tag des Friedens, zeigen drei zivilgesellschaftliche Organisationen auf, wie die Schweiz eine feministische Friedensvision verwirklichen kann und warum Care-Arbeit dabei zentral ist. An einer Online-Konferenz diskutieren sie dies gemeinsam mit Leymah Gbowee, Friedensnobelpreisträgerin aus Liberia, und weiteren Expertinnen aus dem In- und Ausland.

Was gibt uns ein Sicherheitsgefühl? Empfinden wir alle Frieden in unserem Alltag? Diesen Fragen sind die Organisationen KOFF – die Schweizer Plattform für Friedensförderung, FriedensFrauen Weltweit und die feministische Friedensorganisation cfd in den vergangenen 18 Monaten nachgegangen.

Care-Arbeit hält Gesellschaften zusammen

Die Coronapandemie hat, wie ein Brennglas, weltweit gezeigt: Was uns das Überleben von Krisen erlaubt, ist die Care-Arbeit. Die Pandemie hat auch offengelegt, dass Frauen den Löwenanteil davon schultern. Die Pflege- und Betreuungsarbeit bietet also täglich den sozialen Kitt, der Gesellschaften zusammenhält. Als solche ist Care-Arbeit unersetzliche Friedensarbeit. Trotzdem sind ein Grossteil der Care-Arbeiter*innen sozialer und wirtschaftlicher Unsicherheit ausgesetzt und werden in Beratungs- und Entscheidungsbereichen oft systematisch ignoriert.

Solange die Care-Arbeit grösstenteils an Frauen ausgelagert wird, bleibt jedes Engagement zur Partizipation von Frauen ein Lippenbekenntnis. Die Schweiz hat sich aber genau dazu bekannt. Die UNO-Sicherheitsratsresolution 1325 zu «Frauen, Frieden und Sicherheit» fordert unter anderem, dass Frauen sich aktiv an Fried
ensprozessen beteiligen können. Afghanistan ist ein anschauliches aktuelles Negativ-Beispiel dafür, was passiert, wenn Sicherheit nur militärisch definiert wird und Frauen von Friedensverhandlungen ausgeschlossen werden.

Die Wahrung von Menschen- und Frauenrechten verhindert Konflikte

Die Schweiz setzt die UNO-Resolution 1325 zurzeit in einem vierten Nationalen Aktionsplan (NAP) um. Diese Umsetzung wird von der Zivilgesellschaft kritisch begleitet, damit die vorhandene praktische Expertise in die offizielle Politik einfliessen kann. Nach 18 Monaten Forschung und Konsultationen ist für die drei zivilgesellschaftlichen Organisationen klar: Die Care-Arbeit muss zukünftig im Mittelpunkt der Friedensförderung und der internationalen Zusammenarbeit stehen. Zurzeit werden in diesen Bereichen Projekte ausgearbeitet und finanziert, ohne die Care-Ökonomie mitzudenken.

Die UNO-Resolution 1325 kam nur dank dem jahrelangen Lobbying der feministischen Zivilgesellschaft zustande. Diese hatte nie zum Ziel, den Krieg für Frauen sicherer zu machen, sondern allen ein würdiges Dasein zu sichern, frei von jeglicher Angst und Not. Kurzum: die Wahrung der Menschen- und Frauenrechte als beste Konfliktprävention.

«Frauen, Frieden und Sicherheit» auch innenpolitisch wichtig

Da wir aber auch in der Schweiz weit weg von diesem Idealzustand sind, kann die UNO-Resolution 1325 nicht weiterhin nur aussenpolitisch verfolgt werden. Ähnlich wie Kanada sollte auch die Schweiz anerkennen, dass Frauen und weitere minorisierte Gruppen täglich verschiedene Formen von Gewalt erleben. Deshalb muss die Schweiz in einem nächsten Schritt die Resolution auch innenpolitisch verankern. Nur wenn sie «Frauen, Frieden und Sicherheit» auch in den eigenen Grenzen verfolgt, wird die Schweiz dem ursprünglichen transformativen Ansatz der Resolution gerecht.

Mit diesen zivilgesellschaftlichen Forderungen solidarisieren sich auch Parlamentarier*innen. Dazu besammeln sie sich am 20. September um 13.45 Uhr auf dem Bundesplatz unter dem Motto «No Care, No Peace!». Anschliessend wird ein Leporello mit den wichtigsten Erkenntnissen und Forderungen an Politiker*innen und an die interessierte Öffentlichkeit verteilt. Die Medien sind sowohl dazu wie auch zur Konferenz eingeladen.

Die Konferenz "Centering Care in Women, Peace and Security: Reflections from Civil Society in the Context of the Fourth Swiss National Action Plan 1325" findet am 21. September von 14-16.45 Uhr statt.
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Keynote-Rednerin: Leymah Gbowee, Friedensaktivistin and Friedensnobelpreisträgerin, Liberia

Weitere Rednerinnen:

  • Anna Leissing, KOFF Leiterin, swisspeace, Schweiz
  • Barbara Dätwyler, Leiterin Abteilung Multilaterales der Humanitären Hilfe, Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, Schweiz
  • Talia Wohl, Senior Advisor Frauen, Frieden und Sicherheit, Eidgenössisches Amt für auswärtige Angelegenheiten EDA, Schweiz
  • Leandra Bias, Projektleiterin Beitrag Zivilgesellschaft NAP1325, KOFF/swisspeace, Schweiz
  • Florence Mwikali, Projektkoordinatorin, Peace Brigades International, Kenia
  • Elvira Wiegers, Zentralsekretärin für Gesundheit und Care, VPOD, Schweiz
  • Theodora Leite, Programverantwortliche für Migrationspolitik, cfd, Schweiz
Die Hauptsprache der Konferenz ist Englisch. Eine Übersetzung auf Deutsch und Französisch wird angeboten. Weitere Informationen zur Konferenz finden Sie hier.

Am Montag, 20. September 2021 findet um 13.45 Uhr auf dem Bundesplatz in Bern eine Sensibilisierungsaktion mit Parlamentarier*innen statt.

UNSCR 1325 «Frauen, Frieden und Sicherheit»

Die UNO-Sicherheitsratsresolution 1325 (UNSCR 1325) zu «Frauen, Frieden und Sicherheit» wurde 2000 einstimmig angenommen. Neben der aktiven Beteiligung von Frauen and der Konfliktprävention und an Friedensprozessen fordert sie, dass Frauen in Konflikten vor Gewalt geschützt und nach Beendigung von bewaffneten Konflikten am Wiederaufbau miteinbezogen werden.

Kontakte:
Leandra Bias, Projektleitung Beitrag Zivilgesellschaft NAP1325, KOFF/swisspeace, Tel. 031 330 21 41, leandra.bias@swisspeace.ch

Andrea Filippi, Verantwortliche Programme & Advocacy, FriedensFrauen Weltweit, Tel. 031 312 02 40, andrea.filippi@1000peacewomen.org

Izabel Barros, Programmverantwortliche Friedenspolitik, cfd – die feministische Friedensorganisation, Tel. 031 300 50 66, izabel.barros@cfd-ch.org

 
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