Ein Projekt vom Journalistinnenbund e.V.

Gendern wählt mit


„Warum werden Politiker*innen häufiger gefragt, wie sie zum Gendern in irgendwelchen Texten stehen, als dazu, was sie gegen rechten Terror tun wollen?“ Spiegelkolumnistin Margarete Stokowski legt den Finger in die Wunde. Das Fragen nach dem Gendern hat einen tieferen Sinn. Es dient dazu, den Ideologieverdacht zu schüren und Verbotsmentalität herauszulocken. Doch Überraschung: Es sind nicht die Freund*innen geschlechtergerechter Sprache, die anderen vorschreiben, wie sie sich auszudrücken haben.

Es sind konservative Politiker*innen, die vom Genderverbot träumen – und scheinbar umsetzen, wo es geht: Das Kultusministerium von Sachsen hat Ende August Schulen untersagt, Genderzeichen zu nutzen, auch bei harmlosen Anschreiben an die Eltern. Die Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, Karin Prien, kaum in Laschets Zukunftsteam aufgenommen, betonte vor wenigen Tagen ebenfalls, dass in den Schulen nicht gegendert werden dürfe. Was sich wie Verbote anhört, ist letztlich nur das, was die Kultusministerkonferenz 2006 beschlossen hat: Die amtlichen Regelungen der deutschen Rechtschreibung sind verbindliche Grundlage für den Schulunterricht. Gegen Beidnennung hat niemand etwas. Aber Gendersternchen im Schulaufsatz dürfen angestrichen werden, sie sind nicht regelkonform. Die Kinder sollen ordentlich lesen und schreiben lernen. In der Oberstufe dürfen Genderfragen jedoch als gesellschaftliches Phänomen behandelt werden, klärt die Berliner Bildungsverwaltung auf. Dieses Hickhack ums Gendern – wir werden am Wahlsonntag sehen, wie sich das beim Urnengang ausgewirkt hat.

Unterdessen passierte dem Social Media Team des ZDF ein grober Genderfehler. Während der Machtergreifung der Taliban war auf Instagram zu lesen: „Die Islamist*innen ziehen in immer mehr afghanische Städte ein“. Der Shitstorm folgte, der Post wurde gelöscht. Ahmad Mansour, Psychologe, Autor und Islamexperte mit arabisch-israelischen Wurzeln, warnt vor derartigen Falschbezeichnungen: Gendern passe nicht zu Menschen, die diese Diversität komplett ablehnten: „Die Realität verpflichtet die islamistische Ideologie dazu, queere Menschen zu ermorden.“ Wir sollten dies beherzigen und stets überprüfen, ob ein Gendersternchen wirklich passt.

Umsichtiges Gendern hat sich die Redaktion von GEO vorgenommen. Sie ist neu in der Runde der Medien, die öffentlich kundtun, auf geschlechtergerechte Sprache umzustellen. Nach intensiven redaktionsinternen Debatten wurde ein Baukasten-System „für sanftes Gendern“ entwickelt. Die Chefredakteure Jens Schröder und Markus Wolff wollen den „eigenen Sprachgebrauch behutsam in Richtung von mehr Ausgeglichenheit und Geschlechtergerechtigkeit entwickeln.“ Die beiden versprechen, bei Texten mit historischem Bezug wie in GEO Epoche besonders aufmerksam zu sein: „Da wird jedenfalls nicht stehen, dass ‚die Soldat*innen von Sparta die Athener*innen angreifen‘“.

Fachtagung „Aufklären statt Anheizen – konfliktsensitiv berichten“
Am kommenden Wochenende findet die Jahrestagung des Journalistinnenbundes in der Ruhrmetropole Essen statt. Am Samstag, 18.9., werden ab 10:30 Uhr die Diskussionen und abends die Verleihung der Medienpreise per Livestream übertragen. Schalten Sie doch mal ein!
Für den Workshop von Team Genderleicht müssten Sie allerdings selbst in Essen sein. Katalin Valeŝ und ich werden der Frage nachgehen, warum die Medien das Bemühen um mehr Geschlechtergerechtigkeit so oft als Aufreger präsentieren. Wir werden im Blog von Genderleicht.de berichten.

Bleiben Sie beim Gendern lieber cool.
Christine Olderdissen

Projektleitung Genderleicht

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GENDERLEICHT CLASSICS:
„GENDERN: MACHT FEMINISMUS SICHTBAR“

 

Die Genderdebatte dreht sich um die Schönheit der Sprache und um Fragen der Diversität. Was aber wenig diskutiert wird, wenn es um das richtige Gendern geht, ist das Geschlechterverhältnis. Warum Sprachkritik aufs gesellschaftliche Ganze gehen muss, erklärt Koschka Linkerhand, Herausgeberin des Buches "Feministisch streiten", erschienen im Querverlag.
 
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