Zapfhahn, Tanzbär, Knallfrosch und das Gendern
Verspüren Sie auch den Impuls Tanzbär, Papiertiger oder Ratefuchs zu gendern? Alles Wörter mit Tieren, die gar keine Tiere sind. Didi Hallervorden, eigentlich ein großer Spaßvogel, zugleich aber auch erklärter Feind des Genderns, hat sich in einem Liedchen auf seinem neuen Album gefragt, ob es jetzt „Zapfhuhn statt Zapfhahn“ heißen müsste. Hier unterläuft ihm ein Irrtum: Gegenstände brauchen keine Geschlechtergerechtigkeit, Menschen schon. Tanzbärin ist eine Frau, die die ganze Party lang auf der Tanzfläche herumwirbelt; Papiertiger*in ist eine queere Person, die ganz zahm ihre Gedanken zu Papier bringt; und so manches Team aus Ratefüchs*innen räumt in allabendlichen Fernseh-Quizshows die Preise ab. Wenn Sie Spaß daran haben, dann gendern Sie doch so viel Sie lustig sind. Humor hilft. Nur diese Wörter bleiben, wie sie sind: Warteschlange, Knallfrosch und Zeitungsente. Warum? Na überlegen Sie mal.
Zwei, drei Jahre intensiver Genderdebatte zeigt überraschende Erfolge: Wir alle haben unsere Sprache, das Deutsche, besser kennengelernt. Nicole Schmutte, Gleichstellungs- und Diversitybeauftragte des NDR, hat bereits 2015 begonnen, geschlechtergerechte Sprache in ihrem Sender zu forcieren. Sie geht von Redaktion zu Redaktion und schult auch die Verwaltungen aller drei Landesfunkhäuser. Mehrere Schulungen haben wir gemeinsam durchgeführt. Wenn sie heute Sendungen des NDR in Radio und Fernsehen verfolge, sagt Schmutte, dann bemerke sie einen deutlichen Unterschied zur maskulinen Sprache der Jahre davor. Der gendergerechte Sprachgebrauch ist oft sehr fein in den Worten; leicht verspielt und wenig aufgeregt benennt er viel mehr Frauen und ab und zu die Queers. Kein Grund also, sich übers Gendern zu empören.
Genderdoppelpunkt oder Genderstern – wie halten Sie es? Vielleicht haben Sie sich für den unauffälligen Doppelpunkt entschieden, er galt eine Zeitlang als barrierearm. Nun hat die Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik (BFIT-Bund) in einer aufwändigen Studie die technische Wirksamkeit von Screenreadern getestet, in Zusammenarbeit mit den Betroffenen: Blinde, Sehbehinderte und Leute aus der Selbstvertretung der LGBTI*Q. Das Ergebnis des BFIT-Bund: „Die befragten Selbstvertreter*innen empfinden den Asterisk in digitalen Anwendungen barrierefreier und gebrauchstauglicher als den Doppelpunkt“. Diese quasi als Gender-TÜV zu bezeichnende amtliche Stelle empfiehlt also ganz offiziell den Genderstern als barriereärmere Variante. Aber beachten Sie: Die Blinden sagen auch: bitte nur wenige Sternchen! Denn die im Screenreader zu hören bleibt anstrengend.
Ein bisschen Nachschulung in Genderstudies? Das können Sie haben, via YouTube: Die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn hatte am 19. Oktober zur „Stunde der Wahrheit“ die Frauen- und Geschlechterforscherinnen Prof. Helma Lutz und Prof. Dr. Annette Henninger eingeladen. Die beiden erklären so leichtfüßig und gut verständlich ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass es eine Freude ist. Ums Gendern ging es am Ende auch. Moderator Tim Berendonk präsentierte verschiedene Gendermöglichkeiten – und zitierte, na, wen wohl? Genderleicht!
Kommen Sie mit einem Lächeln durch die grauen Tage
Christine Olderdissen
Projektleitung Genderleicht
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Unverschämtheiten, Häme, Beleidigung - Sportlerinnen wie Sportreporterinnen sind alltäglichem Sexismus ausgesetzt. Das Medienlabor des Journalistinnenbund macht dies zum Thema in Zusammenarbeit mit der Sportkonferenz des Deutschlandfunk. Seien Sie bei der Paneldiskussion dabei, am Donnerstag, 18.11., ab 18 Uhr, via Stream auf YouTube. Alle Infos ...
Zum Einlesen ins Thema empfehlen wir diese Interviews mit drei Sportreporterinnen im Blog von Genderleicht.de.
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