Copy
View this email in your browser
NEWSLETTER DER ABTEI KLOSTER ENGELTHAL
Dezember 2021

Sehr geehrte Empfänger dieses Newsletters,
liebe Freundinnen und Freunde von Kloster Engelthal,
 
Leben heißt: Unterwegssein. Das erfahren wir in diesen Zeiten ganz besonders:
Die Adventszeit schickt uns auf einen Vorbereitungsweg auf Weihnachten.
Die Corona-Pandemie schickt uns auf einen Weg, der auf und ab führt zwischen Angst und Erleichterung, Bangen und Hoffen.
Die Politik schickt uns auf einen Weg mit einer neuen Regierungsmannschaft und einem neuen Programm.
Die Naturkatastrophen der vergangenen Monate, besonders auch die furchtbare Flutkatastrophe in unseren Breiten, haben zahllose Menschen, die alles verloren haben, auf einen Weg des existentiellen Neuanfangs geschickt.
Die katholische Kirche in Deutschland – und ebenso die weltweite mit Papst Franziskus – schickt uns auf einen Synodalen Weg, d.h. einen gemeinsam verantworteten Weg der Erneuerung.
Hunger, Krieg und Verfolgung schicken Flüchtlinge und Asylsuchende auf Irrwege durch Europa und in oft menschenverachtende Notunterkünfte.
Und wir selbst: Werden wir nicht durch manch Unvorhergesehenes, durch Krankheit, Älterwerden, Abschied und Tod auf Wege der Veränderung und damit auch der Verunsicherung geschickt?
 
Im neuen Kirchenjahr begleitet unsere Gemeinschaft die Jahreslosung aus dem Römerbrief: „Freut euch in der Hoffnung, seid geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet“ (Röm 12,12). Damit ist der Wunsch verbunden, dass Hoffnung und Zuversicht  - und auch immer wieder Momente der Freude und des Glücks - die Oberhand behalten, dass wir die Dinge, die wir nicht ändern können, in Geduld ertragen lernen und dass wir nicht müde werden, die weltweiten und kleinen Konflikte, die wir selbst nicht lösen können, im Gebet vor Gott zu tragen. In dieses Gebet schließen wir Sie alle, die Sie uns auf vielfältige Weise verbunden sind, fest mit ein!  
 
Das eben skizzierte Unterwegssein unserer Zeit – und natürlich noch viel mehr – bildet den Hintergrund für das diesjährige Weihnachtsfest, das zweite in der Pandemie, und für die Art und Weise, wie wir Weihnachten feiern und gestalten können. Weihnachten ist ja nicht „zeitlos“.
Das wusste schon der Evangelist Lukas, wenn er die Geburtsgeschichte Jesu hineinstellt in die große Weltgeschichte, in den damaligen Kontext von Raum und Zeit: „Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids“ (Lk 2,1-4). Kaiser Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.), der mehr als 40 Jahre von Rom aus ein Weltreich regierte, wollte ein Friedensfürst sein. Es war ihm auch gelungen, einen umfassenden Frieden herzustellen, der als „pax Augusta“ in die Geschichte einging. Die Volkszählung, die er durchführen ließ, diente dem Überblick über die Provinzen und Steuereinnahmen. Die Statthalter hatten dafür Sorge zu tragen. Es ist also gar nicht so neu, dass Menschen sich registrieren lassen mussten – wie wir in Zeiten der Pandemie!
 
Die Volkszählung schickte Josef und Maria auf den Weg nach Bethlehem, eine ziemlich lange und beschwerliche Reise. Denn in Bethlehem, der Stadt Davids im Land Juda, waren ihre Wurzeln. Und da ereignet es sich nun – sozusagen im Unterwegssein -, dass „der Retter geboren“ wird (Lk 2,11), der größere, der eigentliche und wahre Friedensfürst. So besingen es dann auch die Engel auf den Hirtenfeldern von Bethlehem: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lk 2,14). Und das sind alle Menschen, ohne Ausnahme!
Können wir unter Corona- und Katastrophen-Bedingungen Weihnachten feiern? Ich möchte diese Frage bejahen, denn die konkreten Verhältnisse bilden den „Sitz im Leben“, den Hintergrund, auf dem sich Weihnachten immer neu ereignet. Wie damals in Bethlehem.
 
Der Neutestamentler Thomas Söding beschreibt es so: „Das Weihnachtsfest wird mitten in unserer Zeit gefeiert: von Menschen zu Hause und auf der Flucht, in Kirchen und auf freiem Feld, in Zelten und Höhlen, auf hoher See. Die Weihnachtsgeschichte selbst spielt in diesen Spannungen. Nach dem Lukasevangelium wird Jesus nicht in Nazareth geboren, wo die Familie lebt, sondern in Bethlehem, wohin Joseph seine Frau auf Druck des Kaisers Augustus hin mitnehmen musste. Dadurch kommt Jesus auf dem Hirtenfeld zur Welt und wird in eine Krippe gelegt: Gott ist bei den Ausgestoßenen, den Armen, den Hirten, den Schwangeren, die unterwegs ein Kind gebären. Es ist ein Zeichen, dass Jesus, der königliche Messias aus Davids Stamm, nicht in einem Palast, sondern in einem Stall oder einer Höhle geboren wird... Weihnachten ist ein Fest mit Migrationshintergrund. Wie es gefeiert werden kann, steht in den Sternen. Aber dass es gefeiert wird, ist wichtig... Weihnachten wird gegen niemanden, das Fest wird vielmehr für alle gefeiert. Denn Gott ist auf der Welt – bei den Schwächsten, um sie zu stärken“ (aus: „Christ in der Gegenwart“, Heft 50 vom 12.12.2021).
 
Und so wünsche ich Ihnen und allen, die Ihnen am Herzen liegen - ob Sie allein, in der Familie oder mit guten Freunden feiern, mit oder ohne Gottesdienst, mit oder ohne Geschenke - ein gesegnetes Weihnachtsfest, das sich genau da ereignet, wo Sie sind, und das Sie erfahren lässt: Gott ist nahe, Er ist da!

Dies wünsche ich besonders denjenigen von Ihnen, die in diesem Jahr gerne mit uns in Engelthal Weihnachten gefeiert hätten, und denen wir aufgrund der aktuellen Pandemiesituation absagen mussten. Für alle, die es noch nicht gesehen haben und für die, die gerne noch einmal schauen möchten, haben wir zu Weihnachten die kurzen Filme und Fernsehsendungen, die im vergangenen Jahr über Engelthal erschienen sind, noch einmal auf unserer Internetseite zusammengestellt.

Weihnachten wird sich genau dort ereignen, wo jeder von uns gerade ist. Und weil Weihnachten ist, sind wir zugleich verbunden. Wir danken Ihnen für die vielfältigen Zeichen der Verbundenheit und Unterstützung das ganze Jahr über, die für uns sehr ermutigend waren und die uns durch Sie erfahren ließen: Gott ist nahe!

Mit allen Engelthaler Schwestern grüßt Sie herzlich
Ihre
Sr. Elisabeth Kralemann
 

 
View this email in your browser
Copyright © 2021 Abtei Kloster Engelthal, All rights reserved.