Editorial: 2022: Globalisierung der Listings und Vormarsch der SPACs
Liebe Leserinnen und Leser,
in der Realwirtschaft sehen wir, je länger die Pandemie insistiert, Vorhaben und Umsetzungen einer De-Globalisierung. Das hat nicht nur mit Corona und dadurch bedingten Schwierigkeiten entlang der Lieferkette zu tun. Die Tatsache, dass China und andere Emerging- oder Frontier-Markets schlicht nicht mehr nur die verlängerte Werkbank des Westens sein wollen, spielt ebenfalls in diese Entwicklung hinein.
Blickt man hingegen auf die Börsengänge deutscher Unternehmen im abgelaufenen Jahr, lässt sich eine gegenläufige Entwicklung beobachten. Dies legen die Zahlen der Jahresanalyse von Blättchen Financial Advisory nahe. Demnach gab es keine Corona-Delle, denn es fanden 13 Börseneinführungen als öffentliches Angebot (IPO) mit einem Gesamtemissionsvolumen von 7,4 Mrd. EUR an einer deutschen Börse statt. Im Vorjahr waren es nur sechs IPOs und ein Volumen von 1,1 Mrd. EUR.
Und nun zur Globalisierung: „Ebenso stieg die Anzahl von Erstnotierungen in Deutschland ansässiger Unternehmen an einer Auslandsbörse auf einen neuen Höchstwert. Insgesamt können acht Neuzugänge in 2021 gezählt werden, die rd. 2,4 Mrd. EUR (2,8 Mrd. USD) einsammelten“, berichtet Blättchen. Darunter fanden sich sechs IPOs sowie zwei sogenannte „deSPACing“-Notierungen. Letztere konnten ein Volumen von 1,2 Mrd. EUR (1,5 Mrd. USD) über die SPAC-Transaktion einwerben. Sämtliche Notierungsaufnahmen erfolgten an den US-Börsenplätzen NASDAQ bzw. NYSE. Als größte Transaktion in diesem Bereich realisierte Elektroauto-Hersteller Sono Motors aus München die Notierung in New York.
Von 12 weiteren Neuzugängen an den deutschen Börsenplätzen erfolgten vier SPAC-Notierungen, die im Rahmen einer Privatplatzierung 925 Mio. EUR einsammeln konnten, zwei „deSPACing“-Unternehmen, die mit der Übernahme der SPAC-Kasse und zusätzlichen Kapitalerhöhungen über 700 Mio. EUR einwarben sowie zwei „Spin-offs“. Der deutsche Markt befindet sich damit im Europa-Trend, denn in 2021 wurden 34 SPAC mit einem Emissionsvolumen von 7,8 Mrd. USD platziert. Im Vorjahr waren es nur deren drei.
Der Trend für 2022 und darüber hinaus zeichnet sich somit ab: Deutsche Unternehmen dürften sich auch künftig vermehrt international umschauen, falls sich hierzulande der Kapitalmarkt unlustig gegenüber diesem oder jenem Geschäftsmodell zeigt oder sich aufgrund der Nähe zum anvisierten Markt ein Cross-Border-Listing anbietet. Gleichzeitig dürften sich auch hierzulande Listings per deSPACing zunehmend durchsetzen.
Das Team der GoingPublic AG wünscht Ihnen ein erfolgreiches und gesundes Jahr und viel Spaß und Erkenntnisgewinn bei der Lektüre des ersten Newsletters 2022.
Viele Grüße
Stefan Preuß
|