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SFJ-Newsletter Februar 2022

Nein, diese Suppe ess ich nicht!

Das Medienpaket hat an der Urne Schiffbruch erlitten. Und zwar deutlicher als erwartet. Was waren die Gründe? Pete Mijnssen sucht eine kulinarische Erklärung.

Am Anfang stand eine schlanke Bundesratsvorlage, welche etwa die unbestrittene Postzustellungsverbilligungen weiterführen und einige zusätzliche, politisch unverdächtige Punkte neu verankern wollte. In Form eines klaren, stärkenden Süppchens wie man es oft vom Bundesrat vorgesetzt bekommt. Vielleicht etwas fade, aber mehrheitsfähig. Mit dem parlamentarischen Prozess kamen aber (wie so oft) viele Köchinnen und Köche hinzu, welche alle in der Suppe rühren wollten, würzten und immer neue Zutaten reingaben. Nicht nur die Linke legte sich naturgemäss ins Zeug. Auch die Mitte und die FDP rührten kräftig im Zaubertrank und warfen ein paar Filetstückchen für die Grossverleger rein, um ihre politischen Seilschaften bei Laune zu halten. Das ging so lange gut, bis dieselbe Partei bei der Parolenfassung umschwenkte und beim Anblick des inzwischen zur Brühe gewordenen Mahls angeekelt die Arme verschränkte und laut Nein! rief. Inzwischen hatten wehrhafte Mannen aus dem Dunstkreis von Gut, Köppel und Weigelt den Topf umstellt und zuvor noch kräftig reingespuckt. Süffisant warfen sie ein paar Wochen vor dem Abstimmungstermin noch eine gehörige Portion Gift rein. Inhalt: ein Video aus einer «vertraulichen» Blick-Redaktionssitzung mit dem plappernden Blick-CEO, wo dieser die tumben Journis auf bundesrätlichen Kadavergehorsam in der Corona-Krise einschwören wollte. Das Video war zwar schon ein Jahr alt, aber egal – das Gift mit dem Namen «Staatsmedien» war drin. Fortan hatten die parlamentarischen und verbandspolitischen Suppenverkäufer aller Couleur noch mehr Mühe, das Schmackhafte und Nährende der Suppe dem coronamüden Stimmvolk näherzubringen. Im ganzen Tohuwabohu ging etwa unter, dass vor allem die Randregionen profitiert hätten. Kleine Verlage, denen man mit einer stärkenden Essenz bei der digitalen Umstellung geholfen hätte, etwa. Aber auch die Spezial- und Fachmedien, Weiterbildung und Ausbildungszentren hätten profitiert. Auch dem darbenden Presserat hätte man ein paar stärkende Löffel hingestreckt.

Leider kam es anders, oder so wie befürchtet: das Stimmvolk rief am Sonntag laut und deutlich «Nein, diese Suppe ess ich nicht!». Man kann es ihm nicht verargen, die anfänglich stärkende Bouillon – pardon Zaubertrank, war zur unansehnlichen Brühe verkommen. Ob der Topf nun ganz ausgeleert wird, wie es die rasselnde Suppenkasper-Truppe möchte, oder ob der Inhalt ausgedünnt nochmals serviert wird, ist offen. Jedenfalls bleibt ein schaler Nachgeschmack über ein weiteres Lehrstück schweizerischer Konkordanzpolitik zurück. Zu viele wollten ihre Finger drin haben und am Schluss wollte niemand schuld sein, warum das Gericht niemandem mehr schmeckte. Schade für die Suppe.

«Social Media ist für mich der Inbegriff moderner Kommunikation und eine essenzielle Ergänzung zu zeitgemässem Journalismus»

Am Donnerstag, 31. März 2022 um 17 Uhr findet das nächste SFJ-Meetup via Zoom statt. Diesmal ist Sandro Bucher, Social Media Manager und Redaktor beim Wissenschaftsmedium higgs.ch, Gast und Referent. Er gibt exklusiv Einblicke in seine Arbeit, diskutiert Best Practices und gibt praktische Tipps.

Social Media ist heute fester Bestandteile der journalistischen Arbeit. Neben Facebook haben sich mit TikTok, Instagram oder LinkedIn zahlreiche weitere Plattformen etabliert. Alle verschiedenste Möglichkeiten, um möglichst kreativ und authentisch seine Botschaften zu veröffentlichen. Das macht Spass, ist aber auch harte Arbeit. Im Interview erklärt Bucher, was ihn an der Arbeit mit sozialen Medien fasziniert und welche Entwicklungen dieses Jahr wichtig werden.

SFJ: Welche Social-Media-Trends muss man 2022 auf dem Radar haben?
Sandro Bucher: Videos und videobasierte Social-Media-Plattformen werden wichtiger. TikTok wird sich nach dem enormen Wachstum in den letzten Jahren möglicherweise gar als wichtigste Plattform 2022 entpuppen. Zwar ist die Erstellung von qualitativ hochwertigen Videoinhalten oftmals aufwendiger als die Produktion von Foto-Content. Doch der Mehraufwand lohnt sich: Durch Bewegtbilder können Emotionen und Informationen meist einfacher und teils auch authentischer vermittelt werden. Auf Instagram erreicht man Zielgruppen mit Video-Reels bereits jetzt besser als mit «blossen» Bildern. Neben der steigenden Wichtigkeit von Videos darf man zudem gespannt sein, wie Virtual und Augmented Reality in der Social-Media-Welt weiter Fuss fassen werden.

Instagram, LinkedIn, TikTok: Es fällt schwer, den Überblick zu behalten. Wie hältst du dich auf dem Laufenden in Sachen Social Media und Plattformen?
Ich habe diverse Newsletter abonniert und folge einigen Social-Media-Expert:innen. Hervorheben möchte ich den Newsletter und Twitter-Feed von Matt Navarra sowie den Social-Media-Watchblog von Martin Fehrensen und Simon Hurtz. Auch ist für mich der direkte Austausch mit anderen Social- und Digital-Media-Manager:innen unerlässlich für die wechselseitige Weiterentwicklung und Inspiration. Soziale Medien sind in ständigem Wandel und unfassbar schnelllebig. Offene Augen und Ohren sind ein Muss; die kreativen Möglichkeiten grenzenlos.

Social Media ist aufwendig und für manche eine mühsame Pflichtübung. Dir bereitet es offensichtlich Freude. Was fasziniert dich an Social Media?
Social Media ist für mich der Inbegriff moderner Kommunikation und eine essenzielle Ergänzung zu zeitgemässem Journalismus. Vorbei sind die Zeiten des starren Sender-Empfänger-Modells; das Internet und Social Media bieten eine offene Dialogkultur, in der das Individuum immer wichtiger wird. Natürlich hat das nicht nur Vorteile. Fake News können trotz Factchecking viral gehen, Hass sich schneller verbreiten denn je. Doch im Idealfall entwickelt und wächst man als Mensch und Medium durch die Chance, sich 24/7 austauschen zu können, so man das möchte. Zudem sind die Inhalte und Personen auf den Plattformen für mich oftmals Anregung und Unterhaltung  – beruflich und privat.

SFJ-Meetup mit Sandro Bucher
Aus der Praxis: Social-Media-Strategie bei higgs.ch

Social Media ist aufwendig, laufende Änderungen und neue Plattformen fordern die Redaktionen. Wie bleibt man am Ball und was funktioniert? Das diskutieren wir am 31. März 2022 von 17 bis 18 Uhr im SFJ-Meetup mit Sandro Bucher, Social-Media-Redaktor beim Wissenschaftsmedium higgs.ch. Sandro Bucher gibt Einblicke in seinen praktischen Alltag und spricht über seine Erfahrungen mit den verschiedenen Plattformen – auf technischer und redaktioneller Ebene.

Sandro Bucher arbeitet seit 2017 als Social Media Manager bei der Agentur scitec-media und ist dort unter anderem für die Konzipierung, Bewirtschaftung und Weiterentwicklung der Social-Media-Auftritte des Wissensmagazins higgs.ch sowie diverser Auftraggeberinnen aus der Wissenschaft zuständig. Bucher studierte an der ZHAW Journalismus und Organisationskommunikation. Auf reddit kümmert er sich um ein von ihm gegründetes Subreddit mit mittlerweile über 50’000 Abonnenten und auf YouTube um zwei Channels mit jeweils über 2000 Abonnentinnen, die er eröffnet und aufgebaut hat.

Zugang zum Online-Meetup via Zoom erhalten Sie über folgenden Link: www.bit.ly/sfj-meetup 

Donnerstag, 7. April 2022 | 9 bis 17 Uhr

SFJ-Workshop zum Thema SEO mit Alexander Fettig

Information & Anmeldung: www.sfj-ajs.ch/de/2022/01/12/sfj-workshop
 

Mittwoch, 11. Mai 2022 | 13 bis 18.30 Uhr

Tagung «Fachjournalismus Schweiz» zum Thema «Selbstvermarktung – Ich, die Marke»

Information & Anmeldung: www.fachjournalismus.ch
 

Freitag, 17. Juni 2022 | 13 bis 18 Uhr

95. Generalversammlung in Basel

Umfrage der Universität Zürich: Druckversuche und Einflussnahmen auf journalistische Arbeit

Wir empfehlen unseren Mitgliedern, an der Umfrage der Universität Zürich teilzunehmen:

Haben Sie schon einmal aufdringliche Anrufe bekommen? Wurden Ihnen Geschenke für positive Berichterstattung angeboten? Oder wurde Ihnen gedroht?

Die Universität Zürich forscht dazu, ob und wie Journalistinnen und Journalisten in der Schweiz Einflussnahmen erleben – und welche Rolle dabei Medienorganisationen und aktuelle Entwicklungen wie die Corona-Pandemie spielen. Die Studie ist für die journalistische Branche sehr wichtig. Deswegen bitten wir Sie, freiwillig an dieser max. 10-15-minütigen Online-Befragung teilzunehmen – auch wenn Sie selbst noch nie Einflussnahmen erlebt haben.

Die Forschenden garantieren die Einhaltung strenger Richtlinien bezüglich Anonymisierung, Vertraulichkeit und Datenschutz. Wenn Sie sich für die Ergebnisse interessieren, können Sie nach Ihrer Teilnahme (freiwillig) Ihre E-Mail-Adresse hinterlassen.

Hier gelangen Sie zur Umfrage: https://bit.ly/journalism-survey2022

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