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Fotografieren bringt zusammen. Ein inklusiver Workshop

Mar 10, 2022 06:00 am // Seminar Hochschule München

Mit diesem Projekt, das als Beispiel für die medienpädagogische Arbeit mit den jungen Menschen mit und ohne Behinderung dient, bekommt jede*r, die/der nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera stehen möchte (bzw. in der Rolle von Models oder Fotograf*innen), diese Möglichkeit. Wir sprechen dabei über die Besonderheiten der Porträt- und Landschaftsfotografie sowie über Fotogeometrie. Es sind kurze Erklärungen mit konkreten Beispielen, praktischen Übungen zum Thema und unmittelbaren Fotoaufnahmen geplant. Gleichzeitig wird mit drei Geräten gearbeitet und fotografiert: Spiegelreflexkamera, Tablet und das persönliche Smartphone. Außerdem lernen die Teilnehmer*innen im Rahmen des Projektes die Fotografie kritisch zu betrachten, Bilder zu analysieren und zu reflektieren.

Durch den Workshop sollte den Jugendlichen nicht nur die Möglichkeit gegeben werden, die eigene Medienkompetenz zu erweitern, sondern auch miteinander in Kontakt zu kommen. Dabei geht es um die Integration benachteiligter Teilnehmer*innen in das sogenannte normale Leben und soziale Umfeld.

Zielgruppe:

Das Projekt ist für Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderung ausgerichtet. Vorkenntnisse bei den Jugendlichen sind nicht nötig, viele Teilnehmer*innen bringen aber Erfahrungen mit Fotografie mit, vor allem mit dem eigenen Smartphone.

Projektziele:

  • Förderung der Zusammenarbeit und Austausch zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen;
  • Empowerment durch Entdeckung eigener Ressourcen (Selbst- und Fremdwahrnehmung durch positives Feedback);
  • Förderung und Auslebung eigener Kreativität;
  • Stärkung der Medienkompetenz von Jugendlichen, vor allem werden folgende Felder gefördert:
    • Mediennutzung: Medieninhalte selbst produzieren und hinter die Kulissen blicken, Handy, Tablet und Spiegelreflexkamera nutzen;
    • Mediengestaltung: selbst kreative Inhalte mit Medien gestalten, auch unter künstlerischen Aspekten; Aufnahme von Fotografien, Inszenierung von Fotografien; 
    • Medienkritik: Medieninhalte analysieren und reflektieren; Fotografie kritisch betrachten, den Einfluss von Fotografien auf unser Wirklichkeitsbild hinterfragen.

Methodisches Vorgehen:

  • lebendige Gruppenarbeit, um praktische Erfahrungen zu sammeln sowie um den Austausch und die Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern;
  • Nutzung der verschiedenen digitalen Kameras, die Teilnehmer*innen können sich Ihre favorisierte Kamera aussuchen;
  • Anwendung von unterschiedlichen visuellen Methoden,
  • Vorstellungs- und Reflexionsfragerunde,
  • Erzählkreise und Diskussionen zum Einstieg und Abschluss.

Projektablauf:

  • Begrüßung und Vorstellungsrunde.

(Die Teilnehmer*innen werden begrüßt und nach Vorerfahrungen mit Fotografie gefragt. Warum sie überhaupt fotografieren? Welche Medien sie dafür nutzen und ob ihnen das Fotografieren Freude bereitet.)

  • Kurze Erklärung, um was es geht.

(Es wird kurz beschrieben, worum es in diesem Projekt geht und was wir mit den Teilnehmer*innen machen werden.)

  • Theoretischer Input

(Die vorgeschlagenen Regeln sind nur ein Beispiel. Projektleiter*innen können andere auswählen, die dem Alter, den Interessen und den Fähigkeiten der Zielgruppe entsprechen. In diesem Fall ist die visuelle Begleitung jeder Regel wichtig. Es wird empfohlen, „korrekte, erfolgreiche“ und „falsche, nicht erfolgreiche“ Bilder zum Vergleich anzuzeigen.)

  • Fotoformat (Hochformat, wenn das Foto von vertikalen Motiven dominiert wird. Querformat, wenn man z. B. eine Landschaft fotografiert).
  • Hintergrund:
    • Kontrast (Ein helleres Objekt wird auf einem dunklen Hintergrund und ein dunkleres auf einem hellen aufgenommen).
    • Keine Personen auf einem gelben oder braunen Hintergrund, die Farbe des Gesichts kann unnatürlich wirken.
    • Keine Menschen auf einem wilden, bunten Hintergrund, dieser lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters vom Modell ab.
    • Es sollten nicht viele Details im Hintergrund sein, da sie sonst vom Hauptobjekt ablenken.
    • Nichts darf dem Model „aus/auf dem Kopf wachsen“.

(An dieser Stelle wird empfohlen, den Teilnehmenden beim Zeigen der Fotos die Möglichkeit zu geben, selbst einzuschätzen, ob und wenn ja, welche Fehler beim Fotografieren gemacht wurden.)

  • Objekte platzieren:
    • Wichtige Elemente sollten nicht „zufällig“ platziert werden.
    • Der Blick einer Person folgt normalerweise den Linien im Bild:
      • Drittel-Regel (Goldener Schnitt);
      • Diagonalen
    • Bewegung im Bild (Positionieren Sie das Motiv so, als ob es gerade das Bild „eintritt“ und nicht „heraustritt“).

(Hier sind mehrere praktische Übungen möglich, wie z. B. Goldenen Schnitt selber auf dem A4-Blatt machen.)

  • Aufnahmepunkt (Halten Sie Ihre Kamera auf gleicher Höhe mit Ihrem Motiv, sonst bekommen Sie verzerrte Proportionen):
    • Für ein Kopfportrait ist der beste Punkt auf Augenhöhe;
    • Wenn Sie ein schulterlanges Porträt oder Halbkörperaufnahme machen wollen, sollte sich die Kamera auf Kopfhöhe befinden;
    • Für eine Ganzkörperaufnahme – auf der Höhe des Gürtels.
  • Praktischer Teil (Die nähere Umgebung fotografisch erkunden):
    • z. B. Spaziergang im nahegelegenen Park
    • Arbeit in Gruppen und allein: Porträts voneinander sowie freie Natur und Landschaften des Parks fotografieren

(Das Ziel ist es, Spaß am Fotos machen zu haben und das gewonnene Wissen vertiefen und anwenden zu können.)

  • Gemeinsame Betrachtung, Analyse und Auswertung der entstandenen Fotos

(Die gemachten Fotos, die die Teilnehmer*innen teilen möchten, werden gezeigt und unter den im Vorhinein gelernten Aspekten analysiert.)

  • Reflexionsrunde mit Teilnehmer*innen und Abschluss

(Die Teilnehmer*innen werden gefragt, wie es ihnen gefallen hat und ob sie etwas aus dem Workshop mitnehmen konnten, abschließend bedanken wir uns für die Mitarbeit.)

[Ein Projekt von Tatyana Arkhipova und Bianca Beyer im Rahmen des Seminars „Handlungsmethoden im Kontext der Mediatisierung“ an der Hochschule München, Master-Studiengang „Soziale Arbeit, Forschung und Digitalisierung“. Alle Fotos von Tatyana Arkhipova.]


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