DIE GEZEITEN DER ZEIT

"Man löst die Probleme von morgen nicht mit den Antworten von gestern" ließ uns Albert Einstein einst wissen, doch was wenn wir die Probleme von morgen gar nicht erkennen, weil die Probleme von heute gerade jene von gestern ablösen, ohne dass die gestrigen irgend einer Lösung zugeführt worden wären. Und dabei fliegt uns die Zeit davon, wir sind nicht in ihr, werden ihrer nicht habhaft, hetzen ihr mit unseren ungelösten Problemen hinterher.

Und wir wissen, dass auch für dieses Gefühl nicht die Zeit die Schuld trägt. Denn die Wahrnehmung von Zeit, so ein wissenschaftliches Erklärungsmodell, ist beeinflusst von der Anzahl an neuen Erfahrungen, die wir machen ... und zu machen bereit sind: die Vielfalt an Eindrücken, an unmittelbar Erlebtem, lässt die Zeit die "unsere" sein, während sie uns entgleitet, wenn wir uns neuen Erfahrungen verweigern und in Routine verharren. 

Offen bleibt, ob das Wiederbeleben einer einstigen Routinehandlung auch als neue Erfahrung gelten kann. Ein Selbstexperiment hat jedenfalls gezeigt: er ist deutlich spürbar - der Zeitlupen-Effekt -, wenn man einem fremden Menschen die offene Hand zur Begrüßung reicht und dieser mit kurzem Zucken über dem rechten Auge die Berührung erst zaghaft, dann freudig erwidert. Wie leicht fällt da der Verzicht auf das Schlagen mit offener Hand auf die eigene Stirn, nach jedem Versuch, sein Gegenüber mit geballter Faust willkommen zu heißen. 

So lasst uns die Zeit von Zeit zu Zeit anhalten, nur für einen Moment, mit neuen Erfahrungen - so etwa mit der Camerata Europaea und dem Projekt "Time", das am 9. April die erste Gelegenheit dazu bietet.

Seid uns willkommen, zu jeder Zeit!
Daniela Weiss-Schletterer & Johannes Weiss

Samstag, 9. April 2022, 19.30 Uhr 

CAMERATA EUROPÆA „Time“
Musik | Performance | Neue Medien

Die Camerata Europaea (CE), inspiriert vom Kaleidoskop der aktuellen Ereignisse auf der Welt, präsentiert ihr Kulturprogramm für das Jahr 2022 unter dem Motto TIME. Gespielt werden Werke von Ralph Vaughan Williams „The Lark Ascending“ | Minas Borboudakis „Σ cassiopeia“ | James Tenney „Having never written a note for percussion“ | Astor Piazzolla „The Four Seasons“
CAMERATA EUROPÆA | Mathias Lachenmayr, Perkussion | Anna Barbara Kastelewicz, Violine | Dirigentin: Maria Makraki | Performance: Elle Eisner, Peter Wolf, Doris Ploerer, Andrea Frenademetz, Verena Simeoni, Amanda Eisner, Axel Blaas | Video: Antonius Bacak & Elle Eisner

• Tickets und Infos unter: www.oeticket.com und an der Abendkassa

Dienstag, 12. April 2022, 20.00 Uhr 

MARTIN MAIER „Oder so“
Eine musikalische Kaffeehauslesung

Es liest LUDWIG DORNAUER | Hackbrett solo MARIA MA | Einlass ab 19.00 Uhr
"Oder so … wahrscheinlich die diskreteste Relativitätsformel der deutschen Sprache. Martin Maier überschreibt seine knapp fünzig Texte mit diesem "oder so" und lässt dabei das Genere offen ... eingedampfte Performance eines verschwundenen Alltags … und ... hinter allem blitzt ein Spieltrieb hervor, der einen früher als Kind überfallen hat, wenn man eines Tages die Bauklötze neu ausgelegt hat.“  Alles könnte auch ganz anders sein. Die Sprache ist klar, reduziert auf das Wesentliche, wie ein Fond, nachdem alles Wasser verdampft ist. Eintritt frei!

• Reservierung unter: martinmaier209@gmail.com

Sonntag, 24. April 2022, 20.00 Uhr 

INNSBRUCKER ABENDMUSIK
Belli occhi amorosi | Carlo Agostino Badia
 

Zu hören sind weltliche Kantaten & Arien aus den für Innsbruck komponierten Barockopern – eine Musik von betörender Italianità. Als Advokaten für Badia stellen sich herausragende Sängerinnen und Sänger aus der Alte Musik-Szene und das Ensemble vita & anima unter der Leitung von Peter Waldner ein: Plamena Nikitassova & Ildikó Sajgo – Barockviolinen | Ilse Strauss & Anne-Suse Enßle – Blockflöten | Ján Krigovsky – Violone | Andreas Arend – Theorbe | Peter Waldner – Cembalo & Orgelpositiv | Alice Borciani – Sopran | Gabriel Díaz Cuesta – Countertenor | Matthias Helm – Bariton 

• Infos und Tickets unter: www.innsbrucker-abendmusik.at