Von unserem Schlafzimmer-Fenster aus blicke ich momentan in ein rosarotes Blütenmeer. Seit gestern weiß ich: Unsere Hausmagnolie ist genau 70 Jahre alt. Wie ich das erfahren habe, ist so eine nette Geschichte, dass ich sie Dir gerne erzählen möchte.
In unserer Gasse wohnt eine ältere, meist etwas grantig dreinblickende Frau, die ich nur vom Sehen kenne. Wir grüßen uns nicht mal, was ungewöhnlich ist in unserer Nachbarschaft, aber es hat sich leider so eingeschlichen. Ich weiß nur wie ihr Hund heißt: Sweetie. Die betagte, rundliche Chihuahua-Dame ist mittlerweile so alt, dass sie im Körberl zum Gassi getragen wird. Gestern brachte ich den Müll hinunter und höre eine Frau mit einem Hund schimpfen. Es ist die besagte Nachbarin, aber an der Leine hat sie einen „neuen“, jungen Minihund. Ich spreche sie an, ob es Sweetie wohl noch gäbe. Ja, meinte sie, aber die kleine Bella sei von der gleichen Züchterin, da habe sie einfach nicht nein sagen können.
Dann schaut sie zu unserer prächtigen Haus-Magnolie und meint „Das ist mein Geburtsbaum, der ist so alt wie ich!“ Ich erfahre, dass sie einmal in unserem Haus gelebt hat, dass sie als Kind Primerl im Vorgarten gepflückt hat und dass es gegenüber einen Milchladen gab, der via Pferdekutsche beliefert wurde. Ich lausche gespannt und strahle innerlich – denn am Vortag (tatsächlich!) hatte ich mit meiner älteren Tochter darüber gesprochen, wie gern wir wüssten, wer früher in unserem Haus gewohnt hat und wie das damals alles so war. Mit dem Frauerl von Sweetie und Bella verbleibe ich so, dass ich sie zu ihrem 70er im Mai auf ein Glaserl in unseren Garten einlade und sie mir noch mehr Geschichten rund um unser Haus erzählt. Wie schön!
Ich bin wieder einmal so unendlich dankbar für die kleine Überraschungen des Lebens und staune, was alles passiert, wenn ich meinen Impulsen folge. Gut, dass mein Mundwerk manchmal schneller ist als mein Kopf ;-)
Vielleicht willst Du heute auch spontan jemanden anquatschen und Dich überraschen lassen!
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