Liebe Leserinnen und Leser,
Joe Biden hat Kamala Harris zur Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentschaft gekürt. Wir haben Kwame Anthony Appiah, einen der weltweit wichtigsten Philosophen und Kosmopolitismus-Forscher, zur Bedeutung dieser Wahl befragt:
„In einer von Rassismus und Sexismus durchsetzten Gesellschaft ist es unweigerlich etwas besonderes, wenn eine Woman of Color als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft antritt (...) Ihre Präsenz so dicht am Zentrum der Macht erinnert uns alle jeden Tag daran, wie weit wir gekommen sind – und warum immer noch ein weiter Weg vor uns liegt.“
Appiah, selbst Person of Color, blickt außerdem zurück auf die Ermordung George Floyds, die der „Black Lives Matter“-Bewegung neue Kraft verliehen hat. Im Interview analysiert er einen Aspekt, der bisher unterbelichtet blieb – nämlich Rolle und Funktion der Kamera:
„Am erschütterndsten ist, dass der Polizist, Derek Chauvin, geradewegs in die Kamera schaute. Er wusste, dass er gefilmt wurde, und es sah aus, als sei das mit der Grund, warum er tat, was er tat. Er sandte eine Botschaft des Trotzes aus. Und zwar vor allem an die junge schwarze Frau, die ihn filmte. Nach dem Motto: ‚Ich kann das tun. Du kannst mich nicht daran hindern.’“
Appiahs jüngstes auf deutsch erschienenes Buch trägt den Titel „Identitäten – Die Fiktionen der Zugehörigkeit“ (Hanser 2019). Wir möchten von Appiah wissen, wie rassistische Strukturen zu entlarven sind, ohne die Differenz schwarz-weiß abermals festzuschreiben. Ist Identität ein Werkzeug der Unterdrückung und Einengung – oder der Befreiung?
Hier eine seiner Antworten:
„Antirassistisch zu sein heißt nicht, so zu tun, als sei Ethnizität unerheblich. Der Antirassismus einer weißen Person in den USA muss eine andere Rolle spielen als der Antirassismus einer schwarzen oder einer asiatischstämmigen Person.“
Aber welche andere Rolle? Das ganze Interview lesen Sie hier.
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