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NEWSLETTER DER ABTEI KLOSTER ENGELTHAL
August 2020
Sehr geehrte Empfänger dieses Newsletters,
liebe Freundinnen und Freunde von Kloster Engelthal,

der August neigt sich dem Ende zu und mit ihm auch der Sommer, die große Hitze ist überstanden, in dieser Woche fegte der erste Herbststurm über uns hinweg. Die Tage sind schon deutlich kürzer, es wird herbstlich. Die Schulen haben begonnen – endlich wieder und doch ganz anders, als es noch vor einem halben Jahr war. Die Zeiten haben sich verändert, nicht nur die Jahreszeit, auch das innere Empfinden für die Zeit, in der wir leben.
So war auch dieser Sommer anders als früher, nicht so unbeschwert und leicht. Diese letzten 6 Monate haben uns verändert, sie haben uns vorsichtiger werden lassen, distanzierter, bedeckter, gerade auch im Gesicht. Da ist uns etwas entschwunden und lässt sich nicht halten, so wie sich ein Sommer nicht halten lässt.
 
Das, was war, hat etwas mit uns gemacht. Dies gilt für die schweren Erfahrungen, die uns verändern. Das gilt aber auch für das Schöne, das in uns seine Spuren hinterlässt. Beides gab es in diesem Sommer, auch das Schöne hat es gegeben und auch das Schöne verändert uns – vielleicht besonders das Schöne, das sich mitten im Erschrecken gezeigt hat.
Wessen Blick sich einmal vom Sehen zum Schauen geweitet hat, wessen Ohren vom Hören zum Lauschen gelangt sind, wer vom Riechen zum Schnuppern, vom Schmecken zum Kosten und vom Tasten ins Fühlen gefunden hat, hat eine Weiten- und Tiefendimension von Leben erfahren. Irgendwo auf der fließenden Grenze zwischen bewusst und unbewusst ist das geschehen. Ich hoffe, dass Sie alle im Sommer, in den Ferien und zu Hause, solche Erfahrungen haben machen können!
 
Erfahrungen von Schönheit sind immer Geschenk, oft unverhofft. Und zugleich brauchen wir sie lebensnotwendig. „Wir essen das Brot / aber wir leben vom Glanz“, hat die Dichterin Hilde Domin einmal geschrieben. Nur dort, wo es schön ist und nicht bloß nur funktional, können wir atmen, fühlen wir uns wohl und daheim. Denn Schönheit hat immer mit dem Mehr zu tun, sie ist transparent für ein Größeres dahinter, sie erschöpft sich nicht einfach im Vordergründigen.
Mit dem Erleben von Schönem haben sich Erfahrungen vom Mehr im Leben in der Seele eingenistet. Von nun an nähren sie diese Ursehnsucht des Herzens nach Schönheit, das mit dem Geheimnis Gottes, der Schönheit schlechthin, korrespondiert.
 
Schönheits-Erfahrungen können nicht mehr zurück genommen werden, jedoch überdeckt. Sie können zugeschüttet werden vom Vielerlei des Alltags, der oft so schnell das Schöne verblassen lässt. Sie können auch überdeckt werden von dem vielen Schrecklichen, das es in unserer Welt gibt. Dann scheint es, als habe es das Schöne nie gegeben, und das Leben bekommt wieder diesen faden Geschmack von Ohnmacht, Oberflächlichkeit und Zuwenig.
Wohl aus solchem Erleben heraus hat die 1936 in Neu-Isenburg gestorbene Jüdin und Frauenrechtlerin Berta Pappenheim geschrieben:
                    Nur nicht blind werden – / mit der Seele nicht, /
                    dass ich nicht mehr sähe, / was klein was groß, /
                    was eng was weit, / was ragend was tragend, /
                    was leuchtet im ewigen Licht. /
                    Nur nicht blind werden – / mit der Seele nicht.
Es gilt, mit der Seele nicht blind zu werden und Schönheit auch innerhalb des Alltäglichen zu entdecken. Nicht, um Schweres und Schreckliches zu bagatellisieren, sondern um den davon Betroffenen ihre Würde zu geben. Und damit sie unser Herz nährt und anbindet an das Geheimnis Gottes, der unserem ganzen Leben Tiefe und Weite, Schönheit und Würde gibt.

Vor einigen Tagen haben wir ein neues digitales Kursangebot auf unsere Internetseite gestellt, das vielleicht dabei unterstützen kann, im Alltag mit der Seele nicht blind zu werden und achtsam offen zu bleiben für die Wirklichkeit, wie sie ist: „Meditationen für eine Woche“.
Wir freuen uns über alle Verbundenheit, die wir erfahren. Von Woche zu Woche deutlicher wird uns dies beim geöffneten KlosterForum am Sonntagnachmittag von 13.30-16.00 Uhr. Für manche Besucher ist dieser wöchentliche „Klostertreff“ mit Kaffee und Kuchen aus „Benedikts Büdchen“ schon ein fester Sonntagstermin geworden. Da treffen wir alte Bekannte wieder und lernen neue Menschen kennen.

Möge uns allen im Alltag Schönheit und Segen geschenkt werden!
Herzlich grüßt Sie im Namen von uns Engelthaler Schwestern,

Sr. Maria Magdalena Hörter OSB

 
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