Die Geschichte von der kleinen Raupe
Es war einmal eine kleine Raupe, die allen Grund hatte, glücklich zu sein. Sie lebte in einem Land, wo sie immer genug zu fressen hatte und die Natur üppig, grün und erholsam war. Doch die kleine Raupe war einfach nicht glücklich und zufrieden - sie hatte ihr gewohntes Leben schlichtweg satt. Jeden Tag bewunderte sie die schönen bunten Schmetterlinge, die auf den Blumenwiesen herumflatterten, während sie sich am Boden mühevoll abschleppte. So viele Fragen hatte die kleine Raupe an die Schmetterlinge - und wollte am liebsten alles über deren Leben wissen, das so anders schien als ihres - so voller Leichtigkeit und Buntheit.
Eines Tages nahm ein wunderschöner Schmetterling auf einer Blüte ganz in der Nähe der kleinen Raupe Platz. Da nahm die Raupe all ihren Mut zusammen und fragte den Schmetterling: "Sag mal, lieber Schmetterling, ich würde so gerne einmal auf deinen Flügeln sitzen und mit dir durch die Lüfte fliegen. Nimmst du mich bitte eines Tages mit?" Der Schmetterling schmunzelte und antwortete: "Das wäre zu schwer für meine zarten Flügelchen, da würden wir beide verletzt werden. Aber hab Geduld, kleine Raupe, bald wirst auch du ein bunter Schmetterling sein und durch die Lüfte flattern. Dafür brauchst du mich dann gar nicht." Die kleine Raupe war verwirrt und fragte: "Ich? Ein Schmetterling? Aber ich habe doch keine Flügel und kein buntes Kleid so wie du. Und viel zu schwer zum Fliegen bin ich auch." Daraufhin erklärte der bunte Schmetterling der kleinen Raupe: "Auch wenn es dir jetzt noch unmöglich scheint, so ist dies dein Weg. Hab Geduld, du wirst dich verpuppen und zu einem schönen bunten Schmetterling verwandeln! Dann zeige ich dir meine Lieblingsplätze und fliege mit dir durch die Gegend."
Und schwupps, davon flatterte der Schmetterling...
Die kleine Raupe war irritiert über diese Botschaft und konnte ihren Ohren noch immer kaum glauben. Ihr Mut, den bunten Schmetterling anzusprechen, wurde tatsächlich also belohnt! Plötzlich hatte die kleine Raupe Hoffnung, dass ihr Traum wahr werden könnte und sich ihr eintöniges Leben in das eines bunten, wunderschönen Schmetterlings verwandeln würde.
Diese Vorstellung war so herrlich für sie, sodass sie weiterhin Tag ein, Tag aus ihre Blätter fraß und ihr langsames Tempo kroch, ohne sich je wieder darüber zu beschweren. Bis, ja, bis eines Tages tatsächlich Zeit für ihre Veränderung gekommen war...
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