Was macht der Garten? Die ersten Pflanzen deuten an, dass sie „einjährig“ sind und auch nicht vorhaben, gegen dieses Schicksal zu rebellieren. Dafür steht die erste Sonnenblume, die wir uns selbst gezogen haben, jetzt in
voller Pracht!
Was hast Du gehört? Joy Denalane ist so eine Künstlerin, die ich natürlich immer irgendwie „auf dem Schirm“ hatte, mit der ich mich aber irgendwie nie näher beschäftigt habe. Jetzt hat sie, als erste*r deutsche*r Künstler*in überhaupt, ein Album bei Motown Records veröffentlicht, was mich natürlich neugierig gemacht hat. Und - siehe da - „Let Yourself Be Loved“ (
Spotify,
Apple Music) ist ein sattes Soul-Album, das ganz wunderbar zum Label passt (besser als manches, was dort in den 1980er und 1990er Jahren erschienen ist *hust*)!
Der Rapper Logic hat im Juli sein Abschiedsalbum „No Pressure“ (
Spotify,
Apple Music) veröffentlicht; für mich eines der besten Hip-Hop-Alben der letzten Jahre. Besonders der Schluss-Track
„Obediently Yours“, in dem er einen 74 (!!!) Jahre alten Kommentar von Orson Welles zum Thema Rassismus samplet („In a people's world, the incurable racist has no rights / He must be deprived of influence in a people's government / He must be segregated, as he himself would segregate the colored and Semitic peoples“, aber es geht noch weiter), hat mir schlicht den Stecker gezogen.
Letzten Freitag erschien dann endlich „Encounter“ (
Spotify,
Apple Music), das neue Album von Igor Levit (den ich in der gleichen Podcast-Folge als einen meiner aktuellen
celebrity crushes bezeichnet habe). Er spielt darauf Werke von Bach, Brahms und Reger, ich habe es erst einmal gehört, als ich eine sehr lange Schachpartie gegen das Kind gespielt habe, aber dazu war es der perfekte Soundtrack.
Was hast Du gelesen? Als das Thema Rassismus Anfang Juni, nach dem Tod von George Floyd, mal wieder in die Wohnzimmer von uns privilegierten
Weißen schwappte und ich mich zum ersten Mal intensiv mit den Hintergründen und meiner eigenen Rolle in diesem System beschäftigt habe (s.a.
Newsletter vom 4. Juni), habe ich beim Blick auf mein Bücherregal erschrocken festgestellt, dass wirklich
nahezu alle Bücher, die dort standen, von
weißen Männern geschrieben worden waren — und als nächstes sofort mit einer Freundin einen
diversity book club gegründet. Das erste Buch, das wir dort gelesen und (natürlich per Zoom) besprochen haben, war jetzt „The Hate U Give“ von Angie Thomas.
Es ist ein Jugendbuch (
young adult fiction klingt irgendwie cooler), in dem die 16-jährige Starr Carter, die als einziges Schwarzes Mädchen eine Privatschule besucht, mit ansehen muss, wie ein Polizist ihren besten Freund seit Kindertagen erschießt. Es kommt zu Unruhen und Verwerfungen innerhalb der Community und das alles kommt einem vor, als hätte man davon schon Dutzende Male gehört, weil es in den USA halt so verdammt alltäglich ist. Wir haben darüber gesprochen, was wohl die Zielgruppe für diesen Roman sein mag, und kamen zu dem Schluss, dass man als
weiße*r Leser*in dort eigentlich sehr gut viele verschiedene Aspekte des Themas Rassismus erklärt bekommt, die man auch in den einschlägigen Sachbüchern nachlesen könnte, wenn man denn wollte. Ja, es ist ein Jugendbuch und mitunter etwas plakativ und cheesy, aber auch sehr beeindruckend, weil es einen Alltag beschreibt, den wir uns allenfalls vorstellen können.
Irgendwie passend dazu ist in der britischen „GQ“ ein
Porträt von John Boyega erschienen, dem Finn aus den letzten drei „Star Wars“-Filmen. Es geht darin unter anderem um seine
Rede bei Black-Lives-Matter-Protesten in London und um die Erfahrungen, die er als Schwarzer Hauptdarsteller im „Star Wars“-Universum machen musste (beleidigt und bedroht von „Fans“ auf Social Media, von den Produzent*innen in Teil zwei und drei merkwürdig an den Rand gedrängt). Auch diese Lektüre: eher bedrückend.
Dan Kois fragt bei
„Slate“, warum der Pandemie-bedingte Online-Schulunterricht seiner 13-jährigen Tochter eigentlich um 7.50 Uhr beginnen muss. Es gibt wohl ein paar Argumente dafür (u.a. Arbeitsverträge und Betreuungssituation von Lehrer*innen), aber die Frage, warum man Kinder und Teenager zu Uhrzeiten mit „Stoff“ (sorry, ich finde das Wort so lustig unpassend!) zuballert, an denen sie wissenschaftlich erwiesen nicht auf der Höhe sind, kann man natürlich immer mal wieder stellen!
Was hast Du gesehen? Auf arte lief eine Dokumentation über „Menschenzoos“ (was ziemlich genau das ist, was man sich bei diesem Wort, das es eigentlich nicht geben dürfte, vorstellt), die man sich noch bis Oktober in der
Mediathek ansehen kann. Danach möchte man bei einer Hamburg-Reise vielleicht auf einen Besuch des dortigen Tierparks
verzichten.
Was hast Du gelernt? Das Wort „Aerosol“ spricht man [aeʁoˈzoːl], die russische Fluglinie [ɐɛrɐˈfɫot]. Beides nix mit „Ä“!