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Liebe Freundinnen und Freunde vom Wegesrand!

Bis vor Kurzem haben wir noch einen schönen Spätsommer genossen, jetzt zieht der Oktober recht herbstlich ins Land, und die Tage werden rasch kürzer. Wir wappnen uns gerade für den Winter und lagern viel Gemüse aus dem Garten ein. Wann immer es möglich ist, sind wir im Wald, um zu sehen, was der Herbst uns bringt und um unsere Seele auszulüften.

Vor wenigen Tagen haben wir uns zum ersten Mal dem großen Thema Pilze in einem Workshop gewidmet. Dabei ist uns, wie schon manchmal, die Zeit fast zu schnell vergangen. Aus diesem Grund mussten wir im Laufe der Woche noch einige gesammelte Zunderschwämme verarbeiten, die in vielerlei Hinsicht interessant sind: als "Zunder", aber auch in der Volksmedizin. Was man damit machen kann, erzählen wir euch etwas weiter unten im Newsletter.

Im Moment sind wir mit dem Sammeln und Verarbeiten vieler Wildfrüchte beschäftigt: Von Elsbeeren über Mehlbeeren bis zu Zürgelbaumfrüchten, Berberitzen und den Beeren des Gewöhnlichen Schneeballs haben wir schon viel gefunden. Lasst euch davon und von noch weiteren, wenig bekannten Früchten bei unserem Webinar am 7. Oktober erzählen. In diesem Newsletter geben wir euch einen kurzen Überblick über einige Wildfruchtarten aus der Familie der Rosengewächse. Manche Vertreter sind interessant, aber heute recht unbekannt und wenig genützt. 

Alle unsere kommenden Workshops werden wie geplant stattfinden, und wir freuen uns wie immer auf euch und das gemeinsame Arbeiten mit anschließendem Genießen! In diesem Herbst und Winter werden wir ab und an auch Wanderungen und Exkursionen mit anschließender Einkehr machen. Wir widmen uns auch hier unseren Themen aus der Selbstversorgung und der Pflanzenkunde und freuen uns schon auf Erkundungen mit euch! Die nächste Wanderung gibt es am 25. Oktober am Rande Wiens.

Alle Details dazu findet ihr auf der Website: https://www.abenteuer-am-wegesrand.at/events/

Bleibt bitte gesund und gönnt euch möglichst viele Auszeiten in der Natur!
Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen!
 
Liebe Grüße
Ronald und Christina

  • Webinar: Von Zürgelbaum bis Berberitze – Heimische Wildfrüchte erkennen und nützen
    freie Plätze
    mit Ronald und Christina
    Benötigt wird ein Computer mit Audio und Video. Der Link wird über Zoom bereitgestellt!
    Mittwoch, 7.10.2020, 18:00-20:00
    € 30,00 (inkl. Skript + Aufzeichnung)
  • Vorräte aus der Wildnis anlegen
    2 freie Plätze

    mit Christina und Ronald
    Sonntag, 18.10.2020, 10:00-17:30,
    Gesundheitszentrum am Grenzhof, Hauptstr. 34, 7201 Neudörfl
    € 90,00
  • Wanderung: Selbstversorgung im Herbst – Wildnis am Rande Wiens
    freie Plätze

    mit Ronald und Christina
    Sonntag, 25.10.2020, 11:00-15:00
    Treffpunkt: Wien Rodaun Waldmühle (Busstation)
    € 35,00
  • Streckmehle aus Wildpflanzen herstellen
    freie Plätze
    mit Christina und Ronald
    Sonntag, 15.11.2020, 10:00-17:00
    Volkshaus Mauerbach, Hauptstraße 220,
    3001 Mauerbach
    € 85,00

Mehlbeeren

Die Familie der Rosengewächse (Rosaceae) spielt im Obstbau eine bedeutende Rolle. Neben Marillen, Pfirsichen, Zwetschken, Äpfeln und Birnen sind vor allem verschiedene Vertreter der Mehlbeeren (Gattung: Sorbus) zu erwähnen. Sie gehören innerhalb der Rosengewächse zur Unterfamilie der Kernobstgewächse (Pyrinae) und sind aus ökologischer Sicht auch für viele Tier- und Insektenarten überlebensnotwendig. Diese Arten wachsen sowohl in Obstbaukulturen als auch in der freien Natur, wo sie uns als wertvolle Wildobstquelle zur Verfügung stehen. 

Alle Vertreter der Kernobstgewächse besitzen weiße, radiärsymmetrische Blüten, die in Trauben oder Rispen angeordnet sind. Die Frucht ist eine rundliche bis birnenförmige Apfelfrucht. Schneidet man eine reife Frucht mit dem Messer auf, so stellt man fest, dass sich innerhalb des Fruchtfleisches wie beim Apfel ein kleines Gehäuse mit Samen befindet. 
Die Früchte der Vertreter der Mehlbeeren eignen sich für viele kulinarische Zubereitungen, unter anderem auch für die Herstellung von Streckmehlen.

Hier eine Auflistung der wichtigsten Arten der Mehlbeeren:

Speierling (Sorbus domestica)
Der Speierling gehört in Österreich zu den gefährdeten Baumarten. Man schätzt, dass es im ganzen Land nicht viel mehr als 500 Exemplare gibt! Viele von uns haben noch nie einen Speierlingbaum gesehen, was nicht verwunderlich ist. Die Früchte dieses wertvollen Gehölzes sind birnenförmig und enthalten Tannine. Aus diesem Grund wird der gepresste Saft in geringen Dosen bei der Apfelweinherstellung zugesetzt.

Eberesche (Sorbus aucuparia)
Die Eberesche wird gerne auch als Vogelbeere bezeichnet. Ihre Früchte sind recht klein und je nach Sorte mehr orange oder mehr rötlich gefärbt. Da sie im frischen Zustand Parasorbinsäure enthalten, müssen sie vor dem Verzehr gekocht werden. In gekochtem Zustand eignen sich die Früchte für Kompotte, Gelees und Marmeladen. Man gewinnt auch den berühmten Vogelbeerschnaps aus ihnen.

Echte Mehlbeere (Sorbus aria) – auf dem Titelbild dieses Newsletters zu sehen
Die Echte Mehlbeere wächst besonders gerne auf Kalkböden und ist eine zu Unrecht eher wenig beachtete Wildfrucht. Die Früchte schmecken etwas mehlig und können genauso wie die der Eberesche verarbeitet werden. Allerdings sind sie nicht bitter und haben manchmal ein dezentes Bittermandelaroma. Man kann also kulinarisch so einiges mit ihnen anstellen. In der Volksmedizin werden sie in einigen Gegenden noch heute bei Entzündungen der Atemwegsorgane eingesetzt.

Elsbeere (Sorbus torminalis)
Die Elsbeere kommt in Österreich eher zerstreut, aber bei weitem viel häufiger als der Speierling vor. Sie gilt als sehr edler Baum, ihr Holz ist besonders hart und elastisch. Daher zählt es zu den teuersten Hölzern am Markt! Die Früchte sind geschmacklich erst bei Überreife bzw. nach Frost bekömmlich. Dann allerdings sind sie eine interessante, herbsüße Abwechslung. Der aus den Früchten gewonnene Schnaps ist übrigens sehr teuer: Für 1 Liter Schnaps benötigt man 100 Liter Maische!

Die Vielfalt des Zunderschwamms

Wir alle kennen Zunderschwämme. Jeder von uns hat sie schon hunderte Male im Wald gesehen. Sie wachsen auf den Stämmen geschwächter oder toter Buchen und Birken, manchmal auch auf anderen Laubbäumen.
Viele von uns haben schon einmal gehört, dass man Zunderschwämme anstatt von Räucherkohle zum Räuchern verwenden kann, was auch stimmt. Wie man die wertvolle Trama, so heißt das das Fleisch des Pilzes, dafür und für andere Zwecke nutzbar machen kann, wissen allerdings die wenigsten von uns.

Ein Zunderschwamm, der meist 10 bis 30 cm breit ist, lässt sich recht leicht vom Baum brechen. Danach wird es allerdings durchaus etwas knifflig:

 



Was benötigst du für die Bearbeitung des Zunderschwamms?
 
- 1 nicht zu kleinen, frischen Zunderschwamm
  von ca. 10 bis 15 cm Durchmesser
- 1 Hammer oder Fleischklopfer
- 1 große Schüssel mit Wasser
- 1 scharfes Messer


 
Die Kruste des frisch geernteten Zunderschwamms wird als erstes mit dem Fleischklopfer oder Hammer langsam etwas weichgeklopft. Anschließend legt man den Schwamm für mindestens eine Stunde in Wasser ein.
Danach wird die dünne Schale mit einem scharfen Messer abgeschält und die darunter liegende Trama, das Pilzfleisch, vom Rest des Schwamms, den Poren und dem Mycelkern, getrennt. Das kann durchaus etwas dauern! Die Trama wird nun in dünne Scheiben geschnitten. Die einzelnen Scheiben des gewonnenen Pilzfleischs können noch einmal weichgeklopft oder gleich getrocknet werden.

Die feinen, kleinen Lappen aus Pilzfleisch eignen sich wirklich hervorragend zum Anzünden, was im Übrigen schon in der Steinzeit bekannt war. Ebenso gute Dienste können sie als Auflagen auf entzündete Hautstellen oder Wunden leisten – hierfür eignen sich extra weich geklopfte Stücke besonders gut. Auch innerlich kann das Fruchtfleisch des Zunderschwamms eingenommen werden. In diesem Fall werden die Lappen am besten in kleine Würfel geschnitten und getrocknet aufbewahrt. Daraus bereitet man Tee in Form eines Dekokts zu und lässt 500 ml Wasser vermischt mit 2 Teelöffeln getrocknetem Pilz zugedeckt für etwa 10 Minuten kochen und danach noch 30 Minuten ziehen. Der Tee wird schluckweise über den Tag verteilt getrunken.
Man schreibt dem Zunderschwamm immunstimulierende, entzündungshemmende, antibakterielle und antivirale Wirkung zu. Die Palette der Beschwerden und Krankheiten, gegen die Zunderschwamm in der Volksheilkunde seit alters her verwendet wird, ist lange und reicht von Rheuma über Magenleiden bis zu Bronchitis. In China wird Zunderschwamm volksmedizinisch sogar bei unterschiedlichen Krebsarten eingesetzt. Hier wird sicherlich noch viel Forschung gefragt sein.
Zwei weitere interessante Anwendungsgebiete für das getrocknete Pilzfleisch sind seine Verwendung als Mückenschutz und als Stoff für die Herstellung von Hüten. Angeblich stellt man in Rumänien traditionell noch immer Hüte daraus her.
Falls im Spätherbst also einmal Langeweile herrscht, könnte ein Zunderschwamm geerntet werden und für verschiedene interessante Zwecke weiterverarbeitet werden.
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