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NEWSLETTER DER ABTEI KLOSTER ENGELTHAL
Anfang Oktober 2020
Sehr geehrte Empfänger dieses Newsletters,
liebe Freundinnen und Freunde von Kloster Engelthal,
 
Vielleicht sind unsere Gedanken zum Erntedank-Fest in diesem Jahr so vielschichtig, wie sich unsere Welt im Kleinen wie im Großen, in den alltäglichen Begebenheiten und in den besonderen Lebenssituationen für uns erleben lässt, in die wir jeweils in den vergangenen Monaten hineingestellt worden sind und durch die wir immer noch herausgefordert werden?  
Es sind sehr unterschiedliche Erfahrungen, die wir in unseren einzelnen Lebensumfeldern gemacht haben. Es gab Gott Dank viele Menschen, denen es trotz der großen Veränderungen, die sich infolge der Pandemie ergaben, möglich war, sich in den vergangenen Monaten durch zeitliche Freiräume bewusster mit ihrem Leben auseinandersetzen zu können, ihrem Leben neue Orientierungen geben zu können.
Aber auch für tausende Menschen führten die Auswirkungen der Pandemie in ihrem privaten und beruflichen Lebensalltag leider nicht zu einem „besinnungsfördernden Lockdown“, sondern – im Gegenteil – zu einem „open up“ all ihrer Ressourcen und oft genug über ihre verfügbaren Kräfte hinaus… Viele von ihnen haben dabei ihre physische und psychische Gesundheit aufs Spiel gesetzt, mit dem Verlust ihrer wirtschaftlichen Existenz, ja in ihrem unermüdlichen Einsatz für andere sogar mit ihrem Leben dafür „bezahlt“…
So mag es manchen von uns derzeit vielleicht sogar schwerer fallen, aus einem freiem, unbelastetem Herzen zu danken,
  • weil sie in Not um die persönliche und familiäre Existenz geraten sind durch entsprechende Veränderungen in Beruf, wirtschaftlicher Lage, durch soziale Krisensituationen, Krankheiten, schwere Schicksalsschläge und manches mehr…
  • weil u.a. die klimatischen Veränderungen unsere Lebenswelten hier wie in der Ferne durch Dürre, Überschwemmungen, Brände, Missernten, damit verbundene Kriege und Konflikte und Migration zu wachsender Not und Lebensbedrohung von inzwischen Abermillionen von Menschen geworden sind. (Allein laut der Welthungerhilfe hungerten 2019 weltweit 690 Millionen Menschen! Und alle 10 Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger…!)
  • weil die Auswirkungen einzig auf Macht- und Profitzuwachs ausgerichteter Polit- und Wirtschaftssysteme die globale Gesamtsituation zunehmend in einen „Kampf Reich gegen Arm“ pervertiert.  („Es herrscht Klassenkampf, meine Klasse gewinnt, aber das sollte sie nicht,“ so eine Formulierung von Warren Buffett.)
Die Klagen über Hunger und Elend, über Kriege, ungerechte Gesellschaftsstrukturen und verletzte Menschenwürde auf Kosten der Kleinen und Armen, der Kranken, Ausgegrenzten und Stigmatisierten sind so alt wie die Menschheitsgeschichte. Sie finden wir im Aufschrei der Beter in den Psalmen, im Protest und der Anklage alttestamentlicher Propheten, sie verdichten sich in der Bergpredigt Jesu und gipfeln in seiner Lebenshingabe für alle Ungerechtigkeit, Schuld und Not der Menschen.
Wie können wir also angesichts all der bedrängenden Situationen in unseren Lebenswelten von Staat, Gesellschaft, Kirche und privatem Umfeld zu einem „DENNOCH“ des Vertrauens auf Gottes Hilfe und Beistand finden?  Und wie können wir auch gerade darin einen tragenden Boden für eine Grundhaltung der Dankbarkeit unseres Herzens entdecken, erfahren und weiter stärken? Denn die zarte Pflanze existenzieller Dankbarkeit birgt in sich eine ungeahnte Kraft… Sie kann auch – so zeigen es uns immer wieder die Beter in den Psalmen und auch das Schicksal des Hiob – mitten in Not und Verlassenheit, in Gefahr und Todesbedrohung aufbrechen und aufblühen…!
So beten wir mit dem Psalmisten z. B. in der Komplet am Freitag: ZU DIR, o Herr, flüchte ich, lass mich doch niemals scheitern, befreie mich in deiner Gerechtigkeit! Neige dein Ohr mir zu, eile doch, mich zu entreißen! Sei mir ein Fels der Zuflucht, eine feste Burg, die mich rettet! …In deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, o Herr, du Gott der Treue.“ (Ps 31,1-3; 6 )
Oder in Psalm 40 heißt es: „Inständig rief ich zum Herrn, er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien. Er zog mich heraus aus der Grube des Grauens, aus dem Morast des Schlammes. Er stellte meine Füße auf Felsengrund, er hat meine Schritte gefestigt. Er gab mir ein neues Lied in den Mund, einen Gesang zum Lob unseres Gottes.“ (Ps 40,1-4)
 
Der „Samen“ für die kleine Pflanze Dankbarkeit liegt oft genug fast verborgen in den „Unscheinbarkeiten“ unserer (all-) täglichen menschlichen Begegnungen und persönlichen Erlebnisse wie auch Widerfahrnisse.
Die Chancen, die uns dazu täglich neu geschenkt werden, können uns zur lebendigen Erfahrung der unwandelbaren und unverbrüchlichen Liebe und Treue Gottes zu jeder / zu jedem Einzelnen von uns werden. Dadurch bergen sie auch ein quasi (positives) „epidemisches Potential“: Dankbarkeit des Herzens kann eine gleichsam „ansteckende“ Dynamik entfalten: Wir können uns täglich neu fragen, Ausschau halten, uns erinnern, wo diese kleinen Samenkörner zur Dankbarkeit in unserem Leben zu entdecken, zu schmecken und zu verlebendigen sind. Und das wirkt „ansteckend“ – auch auf andere Menschen!
 
Dann entsteht „ein neues Lied“ in meinem Mund – „ein Dank-Lied zum Lob unseres Gottes“:   
Lobe, den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! (Ps 103,1)
 
DANKE, Ihnen allen, für Ihre Verbundenheit mit uns Engelthaler Schwestern und für alle Unterstützung, die Sie uns besonders in den vergangenen Wochen und Monaten geschenkt haben!
Mit Ihnen und für Sie danken und beten wir am „Fest der Ernte“ besonders in der großen Danksagung, der Feier der Eucharistie, und wünschen Ihnen von Herzen täglich neu
 „die Entdeckung der reichen Ernte“ in Ihrem Leben!
 
Sr. Caterina Görgen OSB


 
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